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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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nicht die Metallverschlüsse der Box zu öffnen. Welch eine Genugtuung würde es ihm verschaffen, könnte er zusehen, wie dieses lediglich hundertfünfzig Gramm schwere Etwas, das frisch und munter in einer Perfusionslösung schwamm, an der Luft innerhalb von null Komma nichts unbrauchbar wurde.
    Zur Hölle mit Alain! Er hatte teuer für dieses lächerlich kleine Stück Fleisch bezahlt. Es war idiotisch, einfach unfassbar, dass ausgerechnet ihm das Leben des verhassten Bastards dreihundert Riesen wert sein musste! Welch sinnlose Verschwendung seines Geldes!
    Germeaux schüttelte sich. Die gleiche Summe wie der unbekannte Deutsche würde der saubere Doktor Ferrard noch vor der Operation von ihm erhalten. Aber was waren schon dreihunderttausend Dollar im Vergleich zu der Demütigung, dass gerade er Alain zum zweiten Mal zu dessen nichtsnutzigem Leben verhalf! Die rettende Niere würde ihn vor allem seinen Seelenfrieden kosten. Er würde es nie vor sich rechtfertigen können, das getan zu haben. Und er bereute dieses Geschäft bereits jetzt aus tiefstem Herzen.
    Doch seine Zeit würde kommen. Bei allen Heiligen, er musste bloß noch ein klein wenig Geduld aufbringen. Für sämtliche erlittene Schmach würde er sich rächen, das hatte er sich geschworen. Seit dreißig Jahren wartete er auf diese Gelegenheit und wusste, der Zeitpunkt für seine Rache rückte unaufhaltsam näher.
    A llein zu diesem einen Zweck weilte Beate Schenke, die Tochter seiner einstigen Geliebten, in Paris. Er würde sie dazu bringen, bereitwillig eine Hauptrolle in seinem Spiel zu übernehmen. Und dann Gnade ihnen Gott!
     

14. Kapitel
     
    Der Wind war bitterkalt und trieb die Menschen im Sturmschritt durch die Straßen hinein in ihre Häuser. Aber der bleischwere Himmel, der erdrückend über der Stadt lag, konnte Beate nichts anhaben. Sie lachte den Regen an und sprühte geradezu über vor Freude. Voll scheinbar grenzenloser Energie fühlte sie sich sogar imstande, Bäume auszureißen. Selbst Berge zu versetzen erschien ihr heute wie ein Kinderspiel.
    Endlich hatte sie es geschafft! Und das ganz ohne Hilfe ihres allmächtigen Vaters. Sie konnte sich nicht erinnern, wann zuletzt sie dieses Gefühl tiefer Befriedigung über eine gelungene Arbeit in sich verspürt hatte.
    Dabei war Pierre über alle Maßen erschüttert gewesen, als sie ihm eröffnet hatte, sich mittlerweile gehörig zu langweilen, nachdem sie die zurückliegenden Wochen mit ausgiebigen Einkaufsbummeln, Theaterbesuchen und stundenlangen Stadtbesichtigungen zugebracht hatte. Pierre hatte sie ungeachtet seines vollen Terminkalenders zu Soireen, in Galerien und Restaurants begleitet und ihr jede nur denkbare Zerstreuung geboten, für die sie selbstverständlich überaus dankbar war. Dennoch erschreckte sie die Aussicht, derartige Beschäftigungen zu einem Dauerzustand werden zu lassen.
    Sie wollte sich nun endlich einen Job suchen.
    Die Kinnlade war Pierre vor sprachlosem Entsetzen nach unten geklappt. Einen Job? Meinte sie … Arbeit?! Das träumte er wohl? Sie wollte arbeiten? Ausgerechnet sie! Seine Tochter! Die Tochter eines Germeaux! Sie wollte Geld verdienen wie jedes gewöhnliche Mädchen von der Straße?
    Einen Wimpernschlag später hatte er ihr den Vorschlag unterbreitet, sie in seiner Firma zu beschäftigen, da dies ohne Frage die beste Lösung für sie beide wäre. Auf diese Weise hätte er sie sogar tagsüber unter Kontrolle und sie keine Gelegenheit mehr, ihre Zeit bei dem Bastard zu vergeuden.
    Beate indes verfolgte eigene Pläne und wies sein Ansinnen mit nachsichtigem Lächeln zurück. Dann wollte er sie zumindest bei seinem Freund, einem Rechtsanwalt, unterbringen. Als sie ebenfalls dieses und all die anderen gut gemeinten Angebote höflich, aber bestimmt ablehnte, war die Enttäuschung deutlich auf seinem Gesicht zu lesen gewesen.
    Sie hatte seinem hartnäckigen Drängen nicht nachgegeben, war sie doch davon überzeugt, sich besser zu fühlen, wenn sie sich in Zukunft zumindest ihr Taschengeld selber verdienen könnte. In ihren Augen war es unvorstellbar, sich als emanzipierte Frau in absolute Abhängigkeit von einem anderen Menschen, von einem Mann, zu begeben. Allerdings würde gerade das über kurz oder lang passieren, wenn sie weiterhin in den Tag hinein lebte und sich auf den prall gefüllten Geldsäcken eines Pierre Germeaux ausruhte.
    Und heute hatte sie den Vertrag unterschrieben.
    Mit einer zärtlichen Geste, einen seligen Ausdruck auf dem verklärten

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