Tödliche Nähe
würde.«
»Aha. Na ja, wie ich gehört habe, stehst du auf seine Frau.«
»Stand – das gehört der Vergangenheit an.« Law machte eine finstere Miene, setzte sich jedoch kurz darauf neben sie aufs Bett, grinste verschlagen und legte ihr eine Hand auf den Oberschenkel. »Und falls du es genau wissen willst – momentan stehe ich auf dich.«
Sein Lächeln löste Herzrasen bei ihr aus. Vielleicht lag es jedoch auch daran, dass sich seine Finger so nah an ihrem Schoß befanden. Möglicherweise auch an beidem. »Ist das so?«
»Jepp. Aber du wolltest mir noch was erzählen.«
»Nein. Aber ich sollte es wohl besser. Nicht dass du noch weggesperrt wirst, weil du den Sheriff angegriffen hast.« Ihre Unbekümmertheit war wie weggeblasen, als sie zum Fenster blickte und sich an die vergangene Nacht erinnerte. »Ich hab geschlafen und bin plötzlich aufgewacht, aber frag mich nicht, wovon. An irgendein bestimmtes Geräusch kann ich mich jedenfalls nicht erinnern. Als ich die Augen aufgemacht habe, war es dunkler als sonst – kurz zuvor hatten draußen vor der Hütte noch Laternen gebrannt, genau wie vergangene Nacht. Doch auf einmal waren sie aus. Nur der Mond erhellte das Zimmer. Und dann habe ich …« Sie verstummte und holte tief Luft. »Dann habe ich irgendetwas vor dem Fenster gesehen – eine Hand. Sie kam immer näher … Die Person kam immer näher. Er stand genau vorm Fenster. Und hat hereingeguckt.«
»Er …? Bist du sicher, dass es sich um einen Mann handelt?«
»Todsicher.«
»Hast du ihn gesehen? Sein Gesicht, meine ich? Weißt du ungefähr, wie er aussah?«
»Nein, ich konnte nur seine Silhouette sehen. Aber es war ein Mann, da bin ich mir ganz sicher.« Sie schaute ihn an. »Ich habe das Licht nicht angemacht, mich nicht getraut, direkt in seine Richtung zu blicken. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass er wusste , dass ich mich in der Hütte befand und ihn beobachtet habe. Aber herausfinden, ob ich recht hatte, wollte ich nicht. Schließlich habe ich meine Pistole genommen und die Polizei gerufen. Als ich anfing zu sprechen, ist er dann gegangen. Einfach so. Als hätte er bloß sicherstellen wollen, dass ich ihn bemerke .«
Für einen langen Augenblick schwieg Law und ließ seinen grimmigen Blick in die Ferne schweifen. Dann schaute er wieder zu ihr. »Du weißt, dass es auch nur ein Dummejungenstreich gewesen sein könnte, oder?«
»Ach, bitte.« Nia lächelte spöttisch.
Er zuckte mit den Schultern. »Ich glaube auch nicht wirklich daran, aber man muss trotzdem alles in Erwägung ziehen. Apropos … würde vielleicht ein Exfreund infrage kommen? Oder ein Exmann?«
»Exmänner hab ich keine, und die Wahrscheinlichkeit, dass das ein Exfreund gewesen ist, strebt gegen null.« Sie stand auf, fuhr sich durchs Haar und tigerte rastlos hin und her. »Hör mal, Law, ich bin ja froh, dass du die Sache ernst nimmst, aber ich weiß schon, wer das war – es gibt nur eine sinnvolle Erklärung. Es handelt sich um das Schwein, das meine Cousine umgebracht hat … und das ist nicht Joe Carson gewesen.«
So hell konnten Augen doch gar nicht leuchten, oder? Wie flüssiges Gold, und trotz der Angst war der Blick voller Zorn.
Er stand auf und streichelte ihr über die Wange.
»Langsam glaube ich, dass du recht hast«, entgegnete er, und vor Angst und Wut zog sich ihm der Magen zusammen. Während er seinen Blick weiter auf ihr Gesicht gerichtet hielt, hatte er Bilder von dem Mädchen vor Augen, das umgebracht und wie Müll auf seinem Grundstück entsorgt worden war – Nias Cousine, ihr eigen Fleisch und Blut. Und sie selbst könnte dasselbe Schicksal ereilen.
Wenn mit Joe nicht der Mörder gestorben war, dann wollte ihr der richtige Killer anscheinend Angst einjagen.
Nia legte die Stirn in Falten. »Du … Warte mal, glaubst du mir etwa?«
Er strich ihr durchs Haar und legte ihr die Hand in den Nacken. »Nia, du kommst mir nicht vor wie jemand, der vor bloßen Schatten davonläuft.« Er schmunzelte. »Ich mache so etwas vielleicht. Aber ich bin auch ein paranoider Spinner. Wenn du deine Exfreunde ausschließen kannst und es wahrscheinlich auch kein dummer Bengel war, der dir Angst einjagen wollte … Wer sollte es dann sonst sein?«
»Tja, nicht jeder käme zu dem logischen Schluss, dass der angeblich tote Mörder vor meinem Fenster herumläuft.«
Irgendwie machte ihn ihr skeptischer Blick an. Grinsend zwickte er sie in die Unterlippe. »Tja, wahrscheinlich denke ich einfach anders als die
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