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Tödliche Mitgift

Tödliche Mitgift

Titel: Tödliche Mitgift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Quadratmeter großen Flecken auf der Matratze und dem Teppichboden vor dem Bett. In der Realität war es anders als auf den Fotos. Pia konnte das Blut immer noch riechen. Die Lage und Ausformung der Blutflecken hatten den Kriminaltechnikern wertvolle Hinweise darauf geliefert, was und wo genau es passiert war.
    Pia erinnerte sich an einen Todesfall in Lübeck, wo ein Selbstmörder bei der zunächst zu zaghaften Verletzung seiner Halsschlagader ein bizarres Spritzmuster an Wänden und Fußboden hinterlassen hatte, das genaue Rückschlüsse über seine Bewegungen in den letzten Minuten seines Lebens erlaubt hatte. Annegret Dreyling hingegen war durch einen beherzt durchgeführten, kraftvollen Schnitt durch ihre Kehle und die Hauptschlagadern ermordet worden. Wie man gut erkennen konnte, war das Blut in einem Schwall aus ihr herausgeflossen, was hoffen ließ, dass es schnell gegangen war.
    Wahrscheinlich würde man in diesem Zimmer alles herausreißen und erneuern müssen, dachte Pia mit einem Seitenblick auf die besorgte Miene ihres Begleiters. Drei mit Textilien vollgestopfte Plastiksäcke standen schon neben einem zierlichen Schreibtisch aus Nussbaumholz.
    Der Geschäftsführer fing ihren Blick auf. »Sehen Sie sich in aller Ruhe um. Ich kann es immer noch nicht richtig fassen, obwohl ich die Frau mit eigenen Augen hier habe liegen sehen. So etwas erwartet man eben nicht in einem Hotel wie diesem …«
    Pia nickte. Sie trat an eines der Fenster, schob Stores und geraffte Vorhänge zur Seite und blickte hinunter. Die Aussicht war von hier oben noch grandioser als von dem Platz vor dem Hotel aus. Unter ihr erstreckten sich die unregelmäßigen Dächer der Stadt im Licht der Abendsonne, bis sich das Land mit seinen sanften Hügeln irgendwo im Dunst verlor. Ein Zimmer mit Aussicht in Italien, wie bei Forster. Und ein Tod mit Aussicht, dachte sie.
    »Die Firma, die den Auftrag bekommen hat, für uns das Zimmer in Ordnung zu bringen, holt morgen alles ab«, erklärte der Geschäftsführer entschuldigend und deutete auf die Säcke neben dem Schreibtisch, fast so, als wäre Pia ein Gast und nicht von der Polizei.
    »Bei uns gibt es Firmen, die sich auf diese Art von Reinigungsarbeiten spezialisiert haben«, bemerkte Pia und warf im Vorbeigehen einen Blick in das mit schwarz-weißem Marmor verkleidete Badezimmer.
    »Haben Sie jetzt alles gesehen?«
    »Das Zimmer hat eine Verbindungstür. War die zu der Zeit, als Annegret Dreyling hier wohnte, verschlossen?«, erkundigte sich Pia.
    »Nein, zu der Zeit nicht. Ihr Reisebegleiter, il Signor Lohfgen, hat nebenan gewohnt. Der Schlüssel steckte aber von dieser Seite auf. Sein Zimmer wurde auch von der Polizei untersucht, ist jedoch inzwischen wieder normal belegt.«
    »Wie kann man in dieses Hotel gelangen? Gibt es außer dem Haupteingang noch einen weiteren Eingang?«
    »Für Hotelgäste und Außenstehende gibt es nur den Haupteingang. Aber wir haben natürlich noch einen weiteren Zugang vom Wirtschaftshof aus. Der ist allerdings hermetisch abgeriegelt und wird rund um die Uhr überwacht. Besser als die Bank von England …« Er lächelte. »Außerdem sind alle Fenster im Erdgeschoss vergittert, und auch der alte Zugang zu Haus zwei ist nicht für Außenstehende zugänglich. Wir legen Wert darauf, dass jeder Gast beim Betreten und Verlassen an der Rezeption vorbeikommt. Das erhöht die Sicherheit unserer Gäste.« Sein Mund klappte verlegen zu, wohl weil ihm klar wurde, wie sicher Annegret Dreyling bei ihnen im Hotel aufgehoben gewesen war.
    »Die Polizei hat doch Ihre Videoaufzeichnungen des Eingangsbereichs überprüft. Demnach müsste der Täter beim Betreten und Verlassen ja gefilmt worden sein, nicht wahr?«
    »Es war sehr viel los an diesem Abend. Wir hatten ein internationales Jazz-Festival in Perugia. Das Hotel war ausgebucht, sowohl oben im Dachterrassen-Restaurant als auch in den Sälen unten war jeder Tisch besetzt.«
    »Es sind demnach sehr viele Menschen an dem Abend ein und aus gegangen. Glauben Sie, dass der Täter auf einem Ihrer Bänder zu sehen ist?«
    »Möglich wäre es – sogar wahrscheinlich …« Er zog unbehaglich die Schultern ein wenig höher. Pia befürchtete, dass ihr bei einer auf Englisch geführten Unterhaltung die feinen Nuancen entgingen, die ihr sonst in Gesprächen wichtige Hinweise lieferten. Sie fasste noch einmal nach. »Gibt es eine Möglichkeit, ins Hotel zu gelangen, ohne von den Kameras im Eingangsbereich erfasst zu werden?«
    »Durch den

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