Tödliche Nähe
einen Plan schmieden.
Sie musste verschwinden.
Das war nun oberste Priorität für ihn. Und vielleicht, wenn er nur genug über seine Beute in Erfahrung brachte, würde er eine Lösung finden, ohne sie umzubringen oder ihr wehzutun … eine Lösung, bei der er nichts zu unternehmen brauchte, womit er wieder alles auf den Kopf stellte, sodass sie den Mord an Nia Hollisters Cousine noch einmal genauer unter die Lupe nehmen würden.
Irgendetwas musste er sich einfallen lassen.
Kenne deine Beute … Das war immer ein guter Rat.
Ihre weiche, goldbraune Haut schimmerte wächsern, als sie ihn mit stählernem Blick ansah. Law wurde bewusst, dass sie abwartete.
Sie fragte sich sicher, ob er sie entweder zum Teufel schicken wollte, oder aber ihre Ängste zu zerstreuen versuchte.
Er verkniff sich ein zynisches Grinsen. Wenn sie ihn auch nur annähernd kennen würde, wäre sie nicht so besorgt gewesen. Law liebte jede Art von Gedankenspielerei, die mit Verschwörungstheorien und Verfolgungswahn zu tun hatte. Ihre Hypothese reichte nicht einmal annähernd an einige seiner verrückteren Spekulationen heran.
Sie sah aus, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. Ihr Anblick versetzte ihm einen Stich ins Herz.
»Falls du dachtest, du könntest mich damit schockieren, muss ich dich leider enttäuschen, Süße«, antwortete er schließlich. »Carson war zwar ein Arschloch erster Güte, aber deswegen nehme ich den Bullen noch lange nicht jede Geschichte ab, die sie mir weismachen wollen.«
Nia blinzelte überrascht. »Wie bitte?«
»Du hast schon richtig gehört. Ich halte ihn zwar nicht für unschuldig, aber das hindert mich nicht daran, auch andere Erklärungen in Erwägung zu ziehen.« Er legte den Kopf erst auf die eine, dann auf die andere Seite und verzog das Gesicht, als es schließlich knackte. Gedankenverloren massierte er sich die verkrampfte Nackenmuskulatur. »Joe hatte überhaupt keinen Anlass, deiner Cousine etwas anzutun, Nia. Er war ein perverses Schwein, aber in seinem Wahn ist er methodisch vorgegangen, und hier kann ich keine Strategie erkennen. Ich könnte mir zwar vorstellen, dass es so abgelaufen ist, wie die vom Büro des Sheriffs sagen … Aber na ja, dasselbe gilt auch fürs Gegenteil.«
Nia machte eine finstere Miene. »Schwammiger geht’s ja kaum noch. Du sitzt wohl gern zwischen den Stühlen?«
»Nein. Ich bleibe gern objektiv. Ich brauche Beweise. Und ja, sie mögen vielleicht Indizien gegen Joseph Carson in der Hand haben, aber sie kannten ihn nicht persönlich.« Er schaute sie an, spürte, wie der Hass, die Wut in ihm hochkochte und hoffte, dass man es ihm nicht ansah. »Ich hingegen schon. Er war zu grausamen und brutalen Dingen fähig, die man sich gar nicht vorstellen möchte. Aber er ist niemals willkürlich vorgegangen – deine Cousine aber war ein zufällig ausgewähltes Opfer. Und das sieht dem Mann, den ich kannte, nicht ähnlich. Da also die einzelnen Puzzleteile nicht wirklich zusammenpassen, verschließe ich mich auch nicht anderen Erklärungsansätzen. Es bedeutet, dass der Mörder immer noch irgendwo frei herumlaufen könnte.«
»Dann … glaubst du also nicht, dass ich übergeschnappt bin … oder überreagiere?«
Er streichelte Nia über die Wange. »Ich glaube, dass du auf dein Bauchgefühl hörst. Das sollten sehr viel mehr Menschen machen.« Dann strich er ihr mit dem Daumen über ihre Unterlippe. »Aber tu mir einen Gefallen … Zieh nicht wieder auf eigene Faust mit einer Knarre in der Hand los. Vor allem nicht mit einer nicht registrierten.«
Der sanfte Goldton ihrer Wangen verwandelte sich in ein kräftiges Rosa. »Ich habe damals einfach nicht nachgedacht. Jedenfalls nicht richtig.«
»Mal ganz hypothetisch – nehmen wir mal an, du hast recht und der Mörder läuft immer noch frei herum. Glaubst du wirklich, du könntest einen kühlen Kopf bewahren, wenn du auf eindeutige Hinweise stoßen würdest, die dich zu ihm führen?«, fragte Law spöttisch. Er schüttelte den Kopf. »Wenn der Kerl wirklich noch lebt, dann ist er gefährlich. Gefährlicher als Joe Carson es jemals war. Denn dann plant er sein Vorgehen ganz genau, wie ein Jäger. Gut möglich, dass er sogar hier aus der Gegend kommt und jeden deiner Schritte beobachtet.«
Seine Worte jagten ihr einen Schauder über den Rücken.
Nia schluckte schwer, wandte den Blick ab und tat, als wäre sie nicht zu Tode erschrocken.
Aber es gelang ihr nicht.
»Verdammt!« Sie wischte sich mit dem Handrücken über
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