Tödliche Nähe
nahezu platinblonden Strähnen mischte. Dann gab er ihr einen zärtlichen Kuss, löste sich von ihr und grinste seinen Cousin an. »Du heiratest also. Noch vor ein paar Monaten hätte ich das kaum glauben können, weißt du. Aber seit Hope hier aufgetaucht ist … tja, manche Dinge ändern sich eben doch. Glückwunsch!«
»Danke.«
»Ich habe Ezra angerufen«, mischte Lena sich in das Gespräch ein. »Er kommt auch noch vorbei. Eine Spontanparty …« Sie grinste schief. »Wobei ich leider nicht viel mitfeiern kann. Hier ist ganz schön viel los.«
»Wahrscheinlich lassen wir in ein paar Wochen eh eine richtige Fete steigen«, erwiderte Law. »Aber ganz zwanglos. Vielleicht bei mir zu Hause.«
Hope senkte den Blick, um zu verbergen, wie besorgt sie war. Bei ihm … damit er Nia einladen konnte? Doch augenblicklich schämte sie sich für diesen Gedanken. Wenn Nia ihm am Herzen lag, sollte sie ihre persönlichen Vorbehalte als Freundin hintenanstellen, oder? Außerdem würde dieses Techtelmechtel ohnehin nicht von langer Dauer sein. Nia war schließlich in Ash, um …
Unvermittelt verfinsterte sich ihre Miene. Warum genau war sie eigentlich wieder in der Stadt?
Nia merkte, dass sie nicht allein in der Hütte bleiben konnte.
Eigentlich hatte sie noch ein wenig recherchieren wollen … Ihr waren von ihren Kontaktmännern ganze Berge von Unterlagen zugeschickt worden, die durchgesehen werden mussten, zumal sie überlegte, die Suche auf Ash und Umgebung einzugrenzen.
Aber sie schaffte es einfach nicht, am Schreibtisch sitzen zu bleiben.
Es ging einfach nicht.
Also zog sie schließlich los. Vielleicht half es, ein wenig im Inn umherzustreifen. Sie stoppte jedoch auf halbem Wege, als ein verbeulter, weißer Pick-up die Einfahrt zum Hauptgebäude herauffuhr.
Dabei war es nicht der Wagen, der sie erstarren ließ. Es lag an der Frau, die wartend vordem Restaurantstand. Lena … Neben ihr saß geduldig der Hund. Beide schauten erwartungsvoll in Richtung Parkplatz, was Nia verriet, wer höchstwahrscheinlich gerade vorgefahren war, erst recht als der Hund anfing, mit dem Schwanz zu wedeln.
Ezra.
Nia biss sich auf die Unterlippe und beobachtete, wie der Pick-up hielt. Beim Aussteigen entdeckte der Sheriff Nia und hob grüßend die Hand, konzentrierte sich dann jedoch auf seine Frau. Als die beiden schließlich gemeinsam im Haus verschwanden, hatte Nia plötzlich eine Idee.
Lena war also im Inn .
Würde aber wahrscheinlich arbeiten müssen.
Und Ezra war auch dort. Blieb er wohl für eine Weile?
Hmmm …
Nia sah an sich herab und beschloss, dass ihre Klamotten für einen schnellen Drink in Ordnung seien. Schließlich hatte Roz gesagt, dass sie sich an der Bar etwas holen oder aus dem Restaurant etwas mitnehmen und es auf die Rechnung setzen lassen könne.
Eigentlich wäre es besser gewesen, ihrer Eingebung nicht weiter zu folgen.
Gar nicht weiter.
Aber sie musste dringend etwas unternehmen, konnte an nichts anderes mehr denken.
Und nun bekam sie vielleicht eine Chance dazu. Ezra war zum Abendessen im Inn . Ebenso wie Law, Hope und ihr Verlobter – der wohl Remy hieß. Gemeinsam saßen sie in einem Separee. Sie erkannte Laws Stimme, obwohl sie ihn nicht sehen konnte.
Und die Idee, die ihr gerade spontan in den Sinn gekommen war, festigte sich.
Ezra und Lena hielten sich beide im Gebäude auf. Lena …
Der Anblick dieser Frau, die Joely so ähnlich sah, lenkte Nias Aufmerksamkeit wieder zurück zu ihrem ursprünglichen Vorhaben.
Nicht, dass sie bisher tatenlos herumgesessen oder … mit Law … herumgelegen. hätte. Sie war für Ermittlungen und Befragungen unterwegs gewesen und hatte diese ganzen amtlichen Dokumente durchforstet.
Und nun musste sie an Lenas Aussage bei der Polizei denken.
Sie hatte die Schreie einer Frau gehört … draußen im Wald.
Nia verzichtete auf den Drink, stahl sich aus dem Inn und eilte zurück zu ihrer Hütte. Es war noch hell – jedenfalls für ein paar Stunden. Lena und Ezra würden beschäftigt sein. Also konnte sie ein bisschen herumschnüffeln. Und obwohl sie die Knarre nicht mit zu Law genommen hatte, besaß sie tatsächlich eine zweite unregistrierte Pistole, die sie auch mit Freuden benutzen würde.
Ja, sie verhielt sich dumm – völlig bescheuert, das wusste sie. Das Ganze war dumm und gefährlich.
Doch Nia musste das Risiko eingehen, konnte einfach nicht mit dieser Ungewissheit leben. Sollte sie nicht bald etwas finden , würde sich daran wohl nie etwas
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