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Toedliche Offenbarung

Titel: Toedliche Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Kuhnert
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von hinten auf die Schulter schlägt. »Scheint wirklich Broderichs Motorrad zu sein.«
    »Die Leute vom Angelverein haben …«, setzt Streuwald an.
    »Ich bitte Sie. Wir sind ein Fischhege- und Sportangelverein, wir…«, fällt der mit der Schiebermütze ihm sofort ins Wort und redet endlos weiter, ohne dass die beiden Polizisten ihm zuhören.
    Streuwald macht Borgfeld ein Zeichen.
    »Komm, lass uns verschwinden. Die Kriminaltechnik nimmt das Ding sowieso mit. Kollege Harms darf sich mit der querliegenden Kurbelwelle und dem anderen Mist beschäftigen. Das wird ihn freuen. Frühstücken wir irgendwo?«
    »Ich habe meine Punkte für heute Morgen schon weg, aber ein Kaffee ist noch drin.« Borgfelds Augen flackern entschuldigend. Wenn es nach ihm ginge, wäre er für ein Bauernfrühstück mit Speck und Eiern zu haben, aber wenn er am Donnerstag mit Maria zum Wiegen geht und zugenommen statt abgenommen hat, dann hängt der Haussegen schief. Endgültig.
    »Scheint ja bei dir wieder alles seinen normalen Gang zu gehen.« Falls man das normal nennen kann, fügt Streuwald in Gedanken hinzu und schickt Borgfeld einen dieser Blicke, von denen man nie weiß, ob er gleich vor Lachen losprusten oder sich angewidert abwenden wird.
    »Ist ja gut«, nuschelt Borgfeld einlenkend.
    »Wo wollen wir hin?«
    »Der Golfclub liegt gleich um die Ecke. Lass uns dort frühstücken; dabei können wir uns auch gleich nach den Bällen erkundigen.«

6
     
    In Kleinburgwedel liebt man Schilder. An den Kopfseiten der Scheunen sind überdimensionierte Plakate zur 750-Jahrfeier des Ortes angebracht. Jockel, der ortsansässige Hahn, ist auf einem verewigt. Er sitzt auf dem Misthaufen und begrüßt die Durchfahrenden als einer von 2613 aufgeweckten Einwohnern.
    Martha biegt rechts ab. Jetzt ist es nicht mehr weit. Das Seniorenpflegeheim »Lindenriek« liegt mitten in Kleinburgwedel an der Durchgangsstraße.
    Martha geht die wenigen Schritte vom Parkplatz zum Eingang. Im Flur begegnet sie einer Frau mittleren Alters. Die blonden Haare sind zurückgekämmt und werden mit einem Gummiband im Nacken zusammengehalten. Ihr pausbäckiges Gesicht strahlt Güte und Gelassenheit aus.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, spricht sie Martha fröhlich an.
    Überrascht bleibt Martha stehen. »Gerne, ich möchte zu Herrn Zander. Können Sie mir sagen, wo ich ihn finden kann?«
    »Aber natürlich. Herr Zander wohnt im Birkenweg. Nehmen Sie den Fahrstuhl in die erste Etage. Dann halten Sie sich links. Es ist gleich die zweite Tür links. Sie müssen aber kräftig klopfen, sonst hört Herr Zander es nicht. Er ist ein bisschen schwerhörig.«
    Martha nimmt den Fahrstuhl und findet die Tür mühelos. Sie klopft. Nichts rührt sich. Sie versucht es noch einmal energischer. Wieder nichts. Schließlich drückt Martha die Klinke herunter und öffnet die Tür. Das Zimmer ist leer.
    Enttäuscht kehrt Martha zur Eingangshalle zurück. Eine andere Pflegerin kommt ihr mit einem Getränkewagen entgegen. Sie ist höchstens zwanzig und hat die strohblonden Haare zu einem wippenden Pferdeschwanz gebunden.
    »Entschuldigung«, spricht Martha sie an. »Ich suche Herrn Zander. Er sollte in seinem Zimmer sein, aber das ist leer.«
    »Ach, der Herr Zander.« Das junge Mädchen lächelt. »Der Herr Zander ist bestimmt draußen. Er ist so gerne an der frischen Luft.«
    Zusammen mit Martha geht sie um die Hausecke. Unter einer ausladenden Kastanie sitzt ein alter Mann auf einer breiten Holzbank im Schatten. Die Lernschwester zeigt auf ihn.
    »Sie haben Besuch, Herr Zander.«
    Emil Zander ist ein Mann Mitte achtzig. Alles an ihm wirkt wie die winzige Ausgabe seines Sohnes. Das Gesicht ist schmal und eingefallen, die Lippen sind zu einem Strich verkümmert, erinnern aber trotzdem noch an einen bissigen Hund. Seine grauen Augen blinzeln trübe hinter dicken Brillengläsern. Ohne zu fragen, aktiviert Martha an ihrem Diktiergerät die Aufnahmetaste.
    »Guten Morgen, Herr Zander.«
    Überrascht blickt er auf, greift nach Marthas Hand und umklammert sie. Martha glaubt ein erkennendes Blitzen hinter seiner Brille wahrzunehmen.
    »Du bist es. Endlich. Ich habe auf dich gewartet.«
    Martha blinzelt der Lernschwester zu.
    »Sehen Sie, er erwartet mich, er hat es nicht vergessen.«
    »Dann gehe ich wieder«, murmelt die junge Frau und verschwindet mit ihrem wippenden Pferdeschwanz.
    »Ihr Sohn hat gestern angerufen und mich angemeldet. Mein Name ist Landeck, Martha Landeck.«
    Der Greis legt den Kopf schief

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