Tödliche Mitgift
immer nur hier in Hamburg gewesen.«
»Möchten Sie das auch unter Eid vor Gericht aussagen?«
»Hey, was soll das? Sie schneien hier rein, einfach so, und schon ist von Gericht die Rede. Worum geht es denn überhaupt?«
»Es geht um einen Mord, Herr Kroll. Eine deutsche Frau ist in Perugia in einem Hotel ermordet worden. Sagt Ihnen der Name Annegret Dreyling oder Annegret Nowak etwas?«
»Nein, nie gehört. Und wo ihr Pe … Perugi … sonst was ist, weiß ich auch nicht. Wie kommen Sie auf mich?«
»Ich zeige Ihnen jetzt ein Bild von der Frau, das Sie sich bitte in Ruhe ansehen, bevor Sie mir erklären, ob Sie die Frau schon mal gesehen haben oder nicht.«
»Wenn es sein muss«, gab er mürrisch zur Antwort.
Pia zog zwei Bilder aus ihrer Tasche. Eines von Annegrets Hochzeit, ein zweites, das nach ihrer Ermordung aufgenommen worden war.
Beim ersten Foto huschte ein schmieriges Lächeln über Krolls Gesicht. »Süße Tusse, muss ich schon sagen. Schade, dass ich ihr nie begegnet bin …«
»Wirklich nicht?«, beharrte Pia und reichte ihm das zweite Bild. Sie studierte sein Gesicht, während er es entgegennahm und etwas zu weit von sich weghielt, als wäre er plötzlich weitsichtig geworden. Er kniff die Augen zusammen und wischte sich mit der freien Hand über das Hosenbein. »Soll mich das jetzt schocken, oder wie? Sie sieht da gar nicht mehr so gut aus. Echt krass. Aber ich habe damit nichts zu tun.«
»Der Fleckmann, der sah doch so ähnlich aus, als du mit ihm fertig warst, oder?«, mischte sich Alexander Meier in das Gespräch.
»Was? Das war was ganz anderes. Mensch, ich stech doch keine Frauen ab! Und was den Fleckmann betrifft, habe ich meine Zeit abgebrummt. Hab seitdem kein Messer mehr angefasst, es sei denn zum Brötchenschmieren.«
Pia warf Meier einen überraschten Blick zu. Sie wusste nicht, dass Kroll eine kriminelle Vorgeschichte hatte, was Delikte mit Messern betraf. Das war zwar recht interessant, aber noch lange kein Beweis dafür, dass Kroll etwas mit dem Mord an Annegret Dreyling zu tun hatte. Irgendwie mussten sie herausbekommen, ob er in Italien gewesen war. Er konnte geflogen sein, mit der Bahn gereist oder aber – und das erschien ihr am wahrscheinlichsten … »Besitzen Sie ein Auto, Herr Kroll?«
»Und wenn?«
»Es lässt sich ohne Weiteres feststellen …« Meier griff zu seinem Telefon und runzelte die Stirn.
»Ich habe einen blauen Vectra. Er hat TÜV, ASU und alles, was Sie wollen.«
»Wir möchten nur einen Blick darauf werfen.«
»Er ist nicht hier.«
»Und wo befindet sich Ihr Auto?«
Nach einigem Hin und Her kam heraus, dass der Wagen auf der anderen Straßenseite parkte. Kroll wurde sich offensichtlich klar darüber, dass seine Besucher es beim Verlassen des Hauses sowieso entdecken würden.
Auf dem Rückweg zu Meiers Dienstwagen sahen sich Pia und ihr Hamburger Kollege das Fahrzeug genauer an.
»Die Sonderlackierung ist so schrill, dass sie einem Löcher in die Netzhaut brennt«, bemerkte Alexander Meier amüsiert. »Unmöglich zu übersehen, wenn man weiß, wonach man sucht.« Er bückte sich zum Nummernschild hinunter. Das Auto hatte tatsächlich eine fast neue TÜV-Plakette.
»Hier haben wir doch, was wir suchen«, meinte Pia, »eine Österreich-Vignette. Und der angegebene Zeitraum passt auch genau.«
»Ich hatte bis zuletzt Zweifel, ob Kroll unser Mann ist«, bekannte Meier, »doch von dem Phantombild einmal abgesehen … Die Vignette hat er sich nicht umsonst an die Windschutzscheibe geklebt.« Er zog einen Fotoapparat aus der Tasche und machte ein paar Aufnahmen.
»Ist Ihnen sonst noch etwas an ihm aufgefallen?«, fragte Pia.
»Nein – sollte es?«, gab Alexander Meier zurück.
»Er hat diese Narben an der Schulter, am Hals und am linken Arm. Wissen Sie etwas darüber?«
»Die Narben sind in seiner Akte vermerkt. Es sind Brandnarben, verursacht durch einen Unfall mit kochendem Wasser in seiner Kindheit, glaube ich. Hilft Ihnen das irgendwie weiter?«
»Der Mann, der am Mordabend im Hotel Guarini gesehen wurde, trug laut Angaben der Hotelangestellten einen Rollkragenpullover aus Baumwolle – im Hochsommer in Mittelitalien. Ich hatte mir schon überlegt, ob der Täter damit ein auffälliges Merkmal verdecken wollte, dabei allerdings mehr an eine Tätowierung gedacht.«
»Es sieht ganz so aus, als hättet ihr euren Mann gefunden«, sagte Meier.
»Ja – vielleicht. Ich sehe nur kein Motiv.«
»Hey, wenn Sie sich seine kriminelle Vergangenheit
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