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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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ohne dass es ihr jemand erzählen musste, und es hasste, deren Namen zu hören, und es sogar noch mehr hasste, die Gewalttätigkeit ihres Vaters zu erleben.
    »Warum bringst du den Kindern nicht endlich mal Vernunft bei, Madge?«, forderte Ted. »Verdammte blöde Dummköpfe, alle miteinander. Das kommt von diesem ganzen Urlaubsgerede, nur daran liegt’s. Fehlt nicht mehr viel, und ich verbiete euch zu fahren.«
    Er sah Furcht in Marjories Gesicht aufblitzen, und das genoss er. Er wollte jemandem wehtun.
    »Würde euch allen mächtig gut tun«, fuhr er fort, »wenn ihr auch mal feststellt, dass ihr etwas nicht haben könnt. Dieser blöde Dummschwätzer Ely und sein Auto! Ein Auto! Der Kerl hat zehn Jahre weniger Berufserfahrung als ich und kauft sich ein Auto!«
    Diese Abschweifung war eine günstige Fügung. Teds Schimpftirade war so rasch aus ihm hervorgesprudelt, dasser sich zu einer Erwähnung von George Ely hatte hinreißen lassen, obwohl es eigentlich Marjorie und die Kinder waren, die er angreifen wollte. Als er all seinen Hohn über Ely ausgegossen hatte, musste er kurz innehalten und sich erst einmal sammeln, um seine Tirade fortzusetzen; doch wenn man erst einmal innegehalten hatte, war es nicht so leicht, wieder anzufangen. Er schluckte, und schluckte noch einmal, und Derricks Geschrei war eine wahrhaft starke Gegenkraft, die jeden klaren Gedanken verhinderte, der nötig gewesen wäre, um einen weiteren richtig verletzenden Angriff zu starten.
    »Hier kann man nicht mal in Ruhe sein Frühstück beenden«, sagte er in dem Versuch, erneut drauflos zu schimpfen. Doch das erinnerte ihn nur an seinen Alltagstrott der letzten zehn Jahre. Er sah auf die Küchenuhr. »Herrgott! Ich komme noch zu spät ins Büro.«
    Nun richtete er seine ganze Gewalttätigkeit darauf, sich in aller Eile die Schuhe anzuziehen. Und dann schnappte er sich auch schon seinen Hut und stürmte zur Tür hinaus, auf den Lippen einen letzten Fluch auf einen Haushalt, in dem man beim Frühstück nicht mal Zeit für eine zweite Tasse Tee hatte. Derrick war der Einzige, der einen Kommentar zu Teds Verhalten beisteuerte, als er, seine Tränen vergessend, mit feierlichem Ernst verkündete:
    »Daddy ist blöd.«
    »Scht! So darfst du über Daddy nicht reden«, ermahnte Marjorie ihn ganz instinktiv. Sie bemühte sich jetzt schon seit so vielen Jahren, aus Gründen der Disziplin, um eine loyale Haltung ihrem Ehemann gegenüber, dass sie sie in diesem Moment nicht ablegen konnte.
    Oben mussten noch die Betten abgezogen, die Fenster geschlossen, die Rollläden heruntergelassen und das gestern begonnene Packen beendet werden. Unten musste ein Bratenzubereitet und Gemüse gekocht werden, damit Ted noch ein letztes gutes Essen bekam, bevor sie ihn verließ, und damit genug kaltes Fleisch da war, das ihn übers Wochenende bringen würde. Anne schaffte es, ihre Aufregung so weit zu bezähmen, dass sie für ihre Mutter das Frühstücksgeschirr abtrocknen und den Tisch zum Mittagessen decken konnte. Doch trotz all der Hilfe hatte Marjorie an diesem Morgen immer noch genug zu tun (auch dank der Notwendigkeit, dass sie ständig aufpassen musste, dass Derrick auch keinen Unfug trieb), um die ganze Zeit auf Trab gehalten zu werden. An Tausenderlei musste gedacht werden, an den Milchmann, und an den Bäcker, und so weiter; Marjorie konnte nur hoffen, dass sie nichts vergessen hatte. Es war so schon sehr warm in dem kleinen Haus – und Marjorie rannte an diesem Vormittag bestimmt an die zwanzig Mal die Treppe hinauf und hinunter, mit hochrotem Kopf und unordentlichem Haar.
    Bis Ted aus dem Büro zurück war und das Mittagessen tatsächlich auf dem Tisch stand, hatte sie keine Zeit gehabt, irgendeine Aufregung zu spüren. Marjorie hätte sogar behauptet, dass sie gar nicht aufgeregt sei, sogar noch, als sie von ihrem Platz am Tisch aus sah, dass die Uhr Viertel nach eins anzeigte, und sie sich daran erinnerte, dass Mr Ely sie um halb drei abholen kommen würde. Doch sie konnte kaum einen Bissen des Mittagessens herunterbringen, das sie gekocht hatte – Roastbeef, Ofenkartoffeln, Erbsen, Yorkshire-Pudding und Apfelkuchen mit Vanillesoße, ein echtes Sonntagsmahl im Grunde, und das an einem Samstag.
    Ted bemerkte ihren fehlenden Appetit nicht einmal – für so etwas hatte er noch nie Augen gehabt –, doch er selbst aß mit Genuss, und seine schlechte Laune des Morgens ruhte. Ted hatte viel übrig für ein gutes Mittagessen, vor allemfür Roastbeef und

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