Tödliche Option
könnten das machen.«
»Na gut, ich mach’s, aber ich möchte Ihnen etwas
Vorschlägen. Lassen wir uns etwas einfallen. Wenn Sie ihm keine fünfunddreißighundert
Dollar anbieten können und er die höhere Auszahlung gern hinterher als
Leistungsprämie hätte, und ich weiß von ihm, daß ihm das lieb wäre, warum kann
man nicht das Ganze als Anreiz behandeln? Wenn er hundert Prozent seiner
Bruttoproduktion in den ersten zwei Monaten behalten kann, dann achtzig Prozent
in den nächsten zwei Monaten und sechzig Prozent für den Rest des Jahres? Das
ist eine Garantie dafür, daß er sich ungeheuer anstrengen wird.«
»Mann, Wetzon, das ist wirklich gut. Da wäre ich
nie draufgekommen. Ich will es versuchen.«
Wetzon legte das Telefon auf und schrie. »Was
ist schlimmer als ein Börsenmakler, der sich nicht verändern will?«
»Ein Unternehmer, der sich nicht entscheiden
kann«, riefen B. B. und Harold pflichtbewußt im Chor. Smith drehte sich
verärgert nach ihnen um.
»Schließt bitte die Tür hinter euch.« Sie
schickte sie mit einer Handbewegung hinaus.
»Immer langsam«, sagte Wetzon. »Vergiß nicht,
daß wir das neue Luwisher-Profil suchen, was immer das ist. Fangen wir damit
an, daß wir eine Kartei geeigneter Personen zusammenstellen. Wir bereiten einen
Werbespruch vor und fangen morgen an, sie abzubieten.«
»Was spricht gegen heute?« Smith’ Ton war
beinahe streitsüchtig. Sie stampfte durch ihr gemeinsames Büro, das einmal das
Speisezimmer eines Sandsteinhauses aus dem 19. Jahrhundert gewesen war, gab
Harold einen Extraschubs in den Rücken und schloß energisch die Tür. Das
vordere Zimmer, wo früher eine große Küche mit Speisekammer und der Hausflur
gewesen waren, diente ihnen als ihr bescheidenes Empfangszimmer. Darin standen
B. B.s Schreibtisch, ein kleiner Zweisitzer und drei schmale Stühle. Für Harold
war ein Kämmerchen abgeteilt worden. Die Südwand von Smith’ & Wetzons
Büro bestand nur aus Fenstern und Glastüren, die auf einen Garten gingen, wo
sie bei gutem Wetter von den ersten Anzeichen des Frühlings bis zum ersten
Herbstfrost ihre Mittagspause verbrachten. Die weißen Eisenmöbel waren dieses
Frühjahr frisch gestrichen worden und sahen prächtig aus zwischen den Rot- und
Rosatönen der Tulpen und den dicken Stämmen der lila Wistarien, die an den
Backsteinmauern kletterten.
»Warum fängst du nicht heute mit den Anrufen an,
wenn ich fragen darf?« wiederholte Smith und trat neben Wetzon.
Wetzon sah ihre Partnerin mit zusammengekniffenen
Augen an.
»Meine Güte, hast du eine Laune. Das kommt
davon, daß du dich mit Koffein vollpumpst und nichts ißt. Gehen wir nach
draußen und reden miteinander.« Sie nahm den Strohhut mit dem großen
Gänseblümchenstrauß vom Regal und öffnete die Glastür. »Ich bin hungrig, und
unsere Sandwiches weichen bestimmt schon durch.« Sie waren auf dem Rückweg zum
Büro bei ihrem bevorzugten Sandwichladen What’s Cooking vorbeigefahren
und hatten Geflügelsalat mit Brokkoli und Dill auf Pitabrot mitgenommen. »Wenn
wir nicht essen, bekomme ich auch so schlechte Laune wie du.«
»Du hast völlig recht, Zuckerstück.« Smith’
Laune wurde plötzlich sonnig. »Hier, ich trage alles nach draußen, und du holst
die Teller.« Sie suchte rasch die diversen Papiertüten zusammen, dazu ihr Cola
Light und Wetzons Perrier, und war auch schon durch die Tür. »Scheiße!« sagte
Wetzon ins leere Zimmer hinein. Sie nahm zwei Plastikteller und zwei
Plastiktassen aus dem Einbauschrank im Bad und ging zu Smith in den
sonnenüberfluteten Garten.
»Ist das nicht herrlich?« sagte Smith, als sei
es ihre Idee gewesen. Sie zog einen Eisenstuhl ganz in die Sonne und benutzte
ihren Reflektor. Ihr schöner olivfarbener Teint ging schon in einen leuchtenden
Bronzeton über.
Wetzon betrachtete sie neidisch. Die Sonne war
bei ihrer hellen Haut für sie tabu, und sie schützte sich das ganze Jahr über
mit Creme und trug einen Hut beim ersten Schimmer der Frühjahrssonne. Ihr
Freund Carlos behauptete, sie habe einen Hutspleen, was wohl stimmte, denn sie
hatte an die dreißig Hüte in Schachteln, an Haken oder gestapelt auf dem alten
hölzernen Hutstock in ihrer Wohnung.
Smith öffnete das Cola Light und das Perrier mit
einem Knall und goß es mit einer Geste ein, als wäre es Champagner. Sie
lächelte Wetzon an. »Zieh deinen Stuhl vor, damit du um Gottes willen ein
bißchen Sonne abbekommst. Du siehst total erschöpft aus.«
Wetzon ließ den Stuhl, wo er
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