Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Märchen

Tödliche Märchen

Titel: Tödliche Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
erlebt?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Ich erzähle es später.«
    »Dann hätte ich auch nicht auf dich zu warten brauchen, Mensch.«
    »Genau, das hättest du auch nicht.«
    Nicole war von nun an beleidigt. Sie sprach erst in der Klasse wieder, dann aber beschwerte sie sich bei Tiggy Blaine über Jason.
    »Der ist vielleicht blöd. Hat mir nichts gesagt, den ganzen Weg über. Dabei ist er ja gegangen.«
    »Und?« fragte Tiggy.
    Aus dem Hintergrund näherte sich Ernie Grey. Die vier drückten sich in eine Ecke im Hintergrund des Klassenzimmers, steckten die Köpfe zusammen und tuschelten.
    Sie hatten die Kassette alle gesehen und auch die entsprechenden Nachrichten erhalten. Aber nur Jason hatte Grandma Gardeners Befehl auch in die Tat umgesetzt.
    »Was war denn?« fragte Tiggy. Er war der neugierigste unter den vier Schülern.
    »Wie sie gesagt hat.«
    »Warst du auf dem Friedhof?«
    »Klar.«
    »Und?« Ernie Grey strich durch sein dunkles Haar. »Hast du mit deinem toten Dad reden können?«
    Jason schüttelte den Kopf. »Warum denn nicht?«
    »Ich hatte auf einmal Angst. Sie war da, kam sogar zum Grab, aber da hat sie sich verändert.«
    Die drei Kinder schauten den Sprecher so gespannt an, daß sie nicht merkten, wie ihr Mathematik-Lehrer die Klasse betrat. Sie flüsterten noch über die Kassette, als ihnen plötzlich die Stille auffiel. Synchron drehten sie sich um.
    »Aha«, sagte der Lehrer. »Aufgewacht. Ich hoffe doch sehr, daß ihr euch über mathematische Probleme den Kopf zerbrochen habt.«
    »Nicht so direkt«, sagte Nicole. Sie war von den vieren stets die vorlauteste Person.
    »Dann komm du mal gleich zu mir an die Tafel und zeige mir, was du kannst.«
    Nicole schlich hin, ohne nach links oder rechts zu schauen, weil sie die schadenfrohen Blicke der anderen Mitschüler nicht sehen wollte. Natürlich legte der Lehrer sie mit der Aufgabe herein. Das Mädchen war in diesem Fach sowieso keine Leuchte.
    Auf dem Rückweg lächelte sie.
    »Ich kenne Schüler, die haben bei mir geweint«, sagte der Pauker.
    Wie immer konnte Ernie den Mund nicht halten. »Muß aber in einem anderen Leben gewesen sein.«
    Der Lehrer nahm den Zeigestock auf. »Dann zeig du mir mal, was du in deinem Leben gelernt hast.«
    So ging das weiter. Mal locker, mal bissig. Die Schüler kannten ihren Lehrer. Der schrieb eiskalt schlechte Noten und lächelte noch dabei. Sie waren froh, als es schellte, bekamen dann Hausaufgaben auf, die sich gewaschen hatten.
    Die meisten protestierten lautstark, womit sie den Mann in seinem braunen Anzug nicht beeindrucken konnten. Der nahm seine Tasche und verschwand.
    In der Pause trafen sich die vier in ihrer Stammecke. Im Sommer schwebte über ihnen das Laub an den Ästen der dicken Eiche. Jetzt war alles kahl. Durch Zwischenräume schimmerte der graue Himmel.
    »Du hast es ja geschafft«, sagte Nicole. »Aber heute sind wir dran.«
    »Nicht mit der Kassette«, widersprach Tiggy. »Die Alte holt uns doch ab.«
    Die anderen nickten. Sie schauten zu Boden und fühlten sich nicht besonders. Jason hatte bereits sein Erlebnis hinter sich. Was ihnen bevorstand, wußten sie nicht, aber sie hatten es nicht anders gewollt. Ein Spiel mit dem Schrecken. Es sollte mal etwas anderes sein.
    »Märchen wird sie uns bestimmt nicht erzählen«, sagte Ernie. Er lachte. Es klang aber nicht befreiend.
    »Wenn etwas passiert, ist es Nicole schuld«, sagte Tiggy. »Sie hat die Gardener angeschrieben.«
    »Das hatten wir so besprochen.« Nicole bekam einen roten Kopf bei ihrer Verteidigung.
    »Ja, ja, schon gut.« Jason winkte ab. »Wir werden es überstehen. Wir sind zu viert.«
    »Du hattest aber Angst.«
    Jason nickte Tiggy zu. »Klar, ich war allein auf dem Friedhof. Dann kam Grandma Gardener wie ein Geist an. Dann hat sie sich noch verwandelt. Die hatte plötzlich einen grünen Schädel, versteht ihr? Das war hart.«
    Nicole verzog die Lippen. »Ob sie mit uns auch auf den Friedhof geht?«
    Sie bekam keine Antwort.
    Nur Jason meinte: »Jedenfalls ist sie etwas Besonderes. Ich habe von ihr geträumt, und da kam es mir vor, als würde sie neben mir stehen und mit mir sprechen. So deutlich war das zu hören.«
    »Und du hast ihren Schädel gesehen?«
    »Am Fenster, Nicole.«
    Das Mädchen schleuderte ihren Pferdeschwanz schräg über die Schulter. »Sollen wir die Sache nicht doch lieber abblasen.« Sie schaute ihre Freunde an. »Wer ist dafür?«
    Tiggy trat altes Laub zur Seite. »Ich nicht.«
    »Und du, Ernie?«
    »Das ist

Weitere Kostenlose Bücher