Tödliche Nähe
mehr so gelassen und ganz und gar nicht beherrscht. Ihre Stimme zitterte, doch nicht nur vor Angst. In ihrem Tonfall schwang auch Wut mit. Gut gezügelt, doch nichtsdestotrotz war sie da. »Aber irgendetwas stimmt nicht. Das habe ich an seiner Stimme gehört. Puck ist auch total aufgeregt. Und Ezra …«
Sie schloss den Mund wieder. »Komm. Du bist mit dem Auto da, stimmt’s? Wir fahren bis ans Ende der Einfahrt und warten dort auf ihn.«
Carter stand in der Eingangstür und beobachtete, wie die beiden Frauen in Hopes Auto stiegen. Sie benahmen sich, als wäre ihnen der Teufel auf den Fersen. Vor allem Lena. Obwohl auch in Hopes Blick ein gewisser Argwohn lag. Sie war ein kluges Mädchen, seine hübsche, kleine Maus. Sie sah ihn hier stehen, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. Sie blickte sich um, ohne ihn direkt anzuschauen.
Hier gibt es nichts zu sehen, gar nichts …, dachte er.
Als der Wagen davonfuhr, zog er sich ins Haus zurück. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren.
Die beiden wussten Bescheid.
Was genau , konnte er zwar nicht sagen. Aber irgendetwas wussten sie.
Und er musste sich auch nicht lange fragen, woher.
Das Armband … Nia Hollister … Zum Teufel mit dieser Schlampe! Doch wie hatte sie beides miteinander in Beziehung setzen und Katia, irgendein belangloses Flittchen aus Chicago, mit ihrer Cousine in Verbindung bringen können? Er zitterte vor Wut, zwang sich aber, ruhig zu bleiben und einmal kurz durchzuatmen. Er musste nachdenken.
Für so einen Fall gab es einen Plan. Er hatte immer einen parat. Er würde nur alles genau durchdenken müssen … denn sobald er den Stein ins Rollen gebracht hatte, gab es kein Zurück mehr.
Er verdrängte jeden anderen Gedanken, nahm den Mitarbeitereingang und lief den Flur entlang zu der Tür am Ende des Korridors, die zu ihren Privaträumen führte. Gleich dahinter lag Roz auf dem Boden. In ihrem Gesicht war keine Regung zu sehen. Carter seufzte und hockte sich neben sie. Er strich ihr über die Wange, und sie stöhnte leise. Bald schon würde sie aufwachen.
»Bis dass der Tod uns scheidet«, sagte er sanft. Dann schob er seine Arme unter ihren Körper und stand mit ihr auf.
Es gab nun eine Menge zu erledigen. Er hatte zwei Probleme zu lösen, bevor er schließlich alles zu Ende brachte. Danach würde er sich dann um Roz kümmern.
Doch zunächst musste er ihr etwas verabreichen, das sie ruhigstellte, damit er seinen Angelegenheiten nachgehen konnte. Schließlich sollte sie sich keine Sorgen machen oder Angst haben. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und schlich so leise aus dem Haus, wie er gekommen war. Alles, was er brauchte, hatte er in der Werkstatt. Er hätte es ohnehin holen müssen. Bestimmte Dinge mussten beseitigt werden.
Ebenso wie bestimmte Personen …
19
Als Law den kleinen, grünen Wagen am Ende der Einfahrt zum Inn parken sah, kniff er die Augen zusammen.
»Was zum Geier macht Hope denn hier?«, murmelte er zu sich selbst.
Vor ihm trat Ezra auf die Bremse. Er tat es ihm gleich und brachte sein Auto zum Stehen, wobei er sich nicht einmal die Mühe machte, Nia darum zu bitten, im Wagen zu bleiben – die Spucke konnte er sich ganz gewiss sparen.
Sie war genauso schnell aus der Tür gesprungen wie er und hielt mit ihren langen Beinen mit ihm Schritt, während er zu Hopes Auto lief. Ezra hatte sich bereits zu einem der Fenster heruntergebeugt, und seine Haltung wirkte recht entspannt.
Da erkannte Law den Kopf eines ihm wohlbekannten Hunds, der auf dem Rücksitz saß und ihn mit seinen dunklen, feucht glänzenden Augen anblickte. »Hi, Puck.« Dann entdeckte er Lena auf dem Beifahrersitz, was auch erklärte, warum Ezra nicht längst wieder in seinem Auto saß und mit quietschenden Reifen Richtung Inn raste. »Lena, na so was!«
»Hi, Law.« Sie hatte den Kopf an den Sitz gelehnt, ihre Schultern waren verkrampft. »Fühlt euch frei, Hope und mich in eure Geheimnisse einzuweihen, wann immer es euch beliebt.«
Ezras Miene verfinsterte sich. »Ja, das hättest du wohl gern, Süße. Aber ich fürchte, ich muss erst herausfinden, wie ich an einen Haftbefehl komme. Ich möchte, dass ihr beide mit Law und Nia nach Hause fahrt. Und dort auch bleibt .«
Law richtete sich auf und funkelte Ezra mit zusammengekniffenen Augen an.
Ezra hielt seinem Blick Stand. »Hast du einen besseren Vorschlag? Soll ich die zwei etwa mitnehmen? Wie schwer willst du es mir eigentlich noch machen, ihn festzunehmen, hm? Denk nach , Reilly.« Dann
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