Tödliche Nähe
Rücken über sie zu tratschen. So viel muss man meiner Mutter lassen – wenigstens das hat sie mir vor ihrem Tod noch eintrichtern können. Wissen Sie was, wenn Sie zu Sam möchten, sollten Sie es vielleicht einmal im Büro probieren.«
Da sie gerade zu einer Antwort ansetzte, wollte er erneut energisch anklopfen.
Doch da kam Nia ihm zuvor und machte die Tür auf. Bekleidet mit … oh Gott … einem Handtuch.
Law hätte beinahe seine Zunge verschluckt.
Ein Handtuch, ein paar Wassertropfen – mehr bedeckte sie nicht.
Plötzlich ging ihm auf, dass ein Gespräch mit Deb nichts mit dem neunten Höllenkreis gemein hatte. Gar nichts.
Der neunte Höllenkreis bestand darin, Nia Hollister gegenüberzustehen, deren weiche, warme Haut feucht glänzte. Hier stand er, kam förmlich um vor Verlangen, und noch bevor er ihr in die Augen schaute, wusste er, dass er diesen Hunger nie und nimmer würde stillen dürfen.
»Ääh … ich habe dir Kaffee mitgebracht«, krächzte er. Verdammt! Nun brach ihm auch noch die Stimme wie einem notgeilen Teenager. Sich räuspernd hielt er ihr den Kaffee und den Schlüsselbund hin. »Und deine Schlüssel. Ähm, dein Motorrad ist auch da.«
Ohne sich aus der Tür zu bewegen, schaute sie erst ihn an, dann den Kaffeebecher und den Schlüsselbund, wobei sich das Handtuch eng über die hübsche Wölbung ihrer Brüste spannte.
Im Hintergrund schnaufte Deb erneut – und sie schaffte es, mit diesem einen, tantenhaften Geräusch zugleich Entsetzen, Missbilligung und lebhaftes Interesse auszudrücken.
Nia schaute blinzelnd in Debs Richtung, und ihr Blick verriet, dass sie die Frau wiedererkannte. Sie errötete leicht, sagte aber nichts, sondern trat lediglich schmunzelnd einen Schritt zurück und machte die Tür weit auf.
Law zog eine Augenbraue hoch. Während er das Zimmer betrat, überlegte er … War er gerade im besagten neunten Kreis der Hölle gelandet, oder handelte es sich vielleicht um ein geheimes Tor zum Himmel?
Mit ziemlicher Sicherheit befand er sich in der Hölle.
Für alles andere war er nicht genug vom Glück gesegnet.
Nachdem sie die Tür hinter Law geschlossen hatte, nahm Nia den Kaffeebecher entgegen. In der Hoffnung, dass ihm nicht auffallen würde, wie ihre Knie allein bei seinem Anblick angefangen hatten zu zittern, schlenderte sie quer durch das Zimmer. Verdammt noch mal, was zum Teufel war das nur mit ihm?
Es klimperte, als er ihren Schlüsselbund auf den Tisch legte.
Sie beschloss, zunächst einmal das zu klären, schlüpfte in ihren Morgenmantel und ließ dezent das Handtuch fallen, bevor sie den Gürtel zuknotete. »Warum hast du eigentlich meine Schlüssel?«, fragte sie und setzte den Kaffeebecher an die Lippen.
»Äh, hab einfach vergessen, sie dir wiederzugeben. Es ist gestern ziemlich spät geworden und ich war total müde. Du weißt schon.«
»Hmm.« Sie trank einen Schluck. Unerwartet heftig spürte sie, wie das Koffein in ihren Magen gelangte. »Die späte Stunde. Du warst müde. Alles klar. Danke.«
Sie sah in seine Richtung und versuchte, das Gefühlschaos auszublenden, das er in ihr anrichtete, wenn er sie so anguckte. Ihr ganzes Inneres fühlte sich heiß an, wie der dampfende Kaffee, den er ihr mitgebracht hatte. Viel zu heiß.
Sie unterdrückte ein Wimmern und wandte den Blick ab. »Tja, danke schön. Für den Kaffee – und dafür, dass du mein Motorrad hergebracht hast.« Sie hielt inne. »Du hast es nicht geschrottet, oder?«
»Keine Sorge.« Er grinste sie an. »Mit Motorrädern kann ich umgehen. Schöne Maschine übrigens.«
»So, so. Na ja, rechne lieber nicht damit, noch einmal damit fahren zu dürfen. Aber trotzdem … danke. Für alles.« Dafür, dass du mich gestern Nacht nicht begrapscht hast, obwohl ich nicht die Finger von dir lassen wollte – Moment mal, warum hast du mich eigentlich nicht begrapscht?
Sie war ja darauf aus gewesen, dass er es tat. Wollte es immer noch. Mit jeder Faser ihres Körpers sehnte sie sich nach seinen Berührungen – es war schon fast krankhaft. Nein. Es war eindeutig krankhaft. Sie verspürte ein solches Verlangen. Am liebsten hätte sie den Kaffee weggestellt und wäre zu ihm gegangen, um die Arme um ihn zu schlingen und herauszufinden, ob er wirklich so gut schmeckte, sich wirklich so gut anfühlte, wie sie es in Erinnerung hatte …
Vielleicht lag es auch bloß am Alkoholrausch, dass sie ihn so toll fand. Das konnte sie austesten und die Sache dann abhaken.
Es war ganz einfach.
Oder?
Total
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