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Tödliche Märchen

Tödliche Märchen

Titel: Tödliche Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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standen auch die drei anderen auf. Sie beugten sich vor und lauschten.
    Die Schritte waren dort aufgeklungen, wo Grandma Gardener verschwunden war. Da sie von Sekunde zu Sekunde lauter wurden, blieb nur eine Möglichkeit.
    Die Frau kam zurück!
    »Zu spät!« hauchte Nicole und klammerte sich bei Jason Finley fest. »Es ist zu spät!«
    »Ja, das ist es…«
    Die Stimme war aus der Dunkelheit des Raumes gedrungen und klang so unheimlich und dumpf, daß Tiggy einen leisen Schrei nicht unterdrücken konnte.
    »So… so muß eine Tote sprechen«, flüsterte Nicole zitternd. »Ich glaube, es ist schon soweit…«
    Eine Antwort bekam sie nicht. Die Kinder starrten gegen die dunkle Fläche, wo sich plötzlich etwas bewegte. Nur schwach zeichnete sich eine Gestalt ab. Sie ging, der Mantel oder das Kleid schwangen und schien Wolken in die Finsternis zu drücken.
    Grandma Gardener kehrte zurück.
    »Ja«, sagte sie. »Ich bin wieder da und möchte wissen, wie ihr euch entschlossen habt.« Sie lachte röhrend, denn die Kinder konnten nichts sagen.
    Sie waren vor Grauen stumm.
    Noch zeigte sich die Frau nicht. Sehr deutlich konnten sie ihren Weg verfolgen, wobei sich die Gardener stets im Schatten hielt und den Kurs einschlug, der sie an der Rückseite des Schaukelstuhls vorbeibringen mußte.
    Dort war es dunkel, denn der Lichtschein zerfaserte über dem Stuhl. Das Gesicht und der größte Teil des Körpers blieben im Dunklen. Die Freunde sahen nur eine Hand, die plötzlich auf der Rückenlehnenkante des Schaukelstuhls erschien.
    Es war ihre Hand. Die helle Haut spannte sich über den Knochen. Keiner der Freunde wagte sich zu rühren. Sie hielten sogar den Atem an. Jeder wußte, daß etwas geschehen würde, aber keiner von ihnen konnte sagen, was sich die Frau ausgedacht hatte.
    Es mußte mit dem Teufel zusammenhängen, das war ihnen allen klargeworden.
    Jetzt schwang sich Mrs. Gardener herum, nahm Platz und schaukelte. Die Kinder starrten sie an.
    Stumm, erschreckt, verblüfft!
    Jason Finley hatte nicht gelogen. Aus der Märchentante war ein Monstrum geworden; auf den Schultern trug sie einen grünlich schimmernden Totenschädel…
    ***
    Das Knarren des Stuhls wirkte auf die Kinder wie eine Folter. Sie standen unbeweglich. Nicoles Mund hatte sich geöffnet, ein Schrei wollte nicht über die Lippen dringen. Irgend etwas hinderte sie daran. Sie spürte das heftige Schlagen ihres Herzens, dessen Klopfechos auch ihre Rippenbögen erreichten.
    Ernie hielt die Augen geschlossen. Er kniff sie fest zusammen und hoffte stark, daß er nur einen Traum erlebte. Er sprach mit innerer Stimme zu sich selbst. Laß es nur ein Traum sein, lieber Gott. Bitte, ich habe nur geträumt…
    Anders Tiggy. Er glotzte die schreckliche Gestalt im Sessel an. Sprechen konnte er nicht, aber über seinen Rücken liefen Schauer der Angst. Jason Finley hatte sich noch am besten unter Kontrolle. Er kannte dieses Wesen schließlich vom nächtlichen Friedhof her. Dennoch hatte er Furcht davor.
    Sie wirkte wie ein Gespenst. Gespenster sind feinstofflich, doch diese Person konnte man anfassen, wie Jason wußte.
    Sie schwang weiter, und auch der widerliche grüne Totenschädel bewegte sich im Rhythmus mit. Die Augenhöhlen wirkten dabei wie Schächte, in denen das Licht der Lampe allmählich versickerte. Grandma Gardener hatte sich auf das Buch gesetzt, sie brauchte es nicht mehr, und sie hielt die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Na, ihr kleinen Monster? Habt ihr euch von der Überraschung erholt, die ich euch bereitet habe?« Da sie keine Antwort erwartete, sprach sie auch weiter, und ihre Worte wurden von dumpfen, hohl klingenden Lauten begleitet. »Bisher ist alles nur Theorie gewesen. Ich habe euch erzählt, aber jetzt geht es ans Eingemachte, wie die Erwachsenen doch immer sagen. Ihr müßt euch entscheiden. Für oder gegen den Teufel. Ich werde euch der Reihe nach fragen.«
    Die Freunde tauschten Blicke. In den Gesichtern von Nicole, Jason und Tiggy stand die Ablehnung. Bei Ernie wurde man nicht schlau. Er schien einen innerlichen Kampf durchzufechten.
    Die erste Frage schwang ihnen entgegen. Ausgerechnet das Mädchen wurde von Mrs. Gardener angesprochen. »Willst du dich und deine Seele dem Teufel verkaufen?«
    »Nein!« Die Antwort war spontan aus ihrem Mund gedrungen und schien sogar die Märchentante erschreckt zu haben, denn der Stuhl schwang schneller nach vorn.
    »Also gut«, sagte sie beim Zurückpendeln. »Du nicht. Wie ist es mit dir, Jason? Du

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