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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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nichts von „in die Sammlung einreihen“ oder „nur mal im Vorübergehen“ zu merken gewesen.
    Mensch, hör bloß auf! Das alles ist blanker Unsinn! rüffelte erneut die gehässige Stimme tief in ihr drin. Du weißt genau, dass Alain ein ebensolcher Pedant ist wie Pierre. Er liebt ganz einfach den Perfektionismus. Guck dir seinen vollkommenen Körper an – Nein, besser nicht! –, denk an sein summa cum laude beim Studium. Und wenn er küsst, dann macht er aus Gewohnheit sogar das gründlich und genau. Führ‘ dich nicht auf wie ein verknallter Teenager! Du müsstest wirklich besser wissen, wie das läuft. Du bist nicht sein Typ! Er hasst alles Deutsche, Schätzchen, schon vergessen?
    „Was?“ Hatte er überhaupt etwas gesagt? „Was willst du?“
    „Dass du nicht mehr so kratzbürstig bist, Bea.“
    „Vergiss es. Geburtsfehler.“
    „Einen Waffenstillstand mit dir schließen.“
    „Das haben wir bereits einige Male versucht“, knurrte sie. „Vergeblich, wie dir nicht entgangen sein dürfte.“
    „ Trotzdem möchte ich dich für heute Abend zum Essen einladen. Qu’est-ce que dirais d’un rendez-vous? “
    „ Du spinnst wohl? Ein Rendezvous? Mit dir?“
    Sie hielt inne und überlegte. Was sollte diese Anwandlung von gleichbleibender Freundlichkeit? War er wieder einmal krank? Skeptisch musterte sie Alain, aber sie konnte keine offensichtlich boshaften oder arglistigen Absichten in seiner ernsten Miene erkennen.
    „Denk an den leeren Kühlschrank“, drängte er mit sanfter Stimme. „Einfach nur Essen gehen. Unverbindlich. Essen. Eventuell auch … reden. Auf neutralem Boden. Unter den wachsamen Augen Dutzender.“
    „Mmmh.“ Mit dieser halbherzigen Zusage hoffte sie, langwierigen Diskussionen darüber zu entgehen, weshalb sie sich nicht unbedingt in der Öffentlichkeit mit ihm zeigen wollte. Eine Einladung zum Essen hatte etwas von einem Date an sich.
    Der Uhrzeiger rückte bedrohlich schnell vorwärts. Sie musste gehen. Und sie kannte Alains Hartnäckigkeit, mit der er sie nicht eher verschonen würde, bis sie ihm die Antwort gegeben hatte, die er haben wollte.
    „ Von mir aus.“
    „ Es gibt keinen objektiven Grund, dass wir uns in Zukunft aus dem Weg gehen müssen.“
    „ Weshalb sollte ich dir aus dem Weg gehen?“, echote Beate. Sie kramte die großäugige, kleine Unschuld vom Lande aus dem abgewetzten Beutel ihrer schauspielerischen Aktivitäten während der Schulzeit hervor. „Ich habe keine Ahnung, was du meinst.“
    „Mach mir nichts vor.“
    Sie versuchte mit einer gerunzelten Stirn ihr Glück.
    „Bea, ich bin nicht das Jungfrauen verschlingende Ungeheuer, für das du mich vermutlich nach wie vor hältst.“
    „Und ich bin nicht die Jungfrau, für die du mich hältst“, gab sie keifend zur Antwort und verfluchte sich, weil sie schon wieder eine verräterische Hitze in sich aufsteigen fühlte.
    Mensch, Beate, das war ein Scherz! Was ist los mit dir? Du hast dich während der vergangenen vier Jahre mit Unmengen von Männern umgeben, wobei es weiß Gott nicht immer harmlos und sauber zuging. Und bei diesem einen, ausgerechnet bei diesem, wirst du rot wie eine … tatsächlich wie eine alte Jungfer! Reiß dich endlich zusammen!
    „D avon würde ich mich gern selbst überzeugen.“
    „Keine Chance!“
    Er machte sich nicht einmal die Mühe zu verbergen, wie er sich über ihre offen zur Schau getragene Verlegenheit amüsierte. Und wie er sich auszurechnen versuchte, wie seine Chancen bei ihr in Wirklichkeit standen.
    „Ich frage mich, warum du dann jedes Mal die Gesichtsfarbe wechselst, wenn ich mit dir rede.“
    Enerviert winkte sie ab und stolzierte hoch erhobenen Hauptes um den Küchentisch herum. Bloß nicht in seine Nähe kommen! Mit Sicherheit hätte sie ihre Führung sausen lassen und diesen Kerl an seinen furchtbar langen Haaren hinter sich her in ihr Zimmer geschleift. Oder ihn der Einfachheit halber gleich hier zu Boden gezerrt und nicht mehr gehen lassen.
    Ohne ein weiteres Wort an ihn zu verschwenden, drehte sie sich um .
    U nd lief prompt gegen die geschlossene Tür.
    „Also um acht. Ich freue mich darauf“, hörte sie Alain noch rufen, bevor sie mit betont forschen Schritten die Treppen zu ihrem Zimmer empor stapfte.
     
    Ich freue mich darauf, geisterte seine vergnügte Stimme den ganzen Tag über durch Beates Hinterstübchen.
    Doch von jener Leichtigkeit war nichts mehr zu spüren, als Alain in diesem Moment zu Tode erschrocken vom Boden aufsprang. Er zitterte am

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