Toedliche Offenbarung
den Maschsee von Tausenden von Menschen belagert. Aus dem benachbarten Fußballstadion hört man das dumpfe Echo der Sprechchöre und der jubelnden Fans, kaum deutet sich eine torgefährliche Situation an. Valencia gegen Hannover 96. Hannover liegt 0: 2 zurück.
Die Geräusche des Stadions vermischen sich mit den Klängen der Bands, die auf der Bühne am Nordufer spielen. Hinter dem Anleger des Tretbootverleihs feuern die Schaulustigen die Teams des Drachenbootrennens an. Martha Landeck und Max Beckmann sind stehen geblieben und beobachten das geschäftige Treiben.
Ein schlaksiger junger Sportler steht mit einem orangenen Megaphon am Kopf des Stegs. Davor liegen zwei lang gezogene Boote, in denen jeweils zwanzig Männer und Frauen sitzen. Die eine Hälfte links, die andere rechts, alle mit einem Paddel in der Hand.
Are you ready? Der mit dem Megaphon schreit den ersten Teil des Startkommandos für den Drachenbootwettbewerb in sein Sprachrohr. Alle Teilnehmer des Rennens halten ihr Paddel knapp über der Wasseroberfläche. Attention. Jeder konzentriert sich auf den Start. Go ! Jetzt wird das Ruder eingetaucht und die Mannschaften paddeln so kräftig sie können, um das schwere Boot in Bewegung zu bringen.
Martha verfolgt gebannt, wie kurze, schnelle Züge folgen. Die Drachenboote nehmen an Tempo zu. Die Schläge werden länger. Das Team mit den roten Trikots wird durch eine im Bug sitzende Trommlerin angefeuert, das in den blauen hat einen Trommler.
Zügig durchschneiden die Bugspitzen das Wasser. Die Mannschaft in Blau geht in Führung.
Martha lehnt sich an Beckmann und drückt seine Hand.
»Gut, dass alles vorbei ist. Als Müller mich gewürgt hat, hatte ich wirklich Angst.« Ihre Stimme ist immer noch heiser. Um die Würgemale zu verdecken, trägt sie trotz der Hitze ein dünnes Seidentuch um den Hals.
Beckmann verzieht den Mund. Hätte er doch Rischmüllers E-Mail eher gelesen! Vielleicht hätte er Martha dann diese Enttarnung ersparen können. Hätte, hätte, hätte.
»Ist auch keine Aktion, auf die du stolz sein solltest. Wenn ich mir überlege, was hätte passieren können.« Nie war ihm klarer, was er für diese Frau empfindet, als in den letzten Tagen. Die Vorstellung, dass Müller sie fast erwürgt hätte, hat ihm nicht nur einen Alptraum beschert. Er zieht seine Hand aus ihrer, bleibt stehen, um ihr endlich das zu sagen, was ihm seit Wochen auf dem Herzen liegt – doch Martha lächelt ihm nur zu und geht weiter.
»So habe ich ihn immerhin aus der Reserve gelockt. Ohne diese Aktion hättet ihr keine Erlaubnis zur Ausgrabung bekommen. Claras Skelett wäre wahrscheinlich nie gefunden worden. Jetzt wird man Müller den Prozess machen.« Nach drei Schritten dreht sie sich zu ihm um. »Wo bleibst du?«
Verständnislos schüttelt Beckmann den Kopf. Merkt diese Frau eigentlich nie, wenn er ihr etwas Wichtiges sagen will?
»Komme ja schon«, brummt er unwillig.
»Claras Tod darf nicht ungesühnt bleiben.«
»Stimmt.« Endlich ist er wieder auf einer Höhe mit ihr. »Die Experten untersuchen die letzten Überreste der Leiche. Sie versuchen abzuklären, ob es tatsächlich Clara Rosenthal ist. Unklar ist, ob man Müller die Tat beweisen kann – auf jeden Fall kriegen wir ihn wegen des tätlichen Angriffs gegen dich dran.« Er legt seinen Arm um Marthas Schulter. »Trotzdem bleibt bei mir ein schales Gefühl zurück. Matuschenko wird für die Morde an Broderich, Trott und Kevin verantwortlich gemacht. Vielleicht hat Kevin ihm bei den ersten beiden geholfen. Das ist jedoch nebensächlich, da Matuschenko tot ist. Die Sache mit dem Golfball werden wir wohl auch nie endgültig aufklären. Vermutlich hat Broderich den Golfball mit dem Fehldruck des Clublogos mehr oder weniger zufällig in der Hand gehabt und Matuschenko hat ihn ihm genauso mehr oder weniger zufällig in den Rachen gestopft.« Mehr oder weniger. Das sind genau die Begriffe, die Beckmann eigentlich hasst. Egal.
»Möglich, dass Matuschenko wegen des Golfballs auf die Idee gekommen ist, den Toten zum Golfclub zu verfrachten. Vom Fehldruck und dem belastenden Beweis gegen Goldmann hat der garantiert nichts geahnt.« Beckmann lächelt Martha an.
»Eigentlich wollte ich dich dir …«
»Apropos eigentlich: Was ist eigentlich mit der DNA?«
Kann diese Frau nie aufhören? Beckmann seufzt tief. Bitte schön. Wenn du es nicht anders willst: »Die DNA-Analysen bestätigten, dass Matuschenko auch auf Broderich und Trott gepinkelt hat. Goldmann und
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