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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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George.
    »Wir haben noch nie eine ganze Nacht miteinander verbracht«, fuhr Marjorie fort. »Oh, ich würde so gern am Morgen aufwachen und dein Gesicht auf dem Kopfkissen nebenmir sehen. Du siehst so reizend aus mit zerzaustem Haar, Liebling.«
    »Oh, ich wünschte, das wäre möglich«, sagte George. »Gott, ich wünschte ...«
    Er wünschte sich so viele Dinge, dass er nicht wusste, womit er die Aufzählung beginnen sollte. Und auch der Zug hinauf, der zehn Minuten nach dem Zug hinunter durch das Tal unter ihnen ratterte, war ihm keine Hilfe.
    »Ich muss hineingehen, wenn der nächste Zug kommt«, sagte Marjorie. »Ted ist so scharfsinnig. Nur noch zehn Minuten, Liebling. Oh Liebling ...«
    »Ich muss dich bald wiedersehen«, drängte George einen Moment später, sich ihren Küssen entziehend. In seinem Kopf drehte sich alles. »Ich muss . Was macht Grainger morgen?«
    »Morgen? Was für ein Tag ist das? Oh, Donnerstag.« Ein plötzlicher Gedanke veränderte ihren Tonfall, als sie noch einmal wiederholte: »Donnerstag.«
    Auch sie hatte Berechnungen angestellt, genau wie Ted. Sie wusste, dass sich am Donnerstag die Situation zuspitzen würde.
    »Was stimmt denn nicht mit Donnerstag?«, fragte George. Seine ängstliche Eifersucht hatte den Wechsel im Tonfall bemerkt.
    »Nichts«, sagte Marjorie. »Nichts, wirklich, Liebling. Aber ich glaube nicht, dass Ted morgen ausgehen wird. Er hat nie etwas Besonderes vor am Donnerstagabend.«
    Ihr Tonfall war nicht vollkommen überzeugend, als sie Ausflüchte machte. Aber sie konnte ihrem Liebhaber nicht erzählen, dass der Bruch zwischen ihr und ihrem Ehemann erst noch bevorstand, wenn sie ihm bislang zu verstehen gegeben hatte, dass er längst vollzogen sei.
    »Was hast du denn, Liebste?«, fragte George. »Irgendetwas bedrückt dich doch.«
    »Nein, gar nichts. Wirklich nicht. Es ist nur, dass ich dich nicht verlassen will, Liebling. Ich will nicht ins Haus hineingehen, und doch muss ich es tun. Hör nur! Da ist der Zug.«
    Der nächste Zug hinunter hielt mit kreischenden Bremsen am zweihundert Meter entfernten Bahnhof an. Widerwillig entließ er sie aus seiner Umarmung; jetzt bedauerte sie es nicht mehr, ihn verlassen zu müssen. Sie hatte vielmehr Angst, dass er sie mit weiteren Fragen darüber bedrängen könnte, was am kommenden Donnerstagabend so erschreckend war.
    »Lass uns auf die Simon Street zurückgehen, Liebling«, sagte sie. »Wenn ich abends vom Bahnhof komme, gehe ich immer die Straße entlang, wenn ich allein bin, nie den Trampelpfad.«
    An der Ecke zur Straße sah sie ihm noch einmal ins Gesicht.
    »Komm lieber nicht weiter mit, Liebster«, sagte sie. »Gute Nacht, Liebling. Schlaf gut.«
    Und dann drehte sie sich um und rannte die abschüssige Simon Street hinunter und um die Ecke in den Harrison Way. Das Licht im ersten Stock von Nr. 77 zeigte, dass Ted noch nicht schlief. Er war noch nicht einmal im Bett, aber schon halb ausgezogen, als Marjorie ins Schlafzimmer kam.
    »Du bist ziemlich spät dran«, bemerkte er. Das war ein Trost. Denn es bedeutete, dass er nicht durch irgendeinen Zufall herausgefunden hatte, wie sie den Abend verbracht hatte.
    »Ich bin immer spät dran, wenn ich Mill besucht habe«, erwiderte Marjorie.
    »Eine komische alte Pute«, sagte Ted. »Ich kann mir nichtvorstellen, was ihr beide euch zu erzählen habt. Scheint ja immer ’ne ganze Menge zu sein.«
    Er zog seine Pyjamajacke über seine haarige Brust und ging ins Bett, während Marjorie ihr bestes marineblaues Kostüm auf den Bügel hängte.
    »Beeil dich und mach das Licht aus«, sagte er. »Ich bin müde.«
    George war ihr in einiger Entfernung den Harrison Way entlang gefolgt. Auch er hatte das Licht im Fenster des ersten Stocks gesehen und vermutet, dass Grainger auf seine Ehefrau wartete. Ihm war der Gedanke gekommen, dass es besser sein könnte, an Ort und Stelle zu sein für den Fall, dass Grainger irgendetwas herausgefunden hatte und Marjorie seine Hilfe brauchte. Aber der Anblick dieses Lichts dort oben hatte die Vermutung schwinden lassen. Er sah zu, wie das Licht im Hausflur erlosch, als Marjorie hinaufging, und er wusste, jetzt war sie dort oben mit Grainger im Schlafzimmer. Die Vorstellung, die sie vorhin in ihm heraufbeschworen hatte, quälte ihn mit lebhaften Bildern, während er dort stand und zu dem erleuchteten Fenster hinaufstarrte. Jetzt betrachtete Grainger den schönen schlanken Körper, der ihm versagt blieb. Ely war verrückt vor Eifersucht, als er dort

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