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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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ganzen Körper wie Espenlaub, als er zwei Schritte vom Bett zurückwich und dabei über einen Hocker stolperte. Er riss beide Hände in die Höhe und schüttelte stumm den Kopf. Seine vor Schreck geweiteten Augen waren unverwandt auf Beate gerichtet – wachsam, voller Misstrauen. Aus seinem Gesicht war nicht nur alles Blut gewichen, wie sie fand, sondern sogar jeder Ausdruck von Leben. Wäre sie nicht überzeugt gewesen, allein im Zimmer zu sein, hätte sie vermutet, dass er einem Gespenst begegnet war.
    „Alain, du?“, gähnte sie schlaftrunken und räkelte sich mit einem wohligen Seufzer. Sie rieb sich über die Augen. „Oh Mann, ich woll te mich höchstens einen kurzen Moment ausruhen. Habe ich unsere Verabredung verpasst? Merde ! Ähm … wollte sagen: Mist! Tut mir echt leid. Wie spät ist es?“
    Weil er nicht antwortete, richtete sie sich auf, um ihre Uhr auf dem Nachttisch zu suchen. Dabei rutschte die Decke tiefer und entblößte eine nackte Brust. Feine Röte überzog ihr Gesicht, als sie es bemerkte und verlegen eine Entschuldigung murmelte.
    Er schien etwas sagen zu wollen und streckte seine Hand bittend aus. Aber er bekam keinen Ton über seine Lippen und ließ mit einer Geste erschreckender Resignation die Hand sinken.
    „Was hast du, Alain?“
    Er schluckte schwer und stammelte: „Ich … ich wollte dich nicht … wirklich nicht … ich habe …“
    Mit dem Ärmel seines blütenweißen Hemdes wischte er sich hastig den Schweiß von der Stirn, was hässliche Flecken auf dem seidenen Stoff hinterließ. Sein Atem raste wie nach einem Sprint.
    „Ich habe nichts gesagt“, versuchte Beate, ihn zu beruhigen. „Es macht nichts, dass du gekommen bist, um nach mir zu sehen.“
    Gleichzeitig fragte sie sich voll er Verwunderung, ob sie Alain mit ihrer Blöße wohl dermaßen geschockt haben mochte, dass er deswegen die Fassung verlor. Bisher hatte er nicht den Anschein erweckt, er würde in Gegenwart einer nackten Frau gleich in Panik ausbrechen. Genauso wenig konnte sie sich erinnern, mit ihrem Anblick jemals einen Mann in Schrecken versetzt zu haben. War es etwa purer Leichtsinn gewesen sich einzubilden, mit ihrem Äußeren nicht allzu sehr vom Durchschnitt abzuweichen? Obwohl sie größer als selbst die meisten ihrer männlichen Bekannten war, besaß sie doch alle gängigen Attribute einer Frau.
    „Ist schon in Ordnung, Alain. Du hättest mich ruhig früher wecken können. Ich hätte es dir ga nz sicher nicht übel genommen.“ Sie schaute fragend zu ihm hoch und erkundigte sich mit besorgter Stimme: „Kannst du mir mal verraten, was mit dir los ist? Du siehst aus, als wär’ irgendwas passiert, von dem ich wissen sollte.“
    „ Bea, ich will nicht, dass du … du musst nicht denken, dass ich … ich dich …“
    Er wankte noch ein Stück rückwärts, bis er gegen die Wand stieß, an die er sich Halt suchend lehnte.
    „Was?“ Beate konnte sich keinen Reim darauf machen, wieso er in ihr Zimmer gekommen war und nun so tat, als hätte es sich um ein Versehen gehandelt. Und sie begriff genauso wenig, was er ununterbrochen ohne Sinn und Verstand vor sich hin faselte. „Was denkst du, was ich denke, Alain?“
    G anz langsam begann ihr zu dämmern, welches Problem er haben mochte, und sie fühlte, wie ihr Herz zerriss. Musste sie in seinen Augen nicht annehmen, er würde eindeutige Absichten verfolgen, wenn er ausgerechnet dann in ihrem Schlafzimmer auftauchte, wenn sie sich allein mit ihm in der Villa befand? Wenn also niemand ihr Schreien hören würde, sollte er wie ein Lüstling über sie herfallen und sie sich gegen ihn wehren? Hatte er sie nicht sogar vor genau diesem Szenario gewarnt?
    Völlig benommen schloss sie die Augen und atmete mehrmals tief durch. Das durfte einfach nicht sein! Befürchtete er, sie könnte aus Angst vor ihm die Nerven verlieren? Das war doch wirklich absurd!
    „He, Mann , keine Panik“, bemühte sie sich um einen unbekümmerten Plauderton. „Du hast mir schließlich dein Wort gegeben, dass du mich nicht anrühren wirst. Darum geht es hier, nicht wahr? Alain! Ich. Vertraue. Dir.“
    Der scheue Blick, den er ihr sandte, sagte Beate, dass er ihr nicht glaubte. Der Blick, den sie Alain daraufhin zurückgab, bedeutete ihm, dass ihr d as vollkommen gleichgültig war.
    Dann widmete sie ihm ein unschuldiges Lächeln, hob ihre Hand und bewegte sie im Kreis. „Mach schon, dreh dich um.“
    Als hätte er erst in diesem Moment registriert, dass Beate nackt in ihrem Bett lag,

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