Tödliche Nähe
Hinterkopf gab. »Ich mache niemandem den Hof«, erwiderte er steif. »Haben wir nicht auch noch etwas zu besprechen?«
Ezra lachte. »Klar. Worüber willst du denn sprechen, Casanova?«
»Hey, ich habe dieses Mädchen – Nia Hollister – vor ein paar Tagen gesehen, im Grill «, erzählte Ethan, zog sein Rührei einmal durch den Ketchup und stopfte sich die Gabel in den Mund.
»Weiß deine Frau, dass du immer noch da hingehst und Frauen aufreißt?«
Ethan zuckte mit den Schultern. »Mit Aufreißen hat das nichts zu tun. Ich spiele bloß ein bisschen Billard und trinke ein paar Gläser. Sie weiß genau, dass ich sie nie betrügen würde.« Er schaute einen seiner Kollegen aus zusammengekniffenen Augen an. »Kent soll allerdings gestern Abend ein paar Bier mit dieser Hollister gekippt haben.«
Der verdrehte die Augen. »Hab ich nicht. Sie war da, und ich eben auch. Schließlich gibt es in der Stadt nicht gerade viel Auswahl, wenn man kein Tiefkühlzeugs essen will. Außerdem liegt Mac’s Grill nicht weit weg von ihrem Hotel.«
Am anderen Ende des Tischs hob Craig Dawson, einer der Jungs von der Nachtschicht, müde den Kopf. Seine Augen waren gerötet, seine schmalen Wangen von Bartstoppeln bedeckt. »Geht’s um diese kleine Hollister? Mann, die ist scharf. Hab sie letztens mit Reilly gesehen – die hat sich bei ihm ganz schön ins Zeug gelegt.« Er grinste anzüglich und trank einen Schluck Kaffee. »Ich hatte schon befürchtet, ich müsste sie wegen sittenwidrigen Verhaltens hopsnehmen – dabei war es eine ziemlich gute Show«, setzte er dann hinzu.
»Perversling«, brummte Keith kopfschüttelnd.
Dawson schmunzelte. »Du bist doch nur neidisch, weil du die interessanten Sachen nicht zu sehen bekommst.«
»Genau, an Autofenster zu klopfen, wenn irgendwelche Kinder im Park rummachen, klingt echt verlockend«, murmelte Keith höhnisch.
Kyle Mabry beugte sich vor. »Also, ich hab die Hollister auch gesehen, und sie ist nun wirklich kein Kind mehr.« Obwohl er erst Anfang vierzig war, hatte er bereits eine Glatze, dazu einen sehr massiv wirkenden Körper, und sein Gesicht war stets gerötet, so als hätte er zu viel Sonne abbekommen. Gutmütig und unbekümmert, nahm Mabry die Fakten gern haarklein auseinander, wie Ezra festgestellt hatte.
Dass Mabry die Frage aussprechen würde, hätte ihm klar sein müssen.
»Was treibt sie hier überhaupt, Sheriff?«, fragte Kyle. »Was will sie in Ash? Für sie gibt es hier doch nichts mehr zu tun. Man sollte meinen, dass sie die ganze Geschichte endlich hinter sich lassen will.«
Ezra gab ein unbestimmtes Brummeln von sich und zuckte mit den Schultern. Ja, das sollte man meinen. Aber Nia würde das Ganze nicht auf sich beruhen lassen. Sie konnte es schlichtweg nicht.
»Das ist ihre Angelegenheit«, erwiderte er schließlich, als mehr und mehr Augenpaare auf ihn gerichtet wurden. Dass er ausweichend antwortete, würde die Sache vermutlich nur noch interessanter machen, aber irgendwie wollte er die Gründe für Nia Hollisters Anwesenheit nicht vor versammelter Mannschaft darlegen. Keith wusste Bescheid. Und Lena.
Das reichte.
Ein paar Jungs auf der Wache hegten wahrscheinlich bereits einen Verdacht, und wenn Nia noch länger hierblieb, würde auch noch bei ein paar anderen der Groschen fallen. Doch Ezra wollte keinerlei Gerüchte bestätigen. Noch nicht.
»Das spielt jetzt ohnehin keine Rolle mehr«, stellte Ethan fest und schaufelte noch einen Bissen von dem in Ketchup ertränkten Rührei in sich hinein. »Leslies Schwester arbeitet samstags im Hotel, und ratet mal, wer heute ausgecheckt hat.«
»Die Frau hat die Stadt nicht verlassen.« Kent schob sich ein Stück Speck in den Mund.
»Sie hat ausgecheckt«, betonte Ethan.
Natalie tauchte an ihrem Tisch auf. »Geht’s um Nia?«
»Ja. Sie reist gerade ab.«
»Stimmt nicht«, widersprach Natalie kopfschüttelnd. Sie schaute zu Keith und strich ihm über die Schulter, während sie ihm Kaffee nachschenkte. Er wiederum streichelte ihr die Hand, ohne den Kopf zu heben.
Natalie erzählte weiter. »Sie ist drüben im Inn – hat dort eine der Hütten angemietet, die Roz selten nutzt.«
»Ach, ja?« Vor Überraschung zog Ethan die Augenbrauen hoch.
Ezra blickte Natalie verblüfft an.
Sie grinste. »Tja, mir bleibt eben nichts verborgen.« Dann zwinkerte sie verschwörerisch. »Ihr wisst ja, dass meine Schwester im Inn putzt – da hat sie zufällig mitgekriegt, wie Nia dort angekommen ist. Sie hat es mir vorhin am
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