Toedliche Offenbarung
Truppe von Wörstein gekommen ist. Felix hat Kevin und diesen Matuschenko vor dem Schulungsheim gesehen. Matuschenko war nach Aussage von ihm der Tonangebende, der andere eher der Befehlsempfänger. Vielleicht ist Kevin angeworben worden, das müssen wir klären.« Streuwald kratzt sich am Kopf und sein Blick fällt auf den Telefonzettel, auf dem er die eingehenden Telefonate vermerkt. »Habe ich ganz vergessen zu sagen: Kollege Schuster hat Kevins Mutter benachrichtigt. Die war aber nicht aufnahmefähig. Sie lag sternhagelvoll auf dem Sofa in ihrer Wohnung.«
Beckmann stützt die Arme auf die Fensterbank und starrt nach draußen. Dennis Matuschenko hat Felix im Krankenhaus gewürgt und versucht, ihn zu töten. Kevin lag zu diesem Zeitpunkt schon bewusstlos unter dem Baum. Vermutlich ist Dennis Matuschenko davon ausgegangen, dass Kevin tot ist. Vielleicht wurde er bei seinem Angriff gestört und hat sich schnell davon gemacht, ohne sich zu vergewissern, ob Kevin tatsächlich tot ist. Erst dann hat er sich auf den Weg zu Felix gemacht und ist auf ihn losgegangen – und genau das versteht Beckmann nicht. Er dreht sich um.
»Warum wollte dieser Matuschenko Kevin umbringen und wieso vor der Klinik? Das ist nicht logisch.«
Borgfeld und Streuwald zucken mit den Achseln.
»Keine Ahnung«, kommt es im Chor von beiden.
»Schieben wir diese Frage erst einmal beiseite.« Beckmann macht einen Schritt auf die Tafel zu und schreibt Kevin neben Broderich und Trott. »Wir haben zwei Tote und ein Opfer, das gerade noch einmal so davon gekommen ist, dreimal würgt jemand sein Opfer, zweimal tötet er. Bei Broderich gab es noch zusätzlich den Golfball im Rachen.« Beckmann zieht einen roten Kreis um Kevins Namen. »Wenn die Ärzte nicht widersprechen, würde ich behaupten, die Würgemale an Kevins Hals tragen eindeutig die Handschrift der vorangegangenen Morde.«
Seine Kollegen pflichten ihm bei, sagen jedoch kein Wort, sondern nicken nur. Man darf Beckmann nicht stören, wenn er laut nachdenkt. Das haben beide längst begriffen.
»Müller kann den Jungen nicht gewürgt haben, sein Alibi ist im wahrsten Sinne hiebfest.« Beckmann zeigt mit dem Edding auf Müllers Namen. »Vorausgesetzt die Opfer haben den gleichen Täter, können wir Müller streichen.« Der Faserschreiber quietscht beim Durchstreichen, und es läuft Streuwald kalt über den Rücken. Beckmann weist auf den zweiten Kreis. »Bleibt Goldmann. Wie es aussieht, können wir den ebenfalls vergessen. Mit dem Tod von Julius Trott hat der nichts zu tun.« Erneut quietscht der Stift. Niemand sagt etwas und bleiernes Schweigen breitet sich im Raum aus. Beckmann geht in Gedanken immer und immer wieder alles durch, aber seine Gedanken verhaken sich.
Borgfeld hält die Stille als Erster nicht mehr aus und platzt heraus: »Und was machen wir jetzt mit der Hose?« Er deutet auf die Plastiktüte, die neben ihm liegt. »Sollen wir die überhaupt noch untersuchen lassen, jetzt wo Matuschenko tot ist?«
Die Hose. Beckmann schlägt sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Scheiße! Verdammte Scheiße! Er schließt die Augen.
»Die Hose muss ins Labor. Sofort. Ich dachte, das sei schon längst geschehen.« Nachlässig werden ist das eine, sich nichts anmerken zu lassen, wenn man Fehler macht, ist das andere.
Beckmann tippt auf den Namen Matuschenko.
»Wir brauchen die DNA-Proben zum Vergleich.« Ein bitterer Zug schleicht sich um seinen Mund. »Zumindest können wir damit unsere Vermutung bestätigen, dass er Trott und Broderich ermordet hat.«
»Was ist los?«, fragt Streuwald, der nicht versteht, dass Beckmann ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter macht. Nach dem Chaos der letzten Stunden sind die einzelnen Teile wie bei einem Puzzle plötzlich auf die richtigen Plätze gefallen und der Täter ist gefasst, wenn auch tot.
»Ist doch alles super. Wenn dieser Matuschenko die drei umgebracht hat, ist der Fall doch geklärt.« Eine Beförderung sollte eigentlich drin sein. Zwei Morde in drei Tagen – und alles zackig aufgeklärt. Das muss ihnen erst mal einer nachmachen. Streuwald grinst. Die Saisonvorbereitung seiner Mannschaft kann er jetzt ganz ruhig angehen lassen.
Beckmann dreht nachdenklich den Stift in der Hand.
»Dieser Matuschenko mag die drei getötet haben, aber bestimmt nicht aus eigenen Stücken. Der wurde geschickt.«
Streuwald runzelt die Stirn. »Und das bedeutet?«
»Broderich erpresst Müller und weiß nicht, was er für ein Fass damit aufmacht. Der
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