Tödliche Nähe
die Ermittlung ansehe oder als Gefährdung für Sie oder für andere einschätze. Und das ist keine leere Drohung.«
Sie schenkte ihm ein müdes Lächeln. »Hey, wie könnte ich mich denn in die Ermittlung einmischen? Offiziell ist der Fall doch abgeschlossen, oder?«
Ezra schnaubte. »Denken Sie darüber nach.«
Er ging zur Tür.
»Und wie gesagt – beim kleinsten Geräusch rufen Sie mich bitte an.«
Sie hatte ihn gesehen. Das war ihm sofort klar gewesen, als er sie hatte aufschrecken hören.
Und die Polizeisirenen bestätigten diese Annahme.
Schmunzelnd fragte er sich, was ihr wohl durch den Kopf gegangen sein mochte, während er vor ihrem Fenster gestanden hatte.
Würde sie nun endlich abhauen?
Er sann kurz darüber nach. Nein. So leicht ginge das nicht. Das Ganze musste vermutlich schleichend vonstattengehen.
Ganz allmählich musste sie das Entsetzen packen, so mitten in der Nacht, bei tiefster Dunkelheit.
Doch beim nächsten Mal musste er ein wenig geschickter vorgehen. Die Fußspuren hätte er nicht hinterlassen dürfen. Auch wenn es wichtig war, herauszufinden, wie sie reagierte, wenn sie ihn sah – kenne deinen Feind.
Und in diesem Fall besaß sein Feind knallharte Eier, selbst als Frau.
Sie loszuwerden würde sich nicht so einfach gestalten. Was für eine Verschwendung. Stattdessen hätte er sie viel lieber genommen . Eigentlich wollte er sie nicht vertreiben, sondern sich einverleiben, ihren Widerstand brechen. Doch das wäre zu gefährlich.
Immerhin ließ der Sheriff ihre Hütte bereits von Deputies überwachen.
Alles, was ihr nun widerfuhr, würde ihm Probleme bereiten, und davon hatte er bereits genug, allein durch ihre Anwesenheit.
Später allerdings … ja. Später vielleicht. In ferner Zukunft …
Lächelnd behielt er diesen Gedanken im Hinterkopf und stieg aus der Dusche. Er musste sich auf den kommenden Tag vorbereiten. Musste einer wundervollen Dame ein Geschenk überreichen. Musste arbeiten. Musste Pläne schmieden.
Fleißig, fleißig …
»Was?«
Ethan ließ die Kaffeetasse sinken und blickte in Laws zorniges Gesicht. »Äh, na ja. Sie hat jemanden an ihrem Fenster gesehen. Also sollten Kyle Mabry und ich die ganze Nacht über dortbleiben – ich hatte Keiths Schicht übernommen, weil ich das Geld brauche, und …«
»Spar dir den Sermon, das ist mir egal – aber was soll das heißen, sie hat jemanden an ihrem Fenster gesehen?«, wollte Law wissen.
»Na, eben das.« Ethan zuckte mit den Schultern und nahm noch einen Schluck Kaffee.
Law würde dem Deputy das Gesöff gleich über den Schädel kippen, wenn er nicht endlich den Mund aufmachte. Gerade wollte er ihn das wissen lassen, da fuhr Ethan fort. »Heute Morgen gegen zwei ist es über Funk reingekommen. Wir sind hingefahren, und ich habe den Sheriff angerufen.«
»Warum hast du Ezra dazugeholt?«
»Weil er das von uns erwartet – genau wie Nielson früher. Er möchte über seltsame Vorkommnisse informiert werden. Und das hier kann man wohl durchaus als seltsam bezeichnen, finde ich zumindest. Ich meine, sie stammt nicht von hier und ist zudem mit der Toten verwandt. Und …« Er hielt inne.
»Und was?«
Ethan schüttelte den Kopf. »Verdammt, wenn ich noch mehr ausplaudere, wird mir der Sheriff den Arsch aufreißen.«
»Genau wie ich, wenn du nicht endlich weitererzählst.«
»Mag ja sein, aber du kannst mich nicht rausschmeißen.«
»Also gut.« Law knallte seinen Kaffeebecher auf den Tisch. »Dann fahre ich jetzt eben ins Büro des Sheriffs und rede selbst mit ihm.«
»Der kommt heute später.«
»Dann fahre ich halt zu ihm nach Hause. Schließlich weiß ich, wo er wohnt.«
Eigentlich wollte er viel lieber zu Nia. Und dort würde er auch vorbeischauen – sobald er sich wieder beruhigt hatte.
Was zum Teufel war eigentlich los? Und warum hatte sie ihn nicht angerufen?
Unvermittelt musste er daran denken, wie sie ihm von ihrer Befürchtung erzählt hatte, dass es sich bei Joe Carson nicht um den Mörder ihrer Cousine handelte. Kalter Schweiß brach ihm aus, und plötzlich war es ihm egal, ob er ruhig wirkte oder nicht. Er lief zu seinem Auto, getrieben von nackter Angst, die er niederzukämpfen versuchte.
Niemand wäre so blöd, Nia zu entführen , sagte er sich. Nicht, wenn der Mörder immer noch lebte. Und falls er noch dort draußen existierte, dann gab es mit Sicherheit irgendeine Verbindung – irgendetwas, worüber Nia gestolpert war, wissentlich oder unbeabsichtigt.
Sie nun umzubringen, würde
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