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Toedliche Offenbarung

Titel: Toedliche Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Kuhnert
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Wohnung. In halber Höhe sieht Matusch beim Zählen nach oben und erstarrt.
    Auf einer Parkbank kurz hinter dem Treppenaufgang sitzt jemand. Ein blonder Junge.
    Matusch würde den Hinterkopf des Jungen unter Tausenden erkennen. Vor allem die rot leuchtende Schuppenflechte. Sein Herz beginnt, aufgeregt zu schlagen.
    Geräuschlos steigt Matusch die restlichen Treppenstufen hoch und nähert sich unbemerkt der Bank. Sollte er wirklich so viel Glück haben und diesen Idioten auf dem Präsentierteller angeboten bekommen?
    Drei weitere lautlose Schritte geben ihm Recht. Linkerhand lümmelt Karl mit ausgestreckten Beinen auf einer Bank, die im Schatten eines riesigen Nadelbaums steht – und merkt nichts. Matusch schaut sich nach allen Seiten um. Weit und breit ist niemand zu sehen, weder auf dem Vorplatz des Krankenhauses noch an den Fenstern des gegenüberliegenden Hauses.
    Wie soll er vorgehen? Die Gedanken rasen durch seinen Kopf. Matuschs Finger umklammern den Horngriff seines Messers. Ein Stich – und gut ist.
    Im letzten Moment zögert er. Ein Schrei wäre nicht gut. Wer weiß, wer da angelaufen kommt.
    Was dann? Genau in diesem Moment streckt Karl seine Arme nach oben und gähnt laut. Bestens, geht es Matusch durch den Kopf. Der Penner merkt nichts. Gar nichts. Ein breites Grinsen huscht über Matuschs Gesicht.
    Bald wirst du genug Zeit zum Schlafen haben. Matusch zwängt sich so leise wie möglich unter den kahlen Ästen am Fuße der Eibe durch. Nur wenige Zentimeter trennen ihn von der Sitzbank, als ein Ast knackend zurückschnellt.
     

25
     
    Beckmann geht seine Mails durch. Zwei sind von Frank Rischmüller. Eine hat er gegen 11:30 Uhr geschickt, die andere eine Stunde später.
    Beckmann geht der Reihe nach vor.
    Hallo Max!
    Habe endlich den richtigen Herbert Müller gefunden. Er wohnt in Celle. Er war früher Inhaber der Spedition Golter. Biografie und Adresse findest du im Anhang.
    Beckmann muss die Mail dreimal lesen, bis er begreift. Der Herbert Müller aus den Interviews ist identisch mit dem Mäzen der »Aufrechten Deutschen«.
    Beckmann öffnet den Anhang und überfliegt die Biografie. In Celle geboren, in der Denickestraße aufgewachsen. Ausbildung im Polizeidienst, Heirat. Später arbeitet Müller im Transportunternehmen des Schwiegervaters. Mit großem Erfolg.
    Das Telefon klingelt, und völlig gefangen in den neuen Informationen hebt Beckmann ab.
    »Goldmann, hier. Ich sollte mich doch melden, wenn mir eingefallen ist, wo der fehlende Ball geblieben sein könnte.«
     

26
     
    Kevin hat das Zurückschnelles des Astes gehört. Verwundert dreht er sich um und blickt in das Gesicht von Matusch.
    »Was …« Weiter kommt er nicht. Er kann nicht einmal mehr schreien, blitzschnell schießen Matuschs Arme vor. Seine kräftigen Hände drücken, ohne zu zögern, auf Kevins Kehlkopf.
    »Verräter«, zischt Matusch, als sich seine Finger schließlich vom Hals lösen und Kevins Kopf schlaff zur Seite fällt. Matusch spuckt auf die Erde. Das wäre geschafft. Jetzt muss er den Kerl nur noch wegschaffen.
    Matusch sieht ein Auto, das einen Parkplatz sucht. Verdammt, Zeugen kann er nicht gebrauchen. Er sollte sich beeilen. Matusch packt Kevin an den Füßen und zieht ihn unter die Eibe bis dicht an den Betonsockel des benachbarten Gebäudes.
    »Unser Bund gilt fürs Leben, du Wurm. Tod oder Leben. Dafür steht der Eihwaz , die Todesrune«, raunt er ihm zu.
    Matuschs Blick wandert zu Kevins Faust, die immer noch krampfhaft einen Zettel umklammert. Ein Ruck und Matusch hat ihn: 2. Etage, Zimmer 2035. Er wirft einen letzten Blick auf seinen alten Sandkastenfreund, dessen Kopf auf einem vertrockneten Zweig ruht. Das ging leichter als gedacht, grinst Matusch. Ein fester Druck – und alles ist vorbei.
    Matusch will sich gerade durch die Zweige der Eibe auf den Fußweg zwängen, als er mitten in der Bewegung innehält, weil ein Fahrzeug langsam aufs Krankenhausgebäude zu fährt. Ein weißer Mercedes. Es wird Zeit, dass er sich um seine nächste Aufgabe kümmert, bevor ihn hier noch jemand sieht.
    Als der Wagen aus seinem Sichtfeld verschwunden ist, schlüpft Matusch zurück auf den Weg. Niemand ist zu sehen. Glück gehabt. Bei der Hitze bleiben alle lieber im Foyer der Klinik, statt sich in dem wenig einladenden Garten die Beine zu vertreten.
    Matusch geht auf den Haupteingang zu und schaut an der Fensterfront des Krankenhauses hoch. Sein Blick fixiert die Fenster im zweiten Geschoss. Irgendwo da oben muss der kleine

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