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Tödliche Märchen

Tödliche Märchen

Titel: Tödliche Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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anschauen.«
    »Aber die Kinder!« drängte sie.
    »Bekommen wir noch.«
    Zwar parkte der Luxus-Wagen neben dem Gebäude, aber Leben entdeckten wir nicht. Niemand zeigte sich am Fenster, die in ihrer düsteren Farbe kaum von der des Himmels abwichen.
    Ich schlug einen Bogen, um mich dem Gebäude von der Seite zu nähern. Ruth blieb immer dicht hinter mir. Manchmal spürte ich ihren warmen Atem sogar im Nacken.
    Später, als hart gefrorenes Gras unter unseren Sohlen knirschte, deckte uns zum Haus hin der Wagen etwas ab. Ich peilte über das Dach hinweg und behielt die Eingangstür mit der breiten Treppe davor im Blick. Niemand hielt uns auf, die andere Seite ließ uns kommen, vorausgesetzt, sie hatte uns entdeckt.
    Neben dem Rolls blieb ich stehen. Im Wagen befand sich niemand, das hatte ich trotz abgedunkelter Scheiben erkannt.
    »Wollen Sie wirklich den offiziellen Eingang nehmen?« fragte mich die Kollegin.
    »Ja, das ist besser.«
    Ich ging vor. Diesmal mit aufgezogener Jacke, weil ich, wenn es darauf ankam, schnell an meine Waffe heranmußte. Ruth blieb an meiner Seite. Auch sie hatte ihre Dienstwaffe eingesteckt und hielt sie jetzt in der rechten Hand.
    Wir schritten über das feuchte Gestein der Treppe und traten Unkraut nieder.
    Nichts rührte sich.
    Vor der Tür wartete ich, legte mein Ohr gegen das kalte Holz, das so dick und schalldicht war. »Nichts zu hören!« meldete ich.
    »Ist die Tür denn offen?«
    Ich grinste schief. »Das werden wir gleich haben.« Die Klinke bestand aus Eisen und war kalt. Ich drückte sie vorsichtig nach unten, spürte keinen Widerstand und riß die für mit einem heftigen Ruck auf, so daß ich in die Halle sehen konnte. Es riß mich fast von den Beinen! Auf dem Boden wälzte sich eine immense, krakenartige Schleimgestalt, die fast die Decke erreichte, weil sie so groß war. Die Tentakel bewegten sich schwingend von einer Seite zur anderen, aber sie hatten kein Ziel gefunden.
    Noch befanden wir uns nicht in Gefahr, was sich bald ändern sollte, denn der Körper drehte sich schmatzend und schlürfend herum. Ein Gesicht erschien.
    Das der Urmutter.
    Aus der gewaltigen Masse starrte uns Lilith an!
    ***
    Jason Finley stand als erster an der Tür. Er schaute auf das gewaltige Monstrum in der Halle, sah die schwingenden Tentakel, die auch in seine Nähe gerieten, und zog unwillkürlich den Kopf ein, weil er Angst hatte, erwischt zu werden.
    Die anderen Kinder hatten noch nicht richtig mitbekommen, was sich in der Halle abspielte. Tiggy stieß Jason an. »Warum gehst du denn nicht weiter, Mann?«
    Der Junge flirrte herum. »Da, deswegen nicht!« brüllte er. Tiggy bekam einen freien Blick. Auf einmal fing er an zu schreien, schüttelte dabei den Kopf und trampelte mit dem Fuß auf. Wie Jason es schaffte, trotz der Angst zu reagieren und die Tür zuzuhämmern, konnte er selbst nicht genau sagen, jedenfalls war er froh, als ihnen der Blick auf das Wesen genommen war.
    Aber es gab noch einen anderen Gegner.
    Grandma Gardener!
    Sie hatte sich vor ihrem Schaukelstuhl aufgebaut, hielt das Stilett stoßbereit und wartete auf die Kinder. Die hatten sich wieder umgedreht und standen mit dem Rücken zur Tür.
    Die Gardener lächelte breit. Dabei bewegte sich der Schädel, als wäre er mit einer dünnen Gummischicht überzogen worden. Das lippenlose Maul wurde zu einem breiten Spalt, und auch an den knochigen Wangen zuckte es.
    »Welchen Weg wollt ihr nehmen?« fragte sie voller Zynismus. »Den durch die Tür oder an mir und meinem Messer vorbei?«
    Jason behielt einigermaßen die Nerven. Er wischte eine schweißverklebte Haarsträhne aus der Stirn. »Okay, dann gibt es hier noch einen zweiten Ausgang — oder?«
    »Vielleicht.« Sie lachte meckernd.
    »Den finden wir!« keuchte Jason.
    »Dann komm her, Kleiner, und such ihn.« Das Monstrum war in Form. Es bewegte seine rechte Hand zuckend, so daß den Kindern die Klinge manchmal wie eine silberne Schlange vorkam.
    Und Jason löste sich von den anderen. Nach dem zweiten Schritt spürte er den Druck einer kleinen Hand auf seiner Schulter. Nicole hatte ihn angefaßt. »Nein, bitte, Jason, geh nicht. Die sticht dich tot!«
    »Jaaaa, Kleine, du hast recht. Das werde ich auch. Ich nehme euch der Reihe nach vor!«
    Jason Finley war stehengeblieben. Ihn hatte plötzlich der Mut verlassen. Gut, er kannte die Raufereien von der Schule her. Aber da stand keiner vor ihm, der sich mit einem Messer wehrte oder damit töten wollte. Das hier war etwas ganz

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