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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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weder dir noch Pierre Rechenschaft schuldig“, entfuhr es ihr atemlos.
    Alain nickte anerkennend und warf ihr plötzlich ein derart umwerfendes Lächeln zu, dass ihr siedend heiß wurde. Diese Augen! Dieser Mund! Diese verruchte Sinnlichkeit, die alles an ihm ausstrahlte – wenn er es denn zuließ. Sie würde in diesem Moment alles tun, was er von ihr verlangte! Bei dieser Vorstellung musste sie wohl sehnsüchtig geseufzt haben, denn Alain wandte sich ihr fragend zu. Einen Herzschlag lang schien in seinem Blick ein Hauch von Wärme zu liegen. Aber dann nahmen seine Augen wieder den gewohnt kühlen Ausdruck an und Beates Traum von einem friedlichen Miteinander platzte wie eine Seifenblase.
    Sie senkte den Kopf und starrte auf ihren Teller. Wie gerne hätte sie in dieser Sekunde mit dem Salat getauscht! Er war angemacht worden und blieb trotzdem völlig cool und gelassen. Und er wurde, verflucht noch mal, nicht rot, wenn man das Wort an ihn richtete!
    Sie musste den Verstand verloren haben, wenn sie auch bloß daran dachte zu tun, was ihm in den Sinn kam. Ihre Hände klammerten sich unwillkürlich fester um das Besteck. Die Gabel würde zwar nicht ganz so leicht bis zu seinem Herz durchdringen wie ein Messer, dafür würde sie auch nicht so schnell wieder herauseitern. Beate blinzelte, während sie mit der Gabel über den Tellerboden kratzte. Die Zinken würden verbiegen, ohne Frage, doch dieses Risiko musste sie eingehen. Vermutlich waren ihre Mordpläne sowieso vergebene Liebesmüh, da das Silberzeug an dem Stein in seiner Brust ohne nachhaltige Wirkung abprallen würde.
    „Es war … n ächste Woche werde ich die Stelle antreten. Beim Tourismusamt“, stammelte sie wie hypnotisiert. Eine geschlagene Minute später, in der sie beide schwiegen, fragte sie sich erschreckt, welcher Teufel sie geritten haben musste.
    „ So.“ Er sprach das Wort langsam und gedehnt. Seine klugen Augen blickten wissend. „Wird auch Zeit, wenn du mich fragst. Ich gratuliere zum ersten zaghaften Schritt in die Unabhängigkeit.“
    „ Ach, halt die Klappe“, entgegnete sie mit mehr mühsam beherrschtem Zorn, als es Alains freundliche Worte verdienten.
    Er hob seine Hände und applaudierte bedächtig. „Schlägst du dich eigentlich schon des längeren mit diesem Problem herum?“
    „Hä?“
    „Es scheint wirklich ernst zu sein.“ Seine mitleidsvolle Miene verstärkte sich und er seufzte theatralisch. „Verdammt ernst. Möglicherweise hilft es, wenn du künftig erst ins Unreine sprichst und es dann erneut probierst. Du stotterst, Süße“, fügte er schließlich zur Erklärung hinzu, als sie ihn unverwandt mit einem geistig minderbemittelten Ausdruck auf dem rotfleckigen Gesicht anstierte.
    „Was?“ Frustriert warf sie die Hände in die Luft, als müsste sie sich vor einer Kanonenkugel schützen, die auf sie zugerast kam. Ein wahrer Regen diverser Essensreste verteilte sich über das Tischtuch, da Beate nach wie vor ihr Besteck in den Händen hielt. Sie wusste, dass sie es später bereuen würde, trotzdem musste sie nachfragen. „Was, zur Hölle, willst du von mir?“
    Während er schwieg, musterte sie ihn in einer Weise, die er sich bloß so erklären konnte, dass sie offenbar ernsthaft versuchte abzuschätzen, in welche Schwierigkeiten er sie mit einer ehrlichen Antwort bringen könnte.
    Mehr als dir lieb wäre, lag ihm auf der Zunge. Aber er zwang sich zur Zurückhaltung, hoffte er doch später, wenn sie ihn besser kannte, noch ausreichend Gelegenheit für seine frechen Sprüche zu haben.
    „ Von dir? Um Gottes willen, gar nichts! Ich wollte mich lediglich erkundigen, ob du stotterst. An Aphasie leidest. Einen Sprachfehler hast. Schwierigkeiten, dich zu artikulieren.“ Er redete langsam und mit tiefem Ernst und betonte dabei seine Worte besonders sorgfältig, so als wäre Beate tatsächlich schwer von Begriff. Leider wurde seine glanzvolle Darbietung von dem Glitzern in seinen sündhaft blauen Augen zunichte gemacht, weil dieses seine Belustigung verriet. Er neigte leicht den Kopf und beugte sich unverschämt weit über den Tisch, damit ihm ihre Antwort auch ja nicht entging.
    „Nein.“
    „Das hatte ich gehofft. Wenn es nämlich das nicht ist, was …“
    Er hielt eine Sekunde entgeistert inne und sein Mund verzog sich zu einem Grinsen, das dem Teufel alle Ehre gemacht hätte. Mit gesenkter Stimme äußerte er schließlich: „Aaah, ich verstehe. Natürlich. Dass ich nicht gleich darauf gekommen bin. Dabei liegt es auf

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