Tödliche Nähe
Telefon erzählt, als sie mich fragen wollte, ob ich nachher mit ihr nach Lexington fahre.«
Dann nahm Natalie Ezras Bestellung auf und ging zum nächsten Tisch. Er hörte, dass wieder jemand nach Nia fragte – das arme Mädel, wie furchtbar die ganze Sache für sie sein müsse und so weiter. Es war Beth Claudill, die sich da erkundigte, eine von Debs Freundinnen. Zweifelsohne würde jeder, der noch nicht von Nias Umzug ins Inn erfahren hatte, gegen Mittag darüber informiert sein. Oder spätestens zum Fünf-Uhr-Tee.
Der Buschfunk einer Kleinstadt, dachte Ezra belustigt. Einfach unübertroffen.
Sie war also doch nicht abgereist.
Scheinbar unbeirrt plauderte er weiter, betrieb Small Talk, wie schon sein ganzes Leben lang.
Er aß sein Frühstück, bat sogar um eine zweite Portion Pfannkuchen. Dazu trank er drei Tassen Kaffee und äußerte seine Sorge darüber, dass in Oakfield eventuell ein Einkaufszentrum gebaut werden sollte. Er hörte sich das Getratsche der Weiber an, die Beschwerden der Männer und trug selbst seinen Teil dazu bei.
Doch innerlich brodelte es in ihm. Nia Hollister war nicht abgereist.
Nicht nur das, sie hatte sich sogar im Inn eingerichtet … in einer der Hütten, die eher für einen längeren Aufenthalt als für einen Kurzurlaub gedacht waren.
Wenn sie hierblieb …
Verdammt!
Das war gar nicht gut.
Genau wie der Deputy es gesagt hatte, lag das Inn nur wenige Kilometer von Laws Haus entfernt. Kent Jennings hatte ihr den Anfahrtsweg beschrieben, ihr eine Telefonnummer gegeben, und ihr sogar gesagt, sie solle seinen Namen erwähnen. » Ich bin quasi ein Cousin .«
So langsam dämmerte Nia, dass die halbe Stadt zu den Jennings gehörte oder irgendwie mit ihnen verwandt war.
Am späten Samstagvormittag hielt sie den Schlüssel zu einer gemütlichen Hütte in der Hand – mit Küchenzeile, für eine etwas geringere Miete als sie für ihre Wohnung zahlte. Wenn sie für die keinen Untermieter fand, würde das ihre Ersparnisse auffressen. Aber das dürfte kein Problem werden.
Sich hier einzuleben, dauerte dagegen wie erwartet länger.
Schließlich musste sie sich erst einmal einrichten. Denn Nia hatte nicht vor, so bald wieder zu verschwinden – erst wollte sie einige Antworten finden. Sie musste Lebensmittel einkaufen, musste zu Hause anrufen und nachhaken, ob das mit der Untermiete klappte – ja, sie hatte sich zwar bereits darum gekümmert, aber sie ging lieber auf Nummer sicher. Außerdem musste sie eine Freundin darum bitten, ihr noch mehr Kleider und andere Gegenstände aus ihrer Wohnung zu schicken.
Und nein, sie schob nichts vor sich her – warum sollte sie auch? Schließlich war sie nicht verpflichtet , zu Law zu fahren.
Obwohl sie eigentlich nichts lieber getan hätte. Obwohl sie einen regelrechten Drang verspürte, sich danach sehnte …
Es gab eben noch andere Dinge zu tun – wichtige andere Dinge, die ihr die Möglichkeit gaben … nachzudenken. Darüber, ob sie überhaupt in der Lage war, sich mit ihm auseinanderzusetzen, oder darüber, warum in seiner Gegenwart jedes Mal ihr Verstand aussetzte, während dieser Mann zugleich ihr Herz berührte wie noch kein anderer vor ihm.
Darüber, dass sie aus einem bestimmten Grund hier war – einem einzigen Grund, und der hatte nichts mit ihm zu tun. Sobald das erledigt wäre, würde sie wieder fahren.
Sollte sie sich also wirklich auf ihn einlassen?
Wahrscheinlich nicht.
Doch das hielt sie nicht davon ab, an ihn zu denken …
Law betrat das Haus und wischte sich erschöpft mit dem Handtuch über das Gesicht.
Seine Miene verfinsterte sich jedoch, als er im Büro, das er sich im Wohnzimmer eingerichtet hatte, einen vertrauten Haarschopf erblickte.
Während er darauf wartete, dass sein Atem sich wieder beruhigte, starrte er nur wütend in ihre Richtung.
Es verging eine volle Minute, bis Hope den Kopf wandte und ihn anstrahlte.
»Hi!«
»Es ist Samstag«, erwiderte Law ungehalten.
»Stimmt. Und morgen ist Sonntag. Und danach … kommt Montag. Darauf Dienstag. Da sagen die Leute immer, man würde nur unnützes Zeug in der Schule lernen, dabei stehen wir hier und wenden diese grundlegenden Kenntnisse an«, flötete sie grinsend, wobei sich ein Grübchen auf ihrer Wange zeigte.
»Ich bezahle dir keine Wochenendarbeit.« Na ja, er hatte sie ohnehin nicht auf Stundenbasis angestellt. Und eigentlich kümmerte ihn das auch gar nicht – aber er hatte gerade keine Lust auf Gesellschaft. Außer vielleicht … Nein. Er würde
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