Tödliche Nähe
einfach.
Während sie noch überlegte, meinte er schulterzuckend: »Ach, schon gut. Halb so wild.«
Als er sich zur Tür drehte, schlug ihr das Herz bis zum Hals.
»Warte.«
Mit einer Hand auf der Klinke schaute er sie über die Schulter hinweg an. Sein goldbraunes Haar fiel ihm über die ausdrucksstarken Augen, während er erwartungsvoll innehielt.
Auf einmal war ihr Mund ganz trocken. Warten sollte er – verdammt, worauf denn?
Ihr zitterten die Hände, als sie den Kaffee abstellte. Besser war es – sie würde ihn sonst bloß noch verschütten. »Äh, hör mal, wegen gestern Nacht …«
»Mach dir keinen Kopf deswegen«, unterbrach er sie in kühlem, höflichem Tonfall.
Verflucht. Und wenn ich mir einen Kopf darüber machen will? Weil ich an nichts anderes mehr denken kann?
»Ähm. Na ja, ich … Ich hatte wohl einfach ein paar Bier zu viel, und irgendwie … also …« Großer Gott. Ich habe mich aufgeführt wie das letzte Flittchen, und es ist mir total egal. Warum zum Teufel hast du mir nicht einfach gegeben, was ich wollte? Was ich immer noch will?
Sie schluckte und blickte an ihm vorbei ins Leere. »Ich …« Auch nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, kam es ihr nicht einfacher vor. Mit so etwas hatte Nia doch sonst keine Probleme, verdammt noch mal. Nie. Wenn sie einen Mann begehrte, dann begehrte sie ihn. Natürlich fand sie es gut, wenn es irgendwie knisterte, möglichst heftig – und hier spürte sie definitiv eine gewisse Verbindung, auch wenn sie Law kaum kannte.
Wenn sich dieses Knistern nicht einstellte und sie sich irgendwie Erleichterung verschaffen musste, nahm sie das sprichwörtlich selbst in die Hand – dazu brauchte sie keinen Mann. So war ihr das sogar lieber . Es stellte kein Risiko dar, war unkomplizierter und insgesamt einfach besser.
Aber wie sie sich selbst bereits bewiesen hatte, würde diese Methode diesmal nicht funktionieren. Sie wollte ihn . Brauchte ihn .
»Sieh mal«, fing sie noch einmal an und räusperte sich. Ich kann das. Ich weiß, dass er mich begehrt. Es ist ganz einfach. Himmel, wahrscheinlich hat er meinen Schlüssel behalten, weil er sich genau so etwas erhofft hat, nicht wahr? »Wegen gestern Abend …«
»Nia, ich habe wirklich kein Problem damit«, fiel Law ihr etwas heftiger ins Wort.
Sie kniff die Augen zusammen. »Aber ich!«, fauchte sie.
Law ließ die Klinke los und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür. »Also gut. Wenn du sauer auf mich bist, dann erzähl mir doch einfach, worum es geht.«
»Du hast es nicht zu Ende gebracht.«
Ach. Du. Kacke.
Das hatte sie nicht gerade gesagt … Sie war nicht einfach so damit herausgeplatzt, oder?
Law starrte sie fassungslos an.
Er zog die Augenbrauen zusammen. Seine Stimme war ein heiseres Krächzen, als er fragte: »Was …« Er stockte, räusperte sich. »Was habe ich nicht zu Ende gebracht?«
Nia strich sich über den Morgenmantel, fummelte dann am Gürtel herum. Sie vermasselte es. Im Reden war sie eigentlich gut. Jedenfalls normalerweise. Von Männern zu bekommen, was sie wollte, war ihre leichteste Übung; sie konnte schlagfertig sein und charmant. Wenn sie Sex brauchte, dann bekam sie auch ihren Willen, aber gerade lief überhaupt nichts nach ihrem Geschmack. Weder ihr Leben noch ihr Gefühlsleben und alles, was mit Law zu tun hatte, schon gar nicht.
Sie löste den Gürtel, ließ den Morgenmantel von den Schultern gleiten und machte einen Schritt auf ihn zu. Dann schaute sie ihm fest in die Augen. »Ich war vielleicht betrunken, aber ich wusste genau, was ich wollte.«
»Großer Gott.« Law schloss die Augen und schlug mit dem Hinterkopf gegen die Tür. »Ich schlafe nicht mit betrunkenen Frauen – eiserne Regel.«
Nia beugte sich vor und schmiegte den Kopf an seinen Hals, atmete seinen Duft ein. Oje, er roch tatsächlich so gut, wie sie es in Erinnerung hatte. Wow! Dann war dieser Mann vielleicht wirklich rundum so toll. »Gute Regel … Gefällt mir. Aber jetzt bin ich nicht betrunken. Und ich will dich immer noch.«
Er fasste sie bei der Hüfte.
»Nia …«
Sie legte den Kopf in den Nacken und sah ihm in die haselnussbraunen Augen. Sein Blick war so leuchtend, einnehmend und voller Begehren. Hatte ein Mann sie je so angeschaut? Als gäbe es nichts außer ihr? Als bilde sie den Mittelpunkt des Universums? Ach was, von wegen Mittelpunkt … Law sah sie an, als wäre sie sein Universum.
Sie kam ganz dicht an ihn heran und küsste ihn sanft. »Ich will dich.« Sie spürte seine
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