Toedliche Luegen
lassen. Nun, um ehrlich zu sein, sie haben keine Ahnung, wo ich bin. Und es wird sie auch nicht interessieren.“
Sie biss sich auf die Unterlippe und knetete ne rvös ihre Hände. „Bist du noch immer der Meinung, ich gehöre nicht in eure Familie? Dass ich nicht Pierres Tochter bin?“
„Ich werde dir sagen, wo du hingehörst.“ Er bemerkte ihren erschreckten Gesichtsausdruck und verstummte augenblicklich. Hatte sie ihn nicht selbst vor wenigen Minuten aufgefordert, die Wahrheit zu sagen? Wovor hatte sie jetzt Angst? Er schlug die Lider nieder und versuchte, sich seine Empfindungen aus dem Blick zu wischen.
„Was ist aus Suse nach dem Untergang ihres Schiffes geworden?“
Beate atmete unhörbar auf. Sie war froh über den Themenwechsel und dankte Alain für sein Feingefühl mit einem schwachen Lächeln. „Ich rufe ständig bei ihren Eltern an, obwohl die mich nicht ausstehen können. Angeblich übe ich einen schlechten Einfluss auf ihre Tochter aus. Suse selber ist telefonisch nicht zu erreichen. Es geht ihr gut, sagen ihre Eltern.“
„D och das hört sich nicht wirklich gut an.“
Alain klang aufrichtig besorgt und Beate wunderte sich ein weiteres Mal über sein Interesse an ihren Freunde n.
2 3. Kapitel
„Lass uns zu ihr fahren.“
„?“
„Suse ist deine beste Freundin , stimmt doch?“
„Ja, aber …“
„Du hast sie lange nicht gesehen. Und sie antwortet nicht auf deine Briefe. Auch richtig?“
„Jaaa.“
„Ist das nicht Grund genug, etwas zu unternehmen? Offenbar hat sie Probleme.“
Sein Blick ruhte durchdringend auf ihr, bevor er leise weitersprach: „Genau wie du, Bea. Vor einem halben Jahr noch ward ihr unzertrennlich. Eine Freundschaft sollte man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, denn es gibt nichts Schlimmeres, als allein zu sein. Du kannst mir glauben, ich weiß, wovon ich rede.“
Entschlossen s tellte er sein Glas auf den Tisch. Mit einer für ihn typischen, fließenden Bewegung, die einen Vorgeschmack auf seine Kraft und Entschlossenheit gab, erhob er sich von seinem Platz und baute sich hinter seinem Stuhl auf.
„Komm!“ Seine Augen leuchteten, als er sich über die Stuhll ehne zu Beate beugte, ihr seine Hand entgegenstreckte und ungeduldig mit den eleganten Fingern winkte. „Nun komm schon! Fahren wir. Sofort! Man sollte festhalten, was man besitzt, vor allem wenn es so etwas Kostbares ist wie eine Freundschaft.“
Lieber Himmel , auf Ideen kam dieser Kerl! Aber seine Worte waren ernst gemeint, wie sie trotz des Lächelns um seinen Mund mit einem einzigen Blick in seine Augen bemerkte.
„Du hasst alles, was mit uns Deutschen zu tun hat“, erinnerte sie ihn an seine eigenen Worte.
„ Damit habe ich ganz schön dick aufgetragen, was? Hast du das wirklich für bare Münze genommen? Dann musst du noch viel über mich lernen.“
„ Hältst du mich für blöd? Du hast das genau so gemeint, wie du es gesagt hast! Und du bist keiner, der von heute auf morgen seine Meinung ändert.“
„Kluges Mädchen.“
Herrgott noch mal! Wieso also hatte er dann seine Meinung geändert? War ihr irgendetwas entgangen?
„Und jetzt würdest du nach Deutschland fahren? Freiwillig?“, vergewisserte sie sich noch einmal.
Lässig wippte Alain auf dem Fußballen vor und zurück , kratzte sich verlegen am Hinterkopf und hob abwehrend die Hände. „Natürlich nicht deinetwegen. Ganz bestimmt nicht.“
In seinen Augen lag kein Spott, nicht die Spur von Arroganz, sondern nichts als Sehnsucht und eine seltsame Trauer. Und das war verführerischer als die wilde Leidenschaft, mit der er sie am Morgen überrascht hatte. Ein Lächeln zauberte einen weichen Zug auf sein Gesicht, worauf Beates Herz vor Verlangen Purzelbäume schlug. Wann zuvor hatte sie Alain derart ungezwungen und redselig erlebt wie heute? Ohne Pierres Anwesenheit schien sein eisiger Panzer Stück für Stück aufzutauen, sodass darunter ein sympathischer, verständnisvoller und liebenswerter Mensch zum Vorschein kam.
„ Ich habe einen Universitätsabschluss in Germanistik, ohne ein einziges Mal in meinem Leben in Deutschland gewesen zu sein, kannst du dir das vorstellen? Wäre das nicht die passende Gelegenheit für die Beseitigung dieses Fauxpas?“
Voll B egeisterung für seine Idee konnte er an nichts anderes mehr denken. Und er hatte auch nicht vor, sich von diesem verlockenden Gedanken abbringen zu lassen. Ein paar Tage mit Beate zusammen sein! Nur sie beide. Gemeinsam in einer fremden Stadt, wo
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