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Toedliche Offenbarung

Titel: Toedliche Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Kuhnert
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wurde und schließlich sogar fiel. Die Mutter arbeitete den ganzen Tag im Büro und er war für die jüngeren Geschwister zuständig.
    »Zum Glück bekam ich dann diesen Ausbildungsplatz bei der Polizei nach dem Krieg. Meine Mutter hätte gar nicht gewusst, wie sie uns sonst hätte durchfüttern …«
    Es klopft und die Haushälterin kommt mit Erfrischungsgetränken herein.
    »Eistee, Mineralwasser? Was darf ich Ihnen anbieten?«
    Nachdem sie allen Eistee eingeschenkt hat, verschwindet die korpulente Dame in der weißen Schürze wieder.
    In Marthas Fingern kribbelt es. Sie will keine Zeit mehr verlieren.
    »Wie war das noch mit Ihrer Ausbildung im Polizeidienst?«, legt sie los, kaum dass sich die Tür wieder hinter der Haushälterin geschlossen hat.
    »Ein ehemaliger Polizeioffizier hat mir kurz nach dem Krieg einen Ausbildungsplatz bei der Celler Polizei besorgt.«
    Martha legt den Bleistift auf ihren Block, strafft den Rücken und sieht ihn erwartungsvoll an.
    »1945 war so eine Stelle mit Pensionsgarantie fast wie ein Sechser im Lotto, nicht wahr? So einen Platz bekam man doch nicht einfach so.«
    »Nein, einfach war das nicht. Aber eine Hand wäscht die andere, wie man so schön sagt.« Müllers Mundwinkel zuckt nervös. Es ist eine schnelle Bewegung, die nur wenige Sekunden dauert. Martha nimmt sie trotzdem wahr, sieht sogar noch ein leichtes Nachzucken, obwohl Müller die Lippen fest aufeinander beißt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen. Sie atmet tief ein und nur das erste Wort quält sich über ihre Lippen.
    »War das die Hand von Friedrich Bollund?«
    Müllers Augen weiten sich vor Erstaunen.
    »Alle Achtung, woher wissen Sie denn vom alten Boll- und?«, ringt er nach Worten.
    »Von Clara Rosenthal.« Martha spürt jeden einzelnen Buchstaben auf ihrer Zunge, als sie die Bombe zündet. Nach der gelungenen Detonation entgleisen Müllers Gesichtszüge.
     

22
     
    »Der Junge, der Felix niedergeschlagen hat und mit dem Auto weggefahren ist, der war‘s. Das ist der Mörder.«
    Streuwald mustert Borgfeld verständnislos. Er schenkt sich selbst ein Glas Wasser ein und trinkt es mit einem Zug aus. »Wie kommst du denn da jetzt so auf die Schnelle drauf?«
    Der ungläubige Ton in seiner Frage ist nicht zu überhören. Sein Kollege hat ihn schließlich während ihrer gemeinsamen Dienstzeit noch nie mit Geistesblitzen überrascht.
    »Ich kann eben kombinieren.«
    Streuwald füllt das Glas erneut und hält es Borgfeld kommentarlos hin.
    »Jetzt lass mich mit dem Wasser zufrieden. Du bist doch nicht …«, meine Maria . Das verkneift Borgfeld sich. »Begreift doch endlich«, schnaubt er stattdessen. »Der Junge war’s, dieser Matusch.«
    Beckmann lehnt sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und mustert Borgfeld aufmerksam. Der schmale Kopf wirkt auf dem massigen Körper wie ein Fremdkörper, erst recht in Knallrot. Hoffentlich ist die Aufregung der letzten Stunde nicht zu viel für den übergewichtigen Kommissar gewesen.
    »So, der Junge war’s.« Am liebsten würde Beckmann ihm auch ein Glas Wasser reichen.
    »Genau.«
    »Mein lieber Borgfeld. Der Kerl ist kräftig, zweifelsohne, aber deshalb muss er nicht unbedingt für die Morde verantwortlich sein«, wirft Beckmann in den Raum. Von Schnellschüssen hält er gar nichts. Schon gar nichts von solchen, die von Borgfeld kommen. »Lasst uns noch einmal die Fakten durchgehen. Ich …«
    »Jetzt hört mir doch mal zu.« Borgfeld schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch. »Dieser Matusch hat auf Felix gepinkelt, als er hilflos auf dem Boden lag. Ich hab vergessen, davon zu erzählen. Ich wusste ja nicht, dass das wichtig ist.«
    Streuwald starrt Borgfeld an. »Wie war das?«
    »Matusch hat auf Felix gepinkelt.«
    Beckmann hält den Atem an. Sollte Borgfeld tatsächlich mit seinen Gedanken richtig liegen? Es gibt zwei Tote, auf die jemand, vermutlich der Mörder, uriniert hat. Felix ist der Dritte. Beckmann trommelt unruhig mit den Fingern auf der Tischplatte.
    »Das könnte tatsächlich das fehlende Glied in der Beweiskette sein. Vorausgesetzt Felix‘ Hose zeigt die gleichen DNA-Spuren.« Beckmann atmet tief ein und ruft sich alle vorhandenen Fakten auf. Die Hosen von Broderich und Trott zeigen verwertbare DNA-Spuren, möglicherweise sogar identische. Wenn sie die passende Gegenprobe hätten, dann: Bingo. Wenn Matuschs Duftmarke passt, wäre der Fall geklärt. Trotzdem, ermahnt Beckmann sich und seine Finger trommeln weiter hektisch auf der Tischplatte,

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