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Toedliche Offenbarung

Titel: Toedliche Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Kuhnert
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heben sein Augenlid. Felix zwinkert und erkennt schwarze Stiefel. Dann verschwimmt alles um ihn herum.
     

13
     
    Schade, dass Julius Trott nicht da ist. Martha wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr. 10:00 Uhr. Zu früh, um bei Roswitha aufzulaufen.
    Sie steigt in ihr Auto und fährt zurück zur Fuhrberger Straße, biegt an der großen Kreuzung rechts ab und passiert die Bahnunterführung, die am 8. April 1945 von Bomben getroffen wurde. Plötzlich sieht Martha in dem beschaulichen Residenzstädtchen überall Hinweise auf dieses Datum, egal wohin sie schaut. Selbst als sie am Barockschloss vorbeifährt, denkt sie nicht daran, wie reizvoll es auf dem Hügel steht, sondern assoziiert die Kommandoleitzentrale. Sie erinnert sich an Polizisten, die sich vor dem Gebäude versammelt hatten, bevor sie Jagd auf die ausgemergelten KZ-Flüchtlinge machten.
    In der Nähe vom Großen Plan findet sie einen Parkplatz . Das Café in der ersten Etage der sich aneinanderschmiegenden Fachwerkhäuser gab es schon zu den Zeiten, in denen Clara hier gewohnt hat. Vielleicht kommt Martha dieser Frau dort näher. Ein belegtes Brötchen oder ein Stück Kuchen würden zumindest ihren knurrenden Magen beruhigen.
     

14
     
    »Schmidt kommt zu dem Ergebnis, dass Broderich nach seinem Grillteller höchstens noch zwei Stunden gelebt hat, bevor ihn jemand mit den Händen stranguliert hat.« Streuwald blickt von dem Bericht des Rechtsmediziners auf, den er sich vor einigen Minuten aus dem Anhang der E-Mail ausgedruckt hat.
    »Dann muss er gegen halb elf gestorben sein«, wirft Beckmann ein.
    »Schreibt Schmidt auch.« Streuwald sieht Beckmann irritiert an und hält ihm den Bericht hin. »Aber woher wissen …«
    »Um halb neun ist Broderich im Dorfkrug aufgebrochen. Mit seinem Motorrad. Dort hat er sich mit jemandem getroffen, der einen Fiat 500 mit Celler Nummernschild fährt. Rot und mit Faltdach. Ganz neues Modell. Davon gibt es nicht viele. Ich habe schon eine Anfrage gestartet. Die möglichen Fahrzeughalter müssten gleich durchgegeben werden.«
    Beckmann nimmt den Textausdruck von Streuwald entgegen und liest den Obduktionsbericht Zeile für Zeile. Das Ergebnis ist eindeutig: Tod durch Erwürgen. Der Golfball wurde Broderich erst später in den Mund gedrückt. Auf dem Ball ist eine grün-gelb-rot gestreifte Fahne zu sehen.
    »Hat diese Fahne auf dem Golfball etwas zu bedeuten?«, fragt Beckmann in die Runde.
    »Das ist das Zeichen vom Golfclub. Den Ball kann man dort im Pro Shop kaufen.« Borgfeld zieht das Wort in die Länge. Er hält die bedruckte weiße Kugel hoch, die er dort erhalten hat.
    »So sehen die aus.«
    Beckmann nimmt den Golfball in die Hand und betrachtet ihn genauer. »Der hier ist grün-weiß-rot. Vielleicht hat sich Schmidt verschrieben.«
    »Bestimmt«, entgegnet Streuwald. »Der war gestern sowieso schlecht drauf.«
    »Die Farben.« Borgfeld schlägt sich vor den Kopf. »Walter, weißt du noch, was diese Verkäuferin im Laden darüber gesagt hat?«
    Streuwald wirft ihm einen erstaunten Blick zu und zuckt mit den Schultern. Farben? Er erinnert sich nur daran, dass Borgfeld bei dem Anblick der Frau fast vergessen hatte zu atmen.
    »Da war von einem Fehldruck die Rede.«
    Jetzt nickt auch Streuwald. »Stimmt. Es gab angeblich davon nur ein paar Probedrucke.«
    Beckmann wiegt nachdenklich den Kopf. »Schmidt soll uns ein Foto von dem Ball aus dem Rachen schicken. Kann nicht schaden. Wenn er nicht identisch ist, überprüfen wir das. Viel haben wir sonst ja nicht.«
    Noch einmal liest Beckmann die Ausführungen Punkt für Punkt durch, doch es bringt ihn nicht weiter. Bislang gibt es keine verwertbaren DNA-Spuren. Der Rechtsmediziner hat Broderichs Kleidung ins Labor geschickt. Große Hoffnung macht Beckmann sich nicht – die Flecken auf der Hose können von überall her kommen.
    Da piepst das Faxgerät. Die Liste der Fahrzeughalter läuft aus dem Drucker. Beckmann überfliegt die Zeilen und setzt ein zufriedenes Lächeln auf. Nur ein Fahrzeug vom Typ Fiat 500 in Rot mit Faltdach ist in Celle gemeldet.
     

15
     
    Vom ersten Stock des Café Kiess hat man Blick auf den Großen Plan, den großen asphaltierten Platz am Rande von Celles Altstadt, auf dem im Winter der Weihnachtsmarkt stattfindet. Hier hat vielleicht auch Clara gesessen.
    Doch nicht am Sonntagmorgen. Das Café öffnet erst um 14:00 Uhr. Martha lässt das Auto stehen und geht weiter Richtung Französischen Garten. Kurz darauf steht sie vor der breiten Freitreppe

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