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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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wandte er ihr rasch den Rücken zu.
    „Danke“, vernahm er den unbeschwerten Ton in ihrer Stimme. „Weißt du, die Führung einer Horde von Doktoren und Professoren der Münchner Uni hat mich mehr geschafft, als ich mir anfangs eingestehen wollte. Wir hatten den ganzen Tag lang ‚Schlösser entlang der Seine’ auf dem Programm stehen. Das schlaucht, kann ich dir sagen. Bereits halb zehn. Lohnt es sich noch, zu Carlos zu gehen? Du musst in der Zwischenzeit halb verhungert sein. Ich hoffe, du bist nicht allzu sauer deswegen.“
    Sie hatte sich ihren Morgenmantel übergezogen und Alain, der nach wie vor nicht wagte , sie anzusehen, leicht an der Schulter berührt. Aufgeschreckt fuhr er herum. Beate zog seine zitternden Hände mitfühlend an ihre Brust und hielt sie fest. Mit sorgenvoller Miene schaute sie in seine umherirrenden, dunklen Augen. Sie blickten abwartend und vorsichtig, so als sei er permanent auf der Hut vor etwas, das sie nicht wissen konnte.
    Als hätten sie Dinge gesehen, von denen sie keine Ahnung hatte.
    „Alain, ich weiß nicht, welches Problem du hast, aber es scheint ein gewaltiges zu sein. Sag mir, was es ist. Ich möchte dir gern helfen.“
    Unsicher zuckten seine Schultern. Beate legte ihre Hände hinter seinen Kopf und verschränkte ihre Finger, sodass er gezwungen war , sie anzusehen. „Und versuche nie – niemals, hörst du? – mich zu belügen. Ich bin mir sicher, dass du Hilfe nötig hast.“
    Abrupt ließ sie Alains Kopf los, als sie sich der Vertraulichkeit dieser Geste und der überwältigenden Nähe des Mannes bewusst wurde.
    „Ich befürchte, jetzt habe ich dich erschreckt. Manchmal bin ich ziemlich impulsiv und handle völlig gedankenlos. Das hast du sicher längst selbst bemerkt und weißt, dass du nichts darauf geben musst. Was hältst du davon, wenn wir uns etwas zu Essen bringen lassen? Wir könnten es uns zu Hause gemütlich machen. Nur wir beide. Ganz allein. Und reden.“
    Mit Erleichterung stellte sie fest, dass sich Alain langsam beruhig te. Er stieß einen zittrigen Seufzer aus und ein unsicheres Lächeln versuchte sich auf seinen blassen Lippen zu behaupten. Sie konnte den Puls an seinem Hals wie einen Presslufthammer klopfen sehen und widerstand nur mit Mühe der Versuchung, die Hand beruhigend darauf zu legen.
    „Ich werde mir sofort etwas anziehen und in zehn Minuten erwarte ich dic h im Esszimmer, einverstanden?” Sie legte ihm die Hand auf den Arm und schob ihn vorsichtig wie ein rohes Ei vor sich her aus dem Zimmer. „Du solltest besser dein Hemd wechseln, bevor du dich erkältest. Es ist völlig nass geschwitzt.“
    Sie bemerkte nicht bloß, wie ihre Knie zitterten, als sie sich auf den Bettrand sinken ließ, sondern ebenso sehr das schmerzvolle Stechen in ihrem Herz. Es ging beinahe über ihre Kräfte, die einfältige Schnattergans zu spielen, obwohl sie am liebsten laut aufgeschrien hätte aus Sorge um Alain.
    Wovor hatte er solche Angst? Heute Morgen hatte er einen ganz und gar nicht gehemmten Eindruck auf sie gemacht. Doch allmählich beschlich sie das dumme Gefühl, dass sie umso weniger von ihm wusste, je länger sie ihn kannte.
    Würde ihr Alain Germeaux auf ewig ein Rätsel bleiben?

2 1. Kapitel
     
    „Ich habe uns Samosa, Murg Bhuna und Punjabi Biryani bestellt“, verkündete sie und registrierte beschämt, wie krächzend ihre Stimme klang. Der Mund erschien ihr ausgetrocknet wie die Wüste und sie war versucht, die Kristallkaraffe voll Wasser in einem Zug zu leeren. „Hoffentlich habe ich damit wenigstens annähernd deinen exklusiven Geschmack getroffen.“
    Warum fiel es ihr ausgerechnet im warmen Schein der hohen Kerzenleuchter so schwer , den Blick von Alain zu wenden? Suchte sie in seinen angespannten Gesichtszügen nach dem Grund für sein eigenartiges Verhalten in ihrem Schlafzimmer? Oder lag es an dem eng anliegenden Shirt, das er jetzt anstelle des Hemdes trug?
    Sie hatte , wann immer es ihr möglich war, seinen muskulösen Körper bewundernd angestarrt, obgleich sie dem bisher nie allzu viel Bedeutung beigemessen hatte – ganz nach dem Motto: Man kann ja mal gucken. Und seine elegante Erscheinung bot unbestritten ein Festmahl für Frauenaugen. Noch dazu für solch ausgehungerte, wie es ihre waren.
    H eute Abend indes kamen durch die Wahl seiner Kleidung die ausgesprochen breiten Schultern und sehnigen Oberarme und im krassen Gegensatz dazu die schmalen Hüften und das feste Gesäß besonders eindrucksvoll zur Geltung. Nein, mit

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