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Tödliche Mitgift

Tödliche Mitgift

Titel: Tödliche Mitgift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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zumindest was ihre mögliche Beteiligung am illegalen Kunsthandel betraf. Zudem hatte Pia gehört, dass das TPA die Sicherstellung der geraubten Kunstwerke für beinahe wichtiger erachtete als die Strafverfolgung aller darin verwickelten Täter. Besonders wenn, wie im Fall Nowak, wohl keine Wiederholungsgefahr bestand. Mit dem Mord an Annegret Dreyling verhielt es sich anders. Hier zumindest erhoffte sich Pia in nächster Zeit noch wichtige Informationen von Caterina Nowak.
    »Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrer Schwiegertochter?«, fragte Pia nach kurzem Nachdenken.
    Bianca Nowak betrachtete erneut ihren Fingernagel. Mit dem rechten Daumennagel kratzte sie den splitternden Lack vom Nagel ihres linken Zeigefingers. Winzige, pinkfarbene Späne fielen auf die aufgeschlagene Fernsehzeitung unter ihren Händen.
    »Frau Nowak?«
    »Ich hab Sie gehört. Ich denke nur nach. Eine schöne Frau, hab ich gleich gedacht. Mit Stil … und auch sexy. Das ist wichtig. Ich konnte sehen, dass sie was draufhatte, wenn sie verstehen, was ich meine.«
    Pia nickte, was überflüssig war, denn die Aufmerksamkeit ihrer Gesprächspartnerin hatte sich schon wieder der Maniküre zugewandt. Der Lack rieselte, und das leise Kratzgeräusch war schauderhaft.
    »Wenn man Männer versteht, ich meine, wirklich versteht, was sie brauchen und so, dann achtet man als Mutter darauf. Matthias brauchte eine Frau, die ihn ablenkt.«
    »Ablenkt wovon?«, hakte Pia nach. Bianca Nowak ließ von ihrem kleinen Fingernagel ab und griff zu der zerdrückten Zigarettenpackung auf dem Couchtisch. Ihre Hände zitterten, als sie sich selbst Feuer gab. Zumindest das Kratzgeräusch war damit beendet. Nebenan war auch das Wasserrauschen verklungen. Pia hörte ein »Ratsch«, als hätte jemand einen Duschvorhang zur Seite geschoben. Die Wand zum Badezimmer schien so dünn wie Pappe zu sein. Mit etwas Pech würde sie heute auch noch des Adoniskörpers dieses Andi ansichtig werden. Hoffentlich zog er sich vorher noch etwas an! Nach einem tiefen Zug, bei dem sich ihre Wangen stark nach innen wölbten, sah Bianca Nowak sie durch den ausgestoßenen Rauch hindurch mit zusammengekniffenen Augen an. »Mein Sohn war immer schon launisch, fast unberechenbar. Niedrige Frustrationsschwelle, so nannten sie es in der Schule, immer unzufrieden, ungeduldig, schnell gelangweilt … Ich kam nicht gegen ihn an. Als er Caterina kennenlernte, wurde er endlich etwas ruhiger.«
    Pia hatte das Gefühl, dass es nicht das war, was sie eigentlich hatte sagen wollen. Sie versuchte es noch einmal. »Das war sicherlich schwierig für Sie. Wie genau verhielt sich Ihr Sohn, sodass Sie nicht mit ihm fertig wurden?«
    »Er fühlte sich zu früh für alles verantwortlich. Wollte uns beschützen und alles für uns regeln. Einmal, da ist er wie ein Wilder mit Fäusten auf meinen Freund losgegangen …«
    »Auf … Andi?«
    »Nein, ist schon länger her.«
    »Was war denn passiert?«
    »Nichts …«, wich Bianca aus. Pia bezweifelte, dass diese alten Geschichten, so traurig sie auch waren, die Aufklärung des Mordes an Annegret Dreyling vorantreiben würden. Um keine Möglichkeit außer Acht zu lassen, zog Pia das Phantombild aus Perugia aus ihrer Tasche und zeigte es der Frau.
    »Was ist das für einer?«, fragte Bianca Nowak. »Glauben Sie, der hat was mit der Sache zu tun?«
    »Wir wissen es nicht. Vielleicht kennen Sie den Mann? Haben Sie ihn schon mal gesehen?«
    Bianca Nowak schüttelte langsam den Kopf. In diesem Moment schwang die Tür auf, und ein korpulenter Mann in einem dunkelgrünen Bademantel betrat das Wohnzimmer. Sein Haar glänzte nass, sein Gesicht war rot.
    »Merkst du nicht, dass du hier störst, Holger?«, fuhr die Nowak ihn genervt an. Andi war also schon wieder Geschichte.
    Um zwischen ihrem Besuch bei Bianca Nowak und ihrem jetzt anstehenden Termin mit der Anwältin der Familie Dreyling etwas Zeit verstreichen zu lassen, unternahm Pia einen Abstecher in die Innenstadt, um etwas zu essen. Ihr Magen fühlte sich hohl an, und sie hoffte, ein kalorienreiches Essen würde die leichte Übelkeit vertreiben, unter der sie seit dem Gespräch mit Bianca Nowak litt.
    Während sie ein Tomate-Mozzarella-Baguette aß, sich dabei an den heißen Tomatenscheiben fast den Gaumen verbrannte und eine Mischung aus warmem, salzigem Öl und Tomatensaft an ihren Fingern hinuntertropfte, überlegte sie, warum ihr die Verhältnisse bei Bianca Nowak so sehr an die Nieren gingen. Sie versuchte, noch einmal zu

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