Tödliche Nähe
wandte er sich Nia zu. »Sie sind aus einem ganz bestimmten Grund zu mir gekommen, Nia. Und ich hoffe, es war, weil Sie mir zutrauen, dass ich meinen Job gut erledige. Jetzt haut bloß ab und lasst mich meine Arbeit machen!«
Es folgte angespanntes Schweigen.
Dann legte Nia Law zu dessen großer Überraschung eine Hand auf die Schulter. »Er hat recht. Wir haben getan, was wir tun konnten. Außerdem kann er die beiden Frauen nicht einfach allein nach Hause schicken. Und da er selbst jetzt hier alle Hände voll zu tun hat … sollte er sich keine Sorgen um Lena und Hope machen müssen. Jemand muss also bei ihnen bleiben. Und mal ehrlich, dir wäre auch bang um sie.«
»Verdammt!« Er nahm ihre Hand. »Warum musst du jetzt auf einmal so vernünftig sein?«
Sie lächelte müde. »Ich riskiere einen Sinneswandel.« Dann schaute sie zu Ezra. »Den ich hoffentlich nicht werde bereuen müssen.«
Der Sheriff schaute sie finster an, dann deutete er auf Laws Auto. »Geht. Jetzt. Ich muss einen Haufen Anrufe erledigen und mich mit den Staatsanwälten herumschlagen.«
»Du hast ihm nicht gesagt, dass ich das Armband auf Roz’ Schreibtisch gefunden habe, weil das Diebstahl wäre, oder?«, vergewisserte sich Nia, als sie hinter Hopes Auto herfuhren.
»Ja. Illegal beschafftes Beweismaterial wird ihm nicht dabei helfen, einen Haftbefehl zu bekommen, und den braucht er nun mal. Und ohne wird es verdammt schwierig für ihn.«
»Carter ist der Mörder«, sagte Nia leise. »Da bin ich mir todsicher. Ich weiß es einfach, aus tiefster Seele. Nichts hat zusammengepasst. Deswegen musste ich ja auch wiederkommen, weil nichts mit dem übereingestimmt hat, was sie über Joely gesagt haben. Das hier passt jedoch.«
»Ich weiß, dass du davon überzeugt bist«, entgegnete Law möglichst neutral und fragte sich, ob sie wohl eine Waffe dabeihatte. Es hätte ihn zumindest nicht gewundert. Sie war schon einmal an eine illegale, nicht registrierte Waffe gekommen, sie würde es demnach auch ein weiteres Mal schaffen. Das war nicht weiter schwer, wenn man wusste, wen man aufzusuchen hatte. Und ganz offensichtlich wusste sie das. »Nia, du musst Ezra seine Arbeit machen lassen. Deine Cousine würde nicht wollen, dass du dir ihretwegen den Rest deines Lebens versaust. Lass den Sheriff alles Weitere in die Hand nehmen.«
Nia lächelte traurig. »Meinst du wirklich, ich würde mit einer Knarre auf ihn losgehen?«
Er hielt das Lenkrad fest umklammert. »Möchtest du das etwa?«
»Am liebsten schon.« Ihre Stimme klang weich und rau zugleich, und sie zitterte. »Aber ich habe solche Angst. Als ich dieses Armband sah, war mir so verdammt schlecht, dass sich alles um mich herum drehte. Ich konnte nur noch daran denken, wie dicht in seiner Nähe ich geschlafen, ihm sogar Geld dafür gezahlt habe … und dann kam die Furcht. Ich sehe immer wieder diese Bilder aus dem Keller vor mir, und ich habe einfach tierischen Schiss. Könnte ich überhaupt den Abzug drücken, wenn ich ihm gegenüberstünde, oder würde ich mich in ein weinendes Häufchen Elend verwandeln?«
Er nahm ihre Hand, drückte sie kurz und gab ihr einen Kuss auf den Handrücken. »Ezra ist ein kluger Kerl, und ein guter Bulle noch dazu. Lass ihn seine Arbeit machen, ja?«
»Ich mache gerade meine Arbeit«, knurrte Ezra.
»Sie stellen gerade lediglich unter Beweis, dass Sie nicht mehr alle Tassen im Schrank haben.« Beulah Simmons starrte ihn fassungslos an. »Mehr nicht. Warum zum Teufel sollte ich Ihnen einen Haftbefehl auf der Grundlage eines Armbands geben, das vielleicht, vielleicht aber auch nicht einer Frau gehört hat, die vor mehreren Monaten in Chicago ermordet worden ist? Welche Verbindung sollte Carter Jennings zu so einer zuckersüßen Barbiepuppe aus der Großstadt haben?«
Ezra fluchte und wünschte sich, er hätte Remy aufsuchen können. Doch er durfte unter keinen Umständen mit in diese Sache hineingezogen werden. Doch Beulah war eine Korinthenkackerin vor dem Herrn, was er unter normalen Umständen als positiv empfand. In diesem Augenblich ließ sie ihm jedoch nicht den geringsten Spielraum. Und auch dieses eine Beweisstück, das er in der Hand hielt, schien sie nicht sonderlich zu beeindrucken.
Verflucht, er wusste doch selbst, dass es nicht viel war.
Er knallte seinen Bericht auf ihren Schreibtisch. »Jetzt sehen Sie es sich doch wenigstens einmal an! Das Armband passt haargenau zu der Beschreibung. Wenn da nicht diese Gravur wäre, würde ich auch nicht viel
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