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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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von Statur ist. Und Sie gehören zweifelsohne zu der ganz besonders maskulinen Sorte.“
    Schwester Denise bemerkte nicht , wie das Lächeln ihres Patienten urplötzlich erstarrte und zu Eis gefror. Sein Gesicht färbte sich aschfahl und selbst seine Atmung schien vor Grauen auszusetzen.
    Verspielt ließ s ie den Brei mit einem dumpfen Plopp in die Schüssel tropfen und kicherte leise, während sie in freudiger Erwartung fortfuhr, Alain Honig ums Maul zu schmieren: „Sie sind ein wirklich ausgesprochen kraftvoller Mann mit so starken Armen. Zweifellos würden Sie eine Frau selbst im ärgsten Sturm beschützen und warm halten können. Was könnte ihr schon passieren mit Ihnen an der Seite?“
    V erzückt strich sie sich das blonde Haar aus der Stirn und wandte sich mit aufreizendem Augenaufschlag Alain zu, erwartete sie doch für diese Lobhudelei den gebührenden Lohn. Beim Blick in sein Gesicht schüttelte Denise allerdings verwundert ihr hübsches Köpfchen.
    Stocksteif saß ihr Patient in seinem Bett, die weit aufgerissenen Augen auf den dickflüssigen Brei gerichtet, der träge vor sich hin tropfte. Alains Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei. Dicke Schweißtropfen bedeckten seine Stirn und liefen ihm die Schläfen entlang. Er schien sich immer mehr zu verkrampfen, bis er schließlich am ganzen Körper vor Anspannung zitterte. Er hörte nicht die Frage der jungen Frau, die sich besorgt nach seinem Befinden erkundigte, sondern stierte wie hypnotisiert und mit angehaltenem Atem auf die helle, zähe Pampe.
    Die unheimliche Stille machte der Schwester Angst. Sie trat an sein Bett, legte sacht ihre Hand auf seinen Arm und erkundigte sich: „Monsieur, was haben Sie? Geht es Ihnen nicht gut?“
    Durch seinen Körper ging ein heftiger Ruck. Röchelnd schnappte er nach Luft. Er schluckte immer schneller, letztlich aber vergebens, dann musste er sich übergeben.
    Vollkommen ernüchtert besann sich Denise auf ihre Arbeit und versuchte so gut wie irgend möglich, das Erbrochene von Alains Jacke und der Bettdecke zu wischen. Mit hektischen Flecken auf den Wangen eilte sie nach nebenan in das Badezimmer, riss wild fluchend ein frisches Handtuch aus dem Wäscheschrank und feuchtete es unter dem Wasserhahn an.
    Reglos ließ sich Alain von der Schwester die schweißnasse Stirn abtupfen und den Mund säubern. Es schien ihn nicht im Geringsten zu beeindrucken, was eben passiert war. Hatte er es etwa gar nicht registriert? Er schüttelte sich, als würde er nackt auf einer Eisscholle sitzen, und sank erschöpft auf das Kissen zurück. Er reagierte nicht einmal auf die Bemühungen der Schwester, ihm behutsam die verschmutzte Schlafanzugjacke von den Schultern zu streifen.
    Fassungslos schüttelte sie den Kopf und legte ihm die Blutdruckmanschette um den Oberarm mit der eigenartigen Narbe. Etwas Derartiges hatte sie wahrlich nie zuvor erlebt. Eben noch flirtete der Mann mit ihr auf Teufel-komm-Raus und dann, von einer Sekunde auf die andere und ohne jegliche Vorwarnung, fiel er in sich zusammen und verlor völlig die Kontrolle über sich. Himmelherrgott, warum musste ausgerechnet ihr das passieren? Ausgerechnet heute! Dabei hatte dieser Tag so viel versprechend begonnen.
    W ie sollte sie diesen Vorfall dem Fiesling Ferrard erklären? Ohne Frage würde er schreien und toben und sie vor versammelter Mannschaft dafür abkanzeln, weil sich unter ihren Augen der Zustand ausgerechnet dieses Patienten verschlechterte. Er hatte bereits angekündigt, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um den millionenschweren Erben Alain Germeaux ebenfalls in Zukunft zu seinen Patienten zu zählen. Und dafür war ihm jedes Mittel recht. Wirklich jedes, wie sie befürchtete.
    „Monsieur Germeaux, ich werde gleich Ihren Blutdruck messen. Erschrecken Sie bitte nicht.“
    Das tat sie dann an seine r Stelle, als sie die Werte ablas. Mit bebenden Händen trug sie das Ergebnis der Messung in sein Krankenblatt ein. Alains unbewegtem Gesichtsausdruck war nicht zu entnehmen, ob er sie verstanden hatte. Erleichtert registrierte Schwester Denise, dass seine Atmung allmählich ruhiger ging und sich die Starre seines verkrampften Körpers löste. Er war eingeschlafen.
    Mit hochgezogenen Augenbrauen wagte sie einen kritischen Blick in die Schüssel mit dem inzwischen lauwarmen Essen. Sie zuckte die Schultern – sooo schlecht sah es nun auch wieder nicht aus. Es roch nicht einmal unangenehm, wie sie fand. Vielleicht stand das verwöhnte Millionärssöhnchen ganz

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