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Toedliche Offenbarung

Titel: Toedliche Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Kuhnert
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einen über die Rübe gezogen und einen Ausflug mit ihm gemacht.«
    Wörstein schüttelt missbilligend den Kopf.
    »Matusch, wir können nicht machen, was wir wollen.«
    Nach einer Pause setzt er hinzu: »Noch nicht.« Wörstein schnalzt mit der Zunge. »Die suchen ihn.« Seine schmalen Lippen pressen sich aufeinander. »Ist nicht gut, wenn er hier verschwunden ist und die das beweisen können. Das bedeutet Ärger.« Er legt Matusch die Hand auf die Schulter und sieht ihm in seine kleinen blaugrauen Augen.
    »Ärger können wir im Moment nicht gebrauchen.«
    Matusch grinst breit. »Werden wir auch nicht bekommen. Sein Fahrrad hab ich längst im Moor entsorgt. Zeugen gibt es keine. Sie können sich auf mich verlassen.«
     

49
     
    Auf dem Rückweg zu Marthas Haus sitzen die beiden schweigend nebeneinander. In Beckmanns Kopf rotieren die Informationen, die er im Laufe der letzten Stunden gehört hat. Broderich ist tot, jemand hat ihn in der Nacht gewaltsam ins Jenseits befördert. Warum? Er hat Internetseiten zur Meinungsmache und vor allem zu seinem eigenen Vorteil genutzt. Ob Bürger gegen Golf , Wir für Niedersachsen oder Städte-Blogs: Unkommentierte Stellungnahmen, verdrehte Wirklichkeiten, Lügen sind das Markenzeichen seiner Auftritte.
    Die Ampel schaltet auf Grün, er fährt an. HB. Henry Broderich. Der Journalist, der Meinungen instrumentalisiert. Wörsteins Webmaster. Ihm wurde ein Golfball in den Rachen gestopft. Ist das symbolisch zu sehen? Ihm das Maul stopfen. Passt. Wer setzt solche Zeichen?
    »Ich habe Hunger.«
    Beckmann aus seinen Gedanken schreckt auf. Hunger. Er wertet Marthas Ausruf als ersten Ansatz zur Normalisierung seiner Beziehung mit Martha.
    »Wollen wir in den Dorfkrug fahren? Ich könnte auch eine Kleinigkeit vertragen.«
    Sie überlegt einen Moment. Beim Stichwort Dorfkrug sieht sie die Szene, die sie so gerne vergessen möchte, wieder vor sich. Sie seufzt unmerklich, gibt sich aber dann einen Ruck.
    »Gut, gehen wir in den Dorfkrug.«
     
    Anton Birnbaum, der Wirt des Dorfkruges und gleichzeitig ein alter Jugendfreund Marthas, steht wie gewohnt hinter der Theke und zapft Bier, als die beiden die Dorfkneipe an der Hauptstraße in Isernhagen betreten. Überrascht hebt er die Augenbrauen.
    »Das ist ja eine Überraschung.«
    Mehr verkneift er sich. Aus eigener Erfahrung weiß er nur zu gut, wie empfindlich die Beziehungen zwischen Mann und Frau sind.
    »Habt ihr schon gehört? Im Golfclub Isernhagen …«
    Marthas Blick genügt, um ihn verstummen zu lassen.
    »Sag nicht, dass du den Toten gefunden hast.«
    »Nein«, Martha verzieht lakonisch den Mund. »Dieses Mal war es Trixi.«
    »Scheiße.« Er stellt das fünfte Bier auf das Tablett. »Was möchtet ihr?«
    »Wir haben Hunger. Was gibt es?«
    Anton rattert die Besonderheiten des Tages herunter – Pfifferlinge mir Bratkartoffeln, Pfifferlinge mit Rumpsteak, Pfifferlinge an Salat – als Beckmanns Telefon vibriert. Es ist Borgfeld – und er redet nicht lange um den heißen Brei herum.
    »Ich brauche Ihre Hilfe. Ein Junge ist verschwunden. Felix Rinsing, achtzehn Jahre alt, ein Freund meiner Tochter. Sie macht sich Sorgen.«
    »Seit wann ist er weg?«
    »Heute Morgen um neun ist er mit dem Fahrrad losgefahren.«
    Hauptkommissar Beckmann lacht ins Telefon.
    »Das glaube ich jetzt echt nicht. Der Junge ist achtzehn. Der kann im Schwimmbad, Kino oder bei einem anderen Mädchen sein. Wenn er eine Woche unauffindbar wäre – aber so?«
    »Du bist doch beim Staatsschutz.«
    »Stimmt. Zentralstelle für politisch motivierte Kriminalität.«
    »Du bist doch zuständig für die Rechten.«
    »Gehört der verschwundene Junge zur rechten Szene?« Bislang hatte Beckmann Borgfelds Tochter eher links eingeschätzt, typische Oppositionshaltung zu konservativen Eltern.
    »Felix hat das Schulungszentrum der »Aufrechten Deutschen« zwischen Ehlershausen und dem Gebiet Großes Moor ausgekundschaftet. Seit heute Morgen meldet er sich nicht mehr. Sonja fuhr zu dem Heim – und hörte Schüsse.«
    »Was hat der Kerl bei denen auf dem Gelände zu suchen?«
    »Er wollte dort Fotos für irgendeinen Eintrag im Internet schießen. Nun ist er verschwunden. Neben der Auffahrt hat Sonja sein Fahrrad hinter einem Busch entdeckt. Das ist mittlerweile aber auch verschwunden.«
    »Was für ein Eintrag im Internet?«
    »Die Region Hannover hat dieses Landschulheim verkauft und bei den gesamten Verhandlungen nur das Geld gesehen«, holt Borgfeld aus. »Kaum war alles

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