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Tödliche Mitgift

Tödliche Mitgift

Titel: Tödliche Mitgift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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wieder hinaufzufahren und einem Phantom nachzujagen, würde sie sich ersparen. Sie könnte ihren Kollegen Broders anrufen. Vielleicht wusste der etwas Neues über Martens Verbleib? Aber nein, er würde sich höchstens über ihr seelisches Gleichgewicht Gedanken machen … und das vielleicht nicht ganz zu Unrecht.
    Marten Unruh, der ehemalige Kollege, dem sie einiges verdankte und etwas sehr verübelte, war bestimmt nicht ausgerechnet in Perugia, um ihr auf einer Rolltreppe über den Weg zu laufen. Er hatte seinen Job an den Nagel gehängt, nachdem ein anderer Kollege gestorben war, an dessen Tod er sich indirekt die Schuld gab. Er hatte sie ermutigt weiterzumachen, ohne ihr rechtzeitig zu sagen, dass er aussteigen wollte. Ohne ein Wort des Abschieds war er aus ihrem Leben verschwunden. Hatte er nicht mal erwähnt, dass es ihn Richtung Süden ziehe, irgendwohin, wo es wärmer war als in Norddeutschland? Das musste aber nicht bedeuten, dass es ihn ausgerechnet nach Perugia in Umbrien verschlagen hatte … Und selbst wenn, wies Pia sich zurecht – es hatte keinerlei Konsequenzen für sie. Der Moment war vorübergegangen. Und zu Hause in Lübeck wartete Hinnerk auf sie – oder vielleicht auch nicht – und hier der ungeklärte Mord an einer jungen Frau.

17 Kapitel
    E r schreckte auf, als sein Arm, mit dem er seinen Kopf abgestützt hatte, zur Seite wegrutschte. Fast wäre er mit der Stirn auf den Tresen geknallt. Die Bedienung warf ihm einen missbilligenden Blick zu. Allein das recht großzügig bemessene Trinkgeld, das er ihr gegeben hatte, hinderte sie wohl daran, ihn rauszuschmeißen. Verdammte Müdigkeit!
    Er kontrollierte den Straßenabschnitt vor der Bar und bemerkte eine Frau, schlank und blond, die zielstrebig in Richtung der Questura ging. Sie bewegte sich nicht wie eine Touristin, und wie eine Italienerin sah sie auch nicht aus. Wenn sie jetzt in die Questura ging, hatte sie etwas mit dem Mord an Annegret zu tun! Darauf würde er sein letztes Hemd verwetten.
    Das war das Zeichen. Er wollte sich nicht länger verstecken wie ein in die Enge getriebenes Tier. Es war Zeit für ihn zu handeln. Wenn es so lief, wie er es sich dachte, hatte er nun mindestens eine Stunde Zeit, eher länger, bis die Frau wieder aus der Polizeiwache herauskam. Er musste sich einen Plan zurechtlegen, seine Karten optimal ausspielen, und … er musste dringend pinkeln und sich etwas herrichten.
    In der Nähe befand sich eine dieser modernen Toilettenanlagen für die Touristen, die ihm weniger zuwider war als das kleine, stinkende Kabuff von einem Klo in der Bar. Bernhard Löwgen hatte Glück: Bei seiner Ankunft war die Herrentoilette gerade leer. Wie menschenscheu er innerhalb kürzester Zeit auf der Straße geworden war! Beim Händewaschen vermied er es, in den Spiegel zu sehen. Der Anblick, der sich ihm in dem verschmierten, kleinen Rechteck in einer öffentlichen Bedürfnisanstalt in Perugia bieten würde, würde ihn nur noch mehr runterziehen. Ein paar wenige Tage auf der Straße, und er war ein menschliches Wrack. Wie hielten das die Obdachlosen, die er von zu Hause kannte und die oft jahrelang auf der Straße lebten, nur aus? Hier in Italien war es sogar warm. Eingewickelt in alte Zeitungen und eine schmutzige Wolldecke, die er gefunden hatte, war selbst die vergangene Nacht temperaturmäßig erträglich gewesen. Wenn sein Rücken nicht so wehtun würde und seine ständige Müdigkeit nicht wäre … Wenn, wenn, wenn das alles nie passiert wäre.
    Er hielt seine leere PET-Flasche schräg unter den Wasserhahn, um sie zu füllen. Das letzte Mal, nahm er sich vor, höchstens das vorletzte. Dann hatte er wieder ein Dach über dem Kopf, ein Bett, einen Arzt … Sein Bargeld hatte er jetzt aufgebraucht, und seine EC-Karte zu benutzen war zu gefährlich. Sein Mobiltelefon hatte er gleich zu Anfang zertrümmert und die Überreste auf die Ladefläche eines Lkw geworfen, dem Teil schadenfroh eine gute Reise und der Polizei viel Spaß bei der Peilung gewünscht.
    Er wusch sich auch noch Gesicht und Hals und fuhr sich mit nassen Händen über sein Haar. Mehr wagte er an diesem öffentlichen Ort nicht für seine Sauberkeit zu tun. Als er sich wieder aufrichtete, wurde ihm schwindelig, sodass er sich am Waschbeckenrand festhalten musste. Er war nicht nur müde, sondern auch wahnsinnig hungrig … Wenn er seinen Plan heute Nacht in die Tat umsetzen wollte, brauchte er vorher noch dringend etwas zu essen. Hier gleich um die Ecke war ein

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