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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Es war noch nicht einmal sechs Uhr, und hier saßen sie beim Tee und hatten die Hälfte der Arbeit bereits erledigt. Früher warsogar die schusselige und unbekümmerte Dot bissig und verdrossen gewesen, wenn die Kinder endlich im Bett lagen und das Haus auf Vordermann gebracht war. Marjorie lachte und redete, und Mrs Clair lächelte und hielt den Mund, und die Kinder benahmen sich wie Engel.
    »Mr Reely! Mr Reely«, rief Derrick mit einem engelsgleichen Lächeln, trotz des Kleckses Erdbeermarmelade auf der Wange. »Mr Reely! Darf ich was flüstern?«
    George Ely neigte gehorsam den Kopf. Es lag etwas seltsam Gewinnendes darin, wie Derrick ihm seine Arme um den Nacken schlang.
    »Mr Reely«, sagte Derrick mit einem Flüstern, das genauso laut war wie sein normaler Tonfall. »Fährst du uns noch zum Strand nach dem Tee? Anne und mich.«
    »Dürfen sie noch raus?«, fragte Mr Ely und sah Marjorie an.
    »Sie wollen sich die beiden sicher nicht aufhalsen«, erwiderte Marjorie.
    »Doch, das tue ich gern, wirklich«, protestierte Ely.
    »Wir haben das Meer noch gar nicht gesehen, den ganzen Tag noch nicht«, bettelte Anne.
    »Also gut, wenn Mr Ely euch mitnimmt«, willigte Marjorie ein und fügte an Mr Ely gewandt hinzu: »Aber nur eine halbe Stunde. Es ist schon fast Schlafenszeit. Sind Sie auch sicher, dass es Ihnen nicht zu viel ist, Mr Ely?«
    »Nein, wirklich nicht, Mrs Grainger.«
    Während die Kinder schnell Eimer und Schaufeln holen liefen und Ely seine letzte Tasse Tee austrank, hatte Mrs Clair noch etwas anzumerken.
    »All dies ›Mrs Grainger‹ und ›Mr Ely‹ klingt hier doch etwas deplatziert«, sagte sie. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir Sie ›George‹ nennen? Und dann könnten die Kinder ›Onkel‹sagen – das ist doch besser als ›Mr Reely‹. Würde Ihnen das etwas ausmachen?«
    »Kein bisschen, es würde mir gefallen.«
    »Dann sollte es aber auch ›Marjorie‹ sein statt ›Mrs Grainger‹. Ich werde allerdings wohl ›Mrs Clair‹ bleiben – ich bin schon zu alt für Vornamen.«
    »Wie wäre es denn mit ›Grannie‹?«, schlug Marjorie vor.
    »Ja, gern«, sagte George.
    Als George mit den herumhüpfenden Kindern weg war, blieb Mrs Clair noch einen Moment am Tisch sitzen.
    »Er ist wirklich ein sehr netter junger Mann«, sagte sie nachdenklich und wie zu sich selbst.
    »Ja, Mutter«, sagte Marjorie.
    Das Gelingen dieses Urlaubs – und ganz bis zum Ende war es der allergelungenste Urlaub, an den Marjorie und George sich jemals erinnern konnten – war größtenteils Mrs Clairs dezentem Takt und ihrer Energie geschuldet. Sie war es, die anfangs sein Gelingen ermöglichte, und später war sie immer zur Hand, wenn es galt, falls nötig, ein oder auch zwei diskrete Anstöße zu geben, um die Dinge im Fluss zu halten, sodass das Gelingen, von Tag zu Tag, lawinenartig anwuchs. Sie hatte natürlich auch Hilfe durch glückliche Zufälle bei ihren Ränken – das unglaublich schöne Wetter, zum Beispiel, oder auch Elys Entscheidung, sich ein Auto zu kaufen –, aber immer verstand sie es, den größtmöglichen Vorteil daraus zu ziehen, ohne dass es jemandem deutlich genug auffiel, um ihr irgendwelche anderen Motive als die reine Freundlichkeit und einen Wunsch nach Perfektion zu unterstellen.
    Vermutlich war es die ihr Herz so ungestüm antreibende Bitterkeit, die sie derart aufmerksam machte für noch die zartesten menschlichen Regungen und die ihr die Kraft gab, die Angelegenheit bis zum Ende zu bringen. Am Sonntagmorgen– dem ersten Morgen – konnte sie Georges vorübergehenden Überdruss am Autofahren und seine unbeholfene Ratlosigkeit darüber, was er stattdessen tun sollte, erahnen, und sie schickte ihn zusammen mit Marjorie und den Kindern an den Strand hinunter, während sie im Guardhouse blieb und das Mittagessen kochte.
    So genoss George den Sonntag schließlich doch noch; es war herrlich, einfach nur in der Sonne zu liegen und sich bräunen zu lassen oder Anne und Derrick zu helfen, die ganz aufgeregt die ersten Sandburgen des Jahres bauten. Und sie gingen auch schwimmen – George hatte bisher nie eine große Vorliebe fürs Schwimmen gehabt, denn ohne es zu wissen, hatte er sich in dem kalten Wasser ohne jemanden, mit dem er reden konnte, irgendwie stets noch einsamer gefühlt als sonst. Doch mit Marjorie baden zu gehen war völlig anders, denn sie lachte die ganze Zeit, die sie im Wasser war. Marjorie hatte eine gute Figur, nur ein klein wenig ausgeprägter, als die aktuelle Mode es

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