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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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stand in der stillen nächtlichen Straße. Das Licht ging aus, und jetzt lag sie neben Grainger im Bett. Vielleicht legte er gar seine grobe Hand auf sie.
    Ely stöhnte beinahe laut auf, als ihm dieser Gedanke kam. Schließlich drehte er sich um und lief aufgewühlt durch die verlassenen Straßen auf seinem Weg zurück in die Dewsbury Road. Doch an der Ecke zur Cameron Road ließ ihn ein neuer Gedanke, der seine verrückte Selbstquälerei durchbrach, in seinem rhythmischen Schritt einhalten. Es hatte irgendetwas Seltsames in Marjories Tonfall gelegen, als sie vom Donnerstagabendsprach. Was am kommenden Donnerstagabend beunruhigte sie so? Auch im Bett konnte George Ely keinen Frieden finden. Er war kaum Herr seiner Eifersuchtsanfälle geworden, da war er auch schon wieder hellwach und grübelte über den Donnerstagabend.

18
    Der Donnerstagabend war düster und regnerisch. Der leichte Wind, der blies, war kühl und freudlos. Das Wetter hatte nichts zu bieten, was George Ely zu Geduld hätte verhelfen können, als er beim Holunderbaum wartete. Er pfiff noch einmal, ungeduldig, und starrte durch die Dunkelheit das Haus an, wo Marjorie vor ihm verborgen war. Im Wohnzimmer brannte Licht, das durch die Gardinen der Verandatür fiel. Hinter diesen Gardinen war Marjorie, und da sie auf seinen Ruf nicht sogleich kam, war vermutlich auch Grainger dort und genoss das Licht, die Wärme und Marjories Gesellschaft. Gott allein wusste, was in diesem Wohnzimmer hinter dem Schleier dieser Gardinen vor sich ging. Ely war verrückt, ja rasend vor Eifersucht. Er ballte die Fäuste in der Dunkelheit. Er konnte Marjorie weder misstrauen noch ihre Schwüre und Beteuerungen anzweifeln. Marjorie war auf seiner Seite gegen Grainger – er war ihr gemeinsamer Feind. Verzweifelt sehnte er sich nach Marjories Versicherung, dass es ihr gut ging. Er pfiff noch einmal, brodelnd vor Ungeduld und Sorge.
    Jetzt kam sie zu ihm. Wie ein Geist glitt sie den Weg entlang.
    »Nein, küss mich nicht, Liebster. Ich kann keine Minute bleiben. Ted wird sich wundern, was ich tue.«
    Er versuchte, sie an sich zu ziehen. Doch sie widersetzte sich ihm.
    »Nein, Liebling, wirklich, ich kann nicht. Ich bin nur gekommen, um dich zu bitten, heute Abend zu gehen. Es hat keinen Sinn, auf mich zu warten. Wirklich nicht. Ted ist so gemein.«
    Diese letzten Worte hatte sie gar nicht sagen wollen. Sie waren ihr bei ihren hastigen Erklärungen entschlüpft, mit denen sie George davon zu überzeugen suchte, dass er rasch gehen sollte.
    »Wie meinst du das? Was tut er?« Es war eher ein Knurren als ein Flüstern.
    »Oh nichts, Liebster. Das habe ich nicht so gemeint. Ich meinte nur, dass ich jetzt wieder hineingehen muss. Ich kann nicht bleiben.«
    Ted benahm sich wirklich gemein, aber davon wollte sie George nichts erzählen – das hätte sie nicht einmal getan, wenn sie heute Abend Zeit dazu gehabt hätte. Marjorie hatte beschlossen, diesen besonderen Kampf allein auszufechten. Es war genau die kritische Situation, für die sie sich schon den ganzen Tag gewappnet hatte. Sie konnte George nicht erzählen, dass sie Ted seit letztem Samstag mit Ausreden auswich, denn das würde notwendigerweise das Eingeständnis erfordern, dass mit ihren Ausreden ein stillschweigendes Versprechen für heute Nacht einherging. Und Ted war im Wohnzimmer und wartete darauf, dass sie zurückkam – es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, bis er anfangen würde, nach ihr zu suchen, und entdecken würde, was sie tat.
    »Was ist, Liebling? Was ist denn los?« Es lag Schmerz in Elys Stimme, da er ihre Aufregung spürte.
    »Ich habe einfach nur Angst, dass Ted herauskommt. Oh, lass mich gehen, Liebster. Auf Wiedersehen, Liebling. Auf Wiedersehen. Bis morgen.«
    Und dann war sie weg. Ely starrte ihr in der Dunkelheithinterher. Er ballte die Hände zu Fäusten, bis sie wehtaten; sein Kragen wurde ihm zu eng; doch dieses Unbehagen ging unter in der Woge von Kummer, die ihn verschlang. Seine Hilflosigkeit schockierte ihn.
    »Was sollen wir nur tun ?«, fragte er sich selbst. »Was sollen wir nur tun ?«
    Seiner Ohnmacht ausgeliefert, stand er eine Zeit lang im Garten da, ehe er den Trampelpfad an den Eisenbahnschienen entlang davonstapfte. Ein Vorortzug ratterte vorbei, ehe er die Abzweigung zur Simon Street erreichte. Dann ging er von Kummer gepeinigt im Laternenlicht durch die nassen Straßen zurück in die Dewsbury Road.
    Im Wohnzimmer im Harrison Way versuchte Ted, Marjorie in die Arme zu

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