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Tödliche Mitgift

Tödliche Mitgift

Titel: Tödliche Mitgift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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der abgebildete Mann Sie an jemanden erinnert.« Pia reichte ihm das Bild des Unbekannten aus dem Guarini Palace und beobachtete gespannt, wie Dreyling es entgegennahm und unwillig betrachtete.
    »Nein«, meinte er, »den kenne ich nicht. Soll das der Mann sein, von dem Annegret sich angeblich verfolgt gefühlt hat?« Die Reaktion kam eine Spur zu schnell. Die Art, wie er ihr das Bild zurückgab, so als hätte er etwas Schmieriges in der Hand, verriet Pia, dass das Phantombild ihn möglicherweise doch an irgendjemanden erinnerte. Wie zur Bestätigung ihrer Beobachtung wischte sich Ole Dreyling nun die rechte Hand gedankenverloren an seinem Hosenbein ab.
    »Das wissen wir nicht«, erklärte Gabler. »Aber wir werden es mit hoher Wahrscheinlichkeit herausfinden.«
    Ole Dreyling starrte durch ihn hindurch, als hätte er nichts gehört. Die Mischung aus Unterwürfigkeit und Opposition reizte Pia, ihm weiter auf den Zahn zu fühlen, als sie es vielleicht sonst getan hätte. In ihrem Eindruck, dass es sich um eine Familientragödie handelte und die Mordfälle etwas mit der Beziehung zwischen Annegret und Ole Dreyling zu tun hatten, war sie in Italien bestärkt worden.
    »Warum haben Sie sich ausgerechnet Annegret Nowak zur Frau gewählt? Was unterschied sie in Ihren Augen von den anderen Freundinnen, mit denen Sie vor ihr zusammen waren?«, hakte Pia nach. Sie hörte, dass Gabler mit seinem Kugelschreiber klickerte, wie immer, wenn er angespannt war. Wenn es sich so verhielt, wie sie vermutete, würde Ole Dreyling sich nicht lange sträuben. Er musste das Bedürfnis haben, über sich und Annegret zu reden. Offensichtlich hatten weder seine Familie noch sein Freund Matthias Nowak die für ihn so wichtige Beziehung gebilligt. Sie musste sich schon sehr täuschen, wenn Ole Dreyling nicht über seine Liebesbeziehung und die kurze Ehe reden wollte. Pia hoffte nur, dass ihr Chef ihr jetzt nicht dazwischenfunkte. Ole Dreyling saß mit eng übereinandergeschlagenen Beinen und ineinander verschränkten Händen da. Sie versuchte, seine Haltung zu imitieren, und fühle sofort, wie sich etwas in ihr verkrampfte. »Annegret war etwas Besonderes, nicht wahr?«, sagte sie, um das Eis zu brechen.
    »Sie verstehen das nicht …«, antwortete er und räusperte sich. »Annegret war nicht so spießig und kompliziert wie andere Frauen. Die Frauen, mit denen meine Mutter mich gern sah, solche mit ›Stallgeruch‹ …«
    Pia hörte fast Gablers Wie bitte ?, das er aber gerade noch unterdrückte. »… die waren entweder steif und eingebildet – fass mich nicht an, ich fass mich selbst nicht an –, oder aber sie hatten nichts als ihre Partys, Schuhe und Handtaschen im Kopf, und ich war weniger als Luft für sie.«
    »Und Annegret Nowak?«
    Ole Dreyling verlagerte sein Gewicht nach vorn und schob die Hände unter die Oberschenkel. Eine Haltung, die schwer zu kopieren war. Er wippte vor und zurück. »Mit ihr fühlte ich mich plötzlich lebendig. Sie war aufregend, zärtlich und voller Überraschungen. Mit ihr kam es mir so vor, als hätte ich mich vorher nur in einer Art Warteschleife befunden.«
    Pia nickte aufmunternd.
    »Und das Beste war: Zum ersten Mal in meinem Leben dachte ich: Sie braucht dich mehr als du sie. Sie braucht dich, und du kannst ihr geben, was sie sich wünscht … Die meisten Männer wollten Annegret ja nur ausnutzen, weil sie so hübsch war und trotzdem freundlich. Als ich sie in dem Nachtclub traf, hatte ein sogenannter Freund sie gerade mit der gesamten Rechnung des Abends sitzen lassen. Annegret hatte nicht mal mehr das Geld für ein Taxi! Das muss man sich mal vorstellen! Sie war am Boden zerstört, und sie konnte erst nicht glauben, dass ich nicht so bin. Dass ich nicht einer von denen bin, die sonst was für Versprechungen machen, sie nur ins Bett bekommen wollen und sie dann hinterher fallen lassen.«
    »Deshalb also die Hochzeit. Um ihr zu beweisen, dass Sie es ernst mit ihr meinen?«
    Er stutzte. Dann nickte er. »Wenn zwei Menschen sich lieben, warum sollen sie dann nicht heiraten? Ich wollte sie aus dieser traurigen Umgebung herausholen, aus der sie kam.«
    »Wieso erschien Ihnen Annegrets Umfeld traurig? Sozial schwach … okay. Aber immerhin hatte sie Familie, einen Bruder, der ihr wohl sehr nahestand.«
    »Matthias … seit er sich auf diese kriminellen Machenschaften eingelassen hatte, hat er seiner Schwester doch nicht mehr helfen können. Er hat sie im Stich gelassen. Und Annegrets Zuhause: Ich meine mit

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