Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Märchen

Tödliche Märchen

Titel: Tödliche Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Mister?«
    »Nein, sehe ich so zahlungskräftig aus.«
    »Eigentlich nicht, aber nicht jeder protzt.«
    »Keine Sorge, Mister. Ich habe es nicht erworben, sondern eine Bekannte von mir. Sie werden sie vielleicht aus dem Fernsehen kennen. Grandma Gardener, die Märchentante.«
    »Ach die.« Er winkte ab. »Die kennen meine Enkel sehr gut. Sie verpassen kaum eine Sendung. Das wird die Burschen aber freuen.«
    Wahrscheinlich nicht, dachte ich und behielt den Gedanken für mich.
    »Wenn Sie mir vielleicht den Weg beschreiben könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar, Mister.«
    »Ja, das ist einfach. Sie fahren vor bis zur nächsten Kreuzung und halten sich dort links.«
    »Und dann?«
    »Nichts. Auf der rechten Seite erscheint irgendwann das Gebäude. Es steht etwas abseits der Straße, ist aber so groß, daß Sie es nicht übersehen können.«
    »Ich danke Ihnen.«
    »Keine Ursache.« Ich war schon auf dem Weg zum Wagen, als mich seine Frage stoppen ließ. »Stimmt das wirklich mit dieser Märchentante, Mister?«
    »Ja.«
    »Danke.«
    »Alles klar?« fragte Ruth.
    Ich nickte, hämmerte die Tür zu, schnallte mich an und startete. »Lange wird es nicht mehr dauern, schätze ich.«
    Ruth wurde schweigsamer. Erst als wir die Kreuzung schon hinter uns gelassen hatten, begann sie wieder zu sprechen. »Wie es Jason wohl geht. Ob er noch lebt?«
    »Wir können es nur hoffen.«
    Ruth ballte die Hände. »Dabei haben wir es noch gut. Die anderen Eltern wissen überhaupt nichts.«
    »Vielleicht ist das sogar besser.«
    »Ja, kann sein.«
    Ruth Finley schämte sich ihrer Tränen. Sie dachte öfter an Jason, als es vielleicht gut für sie gewesen wäre, und auch mir gingen die Kinder nicht aus dem Kopf.
    Ich fragte mich allerdings, wie eine Frau wie die Gardener dazu kam, sich auf die Seite der Hölle zu stellen. Was sie getan hatte, war kein Spaß und auch keine Mutprobe für halbwüchsige Jungen, das grenzte schon an Psycho-Terror.
    »Behalten Sie mal die rechte Seite im Auge, Ruth. Der Drogist hat mir erzählt, daß wir das Haus dort sehen können.«
    »Mach ich.«
    Ein Lastwagen überholte uns. Der Truckfahrer schaute kurz nach unten. Wahrscheinlich wunderte er sich, daß wir auf der freien Strecke so langsam fuhren.
    »Dort ist es!« Ruth hatte es plötzlich gerufen. Ihre Stimme kippte fast über. Bei ihr löste sich ein ungemein starker Druck. »Endlich!« preßte sie noch hervor.
    Ich schaute nach rechts.
    Noch hatten wir die gleiche Höhe nicht erreicht, aber wir konnten den Bau bereits erkennen. Ihm war auch aus der Entfernung anzusehen, daß er nicht mehr zu den jüngsten gehörte.
    »Da wird sie einiges renovieren müssen«, bemerkte meine Beifahrerin.
    Ich lachte leise. »Glauben Sie wirklich, daß es dazu noch kommen wird, Ruth?«
    »Ich glaube gar nichts mehr. Aber wir müssen gleich rechts ab, John.«
    Da hatte sie recht. Zwar sah ich den Weg oder die Zufahrt noch nicht, ich setzte trotzdem den Blinker. Im Sommer wäre die Einmündung kaum zu erkennen gewesen, im Winter sah es anders aus, da wirkte das Buschwerk wie kurz vor dem Sterben. Der Weg war schmal und mit Gras bewachsen. Die Räder des Rover wühlten sich durch dem Matsch. Wir sahen auch Reifenspuren, und die schienen nicht so alt zu sein.
    »Da ist vor uns einer hergefahren, dereinen breiteren Radabstand hatte«, sagte Ruth.
    Sie bekam wenig später von mir eine Antwort. »Und zwar ein silberfarbener Rolls. Schauen Sie mal nach vorn.«
    »Tatsächlich.« Ruth schüttelte den Kopf. »Ob die Märchentante den Rolls fährt?«
    »Bestimmt.«
    »Beim Fernsehen verdient man eben mehr.«
    Wir rollten durch eine regelrechte Wildnis und schaukelten auch über die Unebenheiten des Weges hinweg. Die Landschaft paßte sich dem tristen Grau des Himmels an und spiegelte auch unsere Stimmung wider. »Mir gefällt diese Anfahrt nicht, Ruth.«
    »Was ist der Grund?«
    »Wir könnten vom Haus aus gesehen werden.«
    »Wollen Sie anhalten?«
    »Nein, dazu ist es wahrscheinlich schon zu spät.« Ich verzog die Lippen.
    »Beißen wir eben in den sauren Apfel, wobei ich hoffe, daß wir uns den Magen nicht verderben.«
    Ich parkte den Rover nicht neben dem Rolls, sondern am Weg. Hier war es windiger als im geschützten Ort. Es roch nach Schnee. Ich hatte mir eine neue Elchlederjacke gekauft, die innen gefüttert war. Sie tat jetzt ihre Dienste.
    Ruth Finley wollte schon auf das Haus zulaufen, ich aber hielt sie zurück.
    »Nicht so schnell, ich möchte mir es noch aus der Nähe

Weitere Kostenlose Bücher