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Tödliche Märchen

Tödliche Märchen

Titel: Tödliche Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gelbe Pullover.«
    »Du hast es erfaßt.«
    Ich grinste. »Steht dir gut.«
    »Man muß auch etwas tun. Die Konkurrenz ist groß.«
    Ich produzierte einen treuherzig wirkenden Augenaufschlag. »Aber doch nicht bei dir und mir.«
    »Hör auf zu lügen, Geisterjäger. Hast du die Nachricht gefunden?«
    Glenda fragte mich dies, als ich den ersten Schluck Kaffee nahm, und ich nickte. »Ja, das habe ich. Kennst du denn diese Mrs. Finley?«
    »Nur dem Namen nach.«
    »Sie hat auch nicht gesagt, was sie will?«
    »Nein, ich fragte zwar nach, aber sie sprach von einer dienstlichen Angelegenheit, die in dein Gebiet fällt. Zu weiteren Aussagen konnte ich sie nicht zwingen.«
    »Das wäre auch hart gewesen.«
    Glenda zog sich zurück. »Wird Suko erst gegen Mittag erscheinen?«
    »Ja. Vielleicht bleibt er auch den ganzen Tag über weg. Du kennst ihn ja. Wenn er einmal auf der Matte steht, kann man ihn so leicht nicht mehr bremsen.«
    »Das weiß ich.«
    Glenda ließ mich mit dem herrlichen Kaffee, den Morgenzeitungen und den Meldungen der letzten Nacht allein. Es war nicht viel passiert, vor allen Dingen nichts, womit ich hätte etwas anfangen können. Also las ich die Zeitung.
    Viele Nachrichten waren traurig. Ob krumme Waffengeschäfte der Amerikaner oder große Umweltschäden auf dem europäischen Festland, wenn man das las, konnte man schon anfangen, an dieser verdammten Welt zu zweifeln.
    Die Besucherin war pünklich. Um neun Uhr klopfte Glenda und brachte die Frau in mein Büro.
    Ich stand auf und lächelte Ruth Finley entgegen. Sie trug keine Unifonn. Das grüngraue Kostüm mit dem Fischgrätmuster fiel locker. Unter der Jacke sah der Blusenstoff weiß wie frisch gefallener Schnee aus. Als Farbklecks zierte eine rote Schleife den Kragen.
    Ich hatte selten eine Frau gesehen, die eine so wirre Haarpracht besaß wie Ruth Finley. Sie hatte bestimmt Mühe, die rotblonden Strähnen jeden Morgen zu bändigen. An der hinteren Kopfseite waren sie mit Gummis zusammengebunden. Auf der etwas blassen Gesichtshaut verteilten sich zahlreiche Sommersprossen. Die Augen besaßen eine leicht grünliche Farbe.
    »Bitte, nehmen Sie doch Platz, Kollegin«, sagte ich und deutete auf den Besucherstuhl.
    Als sie sich setzte, brachte auch Glenda frischen Kaffee. An mich hatte sie ebenfalls gedacht.
    Ruth stellte ihre Umhängetasche auf beide Oberschenkel und verkrampfte die Hände in das weiche Leder.
    Als ich trank, nahm sie auch einen Schluck, nickte anerkennend und fragte: »Das ist doch kein Automatenkaffee?«
    Ich winkte hastig ab. »Um Himmels willen, lassen Sie das nur nicht meine Sekretärin hören. Die reißt Ihnen die Haare einzeln aus.«
    »Ein paar weniger könnten nicht schaden«, kommentierte sie lächelnd.
    »So habe ich das aber nicht gemeint.«
    »Ich weiß. Kommen wir zur Sache.«
    »Dienstlich oder privat?« fragte ich.
    Ruth wurde leicht rot, weil sie die Frage wohl mißverstanden hatte, und sie erwiderte dann: »Beides, kann man sagen.«
    »Bitte.«
    »Ich bin Witwe, Mr. Sinclair, und habe für einen zwölfjährigen Sohn zu sorgen. Um Jason drehte es sich im Prinzip.« Sie begann mit ihrem Bericht, und ich war froh, eine Kollegin vor mir sitzen zu haben, denn sie hielt sich an Fakten und ließ auch wichtige Einzelheiten nicht aus, so daß ich mir ein Gesamtbild machen konnte. Notizen brauchte ich mir nicht zu machen, dazu war der Fall zu einfach.
    »Das war's eigentlich, Mr. Sinclair«, sagte sie zum Schluß. »Jetzt sind Sie an der Reihe.«
    »Hm.« Ich nickte. »Eine Frage zuvor noch, Mrs. Finley. Glauben Sie Ihrem Sohn?«
    »Ja. Die beiden uniformierten Kollegen tun es nicht. Aber sagen Sie doch bitte Ruth.«
    »Okay, ich bin John.«
    »Wu nderbar.«
    »Sie haben aber die Skelettfratze nicht mit eigenen Augen gesehen?«
    »Nein, ich muß mich da auf Jason verlassen. Ehrlich, John, ich kann es mir kaum vorstellen, vor allen Dingen nicht bei dieser Person.«
    »Sie meinen Grandma Gardener?«
    »Natürlich.«
    »Das ist auch für mich das Problem«, gab ich zu. Auch ich kannte Grandma Gardener. Zwar schaltete ich nicht die Märchenstunde ein, aber einige Male hatte ich sie schon gesehen.
    Das war dann mehr ein Zufall gewesen. Ich rief mir das Gesicht ins Gedächtnis zurück. Die ältere Frau sah sehr lieb aus, wie man sich eine Märchenoma eben vorstellte. Nett, kinderlieb, immer freundlich und Spaß daran habend, Geschichten zu erzählen.
    Ich zündete mir eine Zigarette an und trank noch Kaffee. Den Rauch blies ich in

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