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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Yorkshire-Pudding. Nach dem Mittagessen ging er, sehr zu Marjories Erleichterung, ins Wohnzimmer und schaltete den Radioapparat ein, sodass sie wieder herumsausen, den Abwasch machen, alles bereitstellen und dann schließlich die Treppe hinauflaufen konnte, um ihre Kittelschürze aus- und ihr Sommerkleid anzuziehen (mit einem Mantel darüber) und die Reisetaschen und Pakete, die oben bereits warteten, herunterzutragen. Es gab ein halbes Dutzend Haushaltsangelegenheiten, an die sie Ted gern in letzter Minute noch erinnert hätte, doch das wollte sie jetzt nicht mehr riskieren. Das könnte sie ihm auch immer noch schreiben, wenn sie im Guardhouse angekommen war.
    Es war schon so lange die wichtigste Pflicht in ihrem Leben, sich um ihren Haushalt zu kümmern, dass sie sich selbst jetzt noch automatisch so verhielt, als würde diese Pflicht auch weiterhin bestehen. Unbehaglich lenkte sie ihre Aufmerksamkeit sogar weg von dem Gedanken, dass das nun nicht mehr länger der Fall sein müsste. Doch in ihren Augen war sie nicht schwach. In ihren Augen wurde sie von unaufhaltsamen Umständen getrieben. Mit einem leichten Schaudern schüttelte sie diesen ganzen Albtraum von sich ab. Sie würde all dem hier jetzt erst einmal drei Wochen lang entfliehen, und in dieser Zeit musste sie sich um gar nichts sorgen.
    Sie strich sich das Haar zurecht, das beim Anziehen des Kleides zerzaust worden war, und sah sich im Spiegel an. Die Erfahrungen von heute Morgen, sagte sie sich, hatten kaum eine Spur hinterlassen. Und in diesem Sommerkleid sah sie frisch und schick aus, sie hatte sich diskret gepudert und – ausnahmsweise – die Lippen rot geschminkt, damit sie nicht ganz so blass waren wie in letzter Zeit. Mochte es ihrem Wesen auch noch so fremd sein, als jemand zu posieren,der sie nicht war, so hatte doch auch sie ein geistiges Bild ihrer selbst im Hinterkopf, nämlich das einer Frau von kühlem Schick, gelassen und soignée, die anmutig zu einem Auto hinausschritt, um sich hinwegtragen zu lassen zu ihren drei Wochen Urlaub an der Küste.
    Sie hörte das Quietschen der Autohupe an der Pforte und dann das laute Quäken von Anne und Derrick.
    »Mummy, Mummy, das Auto ist da! Mummy, Mr Reely ist da! Ist Grannie auch da, Mummy? Wo sind unsere Taschen, Mummy? Mummy, hast du mein Schiff eingepackt?«
    Das Bild, das sie abgab, wie sie da im Sonnenschein zur Pforte hinausging, mit zwei hüpfenden Kindern an der Seite und in jeder Hand eine schwere Reisetasche, war eigentlich noch viel anziehender als jenes, das sie sich vorgestellt hatte, denn der Gedanke an den Kontrast ließ ihre weißen Zähne in einem freundlichen Lächeln aufblitzen. Ted lief mit den restlichen Bündeln mürrisch hinterdrein, doch er war feinfühlig und flexibel genug, um seine schlechte Laune vor Mr Ely und Mrs Clair nicht zu zeigen. Mit einiger Mühe quetschten sie sich hinein – es war gerade so Platz genug für alles und jeden –, und erst als die Autotür hinter ihr ins Schloss fiel, bemerkte Marjorie, dass sie ihrem Ehemann keinen Abschiedskuss gegeben hatte, und dies war das erste Mal seit Derricks Geburt, dass sie ihn verließ. Doch sie war froh, dass es so gekommen war. Sie winkte, Ely legte den Gang ein, und dann setzte das Auto sich ruckelnd die Straße hinunter in Bewegung. An der Ecke drehte Marjorie sich noch einmal um, und ehe sie beschloss, sich den Urlaub von so unerfreulichen Gedanken nicht verderben zu lassen, fragte sie sich, wie sie sich wohl fühlte, wenn sie das Haus wiedersah. Fünfhundert Meter weiter vorn war die Ecke, wo der kleine Trampelpfad, der hinter den Häusern entlanglief, auf die Simon Street traf.Dort stand Mrs Posket, die auf dem Weg zum Bahnhof war, um ihren Ehemann abzuholen – sie benutzte oft den Trampelpfad an den Eisenbahnschienen entlang, denn die Rückseiten von Häusern sind meistens sehr viel informativer als die Vorderseiten. Sie winkte ihnen zu, erfreut, so ein wichtiges Ereignis mit eigenen Augen gesehen zu haben; da also fuhr sie in den Urlaub, die Mrs Grainger, mit dem jungen Mr Ely von der Gas-Gesellschaft – aber nicht, dass sie damit etwas andeuten wollte, beileibe nicht.

9
    Der Urlaub verlief natürlich nicht von Anfang an perfekt. George Ely brauchte drei Stunden, um die siebzig Meilen bis zum Guardhouse auf den am Samstagnachmittag völlig überfüllten Hauptstraßen zu überwinden, und als sie es dann erreicht hatten, waren sie alle sehr steif und müde und hungrig und durstig. Derrick hatte sogar schon

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