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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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und damit diesen Schlag ins Gesicht förmlich herauszufordern? Er war ein Idiot, der über seine Gefühlsduselei aufgehört hatte, klar zu denken.
    Statt weiter über mögliche Folgen ihrer unverfrorenen Behauptung nachzudenken oder sich auf tief greifende Diskussionen mit Alain einzulassen, wechselte Beate kurzerhand das Thema. „Sag mir, was damals mit Juliette passierte.“
    Nur ein Kuss! hämmerte es in seinem Kopf. Was ist schon ein Kuss? Ihre Worte schnitten sich wie Rasierklingen kreuz und quer durch sein Inneres. Das war nicht ernst zu nehmen.
    Bedeutete er ihr denn überhaupt nichts? Täuschte sie ihn dermaßen gekonnt, dass er es nicht bemerkte?
    Aber n ein, sie hatte seinen Kuss erwidert! Und ihr Herz hatte dabei schneller geschlagen.
    Er räusperte sich einige Male, ehe er ihr m it gesenkten Augen antwortete: „Ich hatte Freunde eingeladen. Wir haben gefeiert, getrunken, wahrscheinlich viel zu viel. Damals fanden wir das cool . Pubertierende Jungs eben, noch nicht ganz trocken hinter den Ohren, doch wir fühlten uns unheimlich erwachsen. Es waren … natürlich waren auch einige Mädchen da. Julie brachte Essen und Getränke. Irgendwann lag sie neben mir, auf meinem Bett, in Tränen aufgelöst. Ihr Gesicht war voll Blut. Irgendjemand hatte sie geschlagen. Sie …“
    Alains Kopf schoss nach oben. Lauernd musterte er Beate und stieß hervor: „Du glaubst mir kein Wort.“
    „ Sag mir die Wahrheit und ich werde dir glauben. Warst du es?“
    „Nein.“
    „Dann müssen wie nie wieder darüber reden.“
    S ie glaubte ihm wirklich und hoffte, er würde es ihr gleichtun.
    „Alain, dieser Doktor Ferrard hat mit mir nach deiner Einlieferung in die Klinik über dich gesprochen. Du weißt schon, über deine Verletzun gen.“
    Sie bemerkte die Entrüstung auf seinem Gesicht , legte ihm die Hand auf den Arm und bat sanft: „Lass mich erst ausreden. Anfangs wollte ich nichts davon hören, von dir und deinen Verletzungen, was nur zu verständlich sein dürfte, nachdem du mich Minuten vorher aus dem Zimmer gekantet hattest. Andererseits war mir Ferrard noch viel unsympathischer als du. Und ist es nach wie vor, mag er auch ein noch so guter Chirurg sein und dir das Leben gerettet haben. Mir war damals vollkommen egal, welche Probleme es mit dir gab. Von mir aus solltest du das Zeitliche segnen und auf ewig in der Hölle schmoren. Ich hätte dir keine einzige Träne nachgeweint. Im Gegenteil, wahrscheinlich hätte ich sogar noch ein paar Kohlen auf ’s Höllenfeuerchen geworfen, um ganz sicher zu gehen.“
    „Was wollte Ferrard von dir?“
    „In seiner penetranten Art und Weise verlangte er, dass du Anzeige erstattest. Anzeige gegen Unbekannt wegen gefährlicher und vorsätzlicher Körperverletzung.“
    Er antwortete mit einem Lachen, das alles andere als lustig klang . Frustriert lief er vor dem Tisch auf und ab und fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. „Ah ja. Und seitdem du weißt, was man mir angetan hat, glaubst du, vor mir sicher zu sein?“
    „Ich weiß , du würdest niemanden absichtlich verletzen. Du hast am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, einem Menschen ohne Sinn und Verstand Schmerzen zuzufügen. Außerdem bist du selbstbewusst genug, um darauf zu vertrauen, dass sich die Frauen um dich reißen.“
    Er schloss die Augen und schluckte gequält.
    „Du warst doch bei der Polizei und hast Anzeige erstattet?“
    Sein Atem ging schwer, als er Beate erklärte: „Ich weiß nicht, wer es getan hat, wen ich anzeigen und gegen wen ich meinen Hass richten soll. Und so trifft es … Unschuldige wie dich. Ich höre diese Stimme, jede Nacht höre ich, wie jemand sagt: Wir kommen wieder. Er ist zum Greifen nah, trotzdem bekomme ich ihn nicht zu fassen, ein großer, dunkler Schatten, der mich verfolgt. Und immer ist da die Angst, er könnte schneller sein als ich und mich einholen.“
    Er hatte ihre Frage nicht beantwortet. Er wollte sie nicht belügen, also tat er einfach, als hätte er sie nicht gehört.
    „Es tut mir sehr leid, Alain“, sagte sie traurig, weil er ihr nicht vertraute. „Ich möchte dir gern helfen. Nur weiß ich nicht wie.“
    „Ich schon und es ist im Prinzip ganz simpel. Wenn du darauf bestehst, rufe ich sogar in Brest an und gebe Germeaux Bescheid. So eine Luftveränderung tut gut, du wirst sehen. Außerdem brauche ich Abstand von dem, was in letzter Zeit passierte. Erst vorgestern hat mir Doktor Ferrard zu etwas Erholung vom Studienstress geraten. Nach der Transplantation

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