Tödliche Option
Falte bildete sich zwischen
ihren Augenbrauen, als sie das Telefon abnahm. »Jeder? Gut. Und die andern?
Ja.« Sie legte auf. »Ich muß mich wieder an die Arbeit machen.« Sie blickte auf
die Maschine. »Danke, Wetzon.«
Wetzon zog ihr Kartenetui aus der Kostümtasche.
»Hier ist meine Karte, Ellie. Ich schreibe meine Privatnummer auf die
Rückseite. Rufen Sie mich an.« Ihr Federhalter machte einen Tintenklecks auf
die Nummer, deshalb nahm sie eine neue Karte statt der mit dem Klecks.
»Bestimmt, Wetzon. Wir sprechen uns.«
Sie gaben sich die Hand, und Wetzon ging aus dem
Büro. Sie blieb auf dem Rückweg zum Konferenzzimmer an der Tür zu David Kims
Büro stehen. Er war über sein Telefon gebeugt und sah sie nicht. »Es ist
wichtig. Unterschreiben Sie einfach«, sagte er gerade. »Ich erzähle Ihnen
später alles darüber.« Smith würde sagen, daß sie bescheuert war, weil sie für
die Vermittlung nicht bezahlt worden waren, aber Wetzon war stolz auf das, was
David Kim aus sich gemacht hatte. Sie ging über den breiten Korridor, in dem
die Georgia O’Keeffes hingen, und war wieder im Empfangsbereich.
»Wie geht’s der armen Ellie?« fragte Maggie Gray
ohne großes Interesse, als Wetzon an ihr vorbeiging.
»Es geht.« Wetzon stieg die geschwungene Treppe
hinauf und kam zur Tür des Konferenzzimmers, als die anderen auftauchten.
»Wetzon«, sagte John Hoffritz, als er sie
entdeckte. »Ich möchte Ihnen für Ihren Vorschlag danken. Wir wissen das
wirklich zu würdigen.« Er drückte kräftig Smith’ Hand. Smith lächelte
freundlich und schien rundum zufrieden. »Ich bin davon überzeugt, daß für uns
alle etwas dabei herausspringen wird.« Er lächelte gequält. »Wir räumen das
Feld, damit Sie mit den Leuten ungehindert reden können.«
Diese Smith, dachte Wetzon und wurde von Carlton Ash unterbrochen. »Schön, daß
ich Sie kennengelernt habe.« Der dicke Mann rückte Wetzon zu dicht auf die
Pelle.
Sie wich zurück. »Soviel ich weiß, arbeiten Sie
an einer Studie über die Branche.« Er starrte sie an. »Ich würde sie gern
lesen. Das heißt, wenn sie keine geschützten Informationen enthält.«
Seine Augen wurden matt. Kleine Schweißperlen
bildeten sich am Haaransatz und auf der Oberlippe. »Was für ein Bericht? Ich
weiß von keinem Bericht?«
»Was Sie nicht sagen. Aber wenn Sie die Branche
wirklich aufrütteln wollen, würde ich mich freuen, es zu erfahren.« Sie
bedachte ihn mit einem herzlichen Lächeln und kam sich genauso verlogen wie
alle andern vor.
»Ich bin als beratender Psychologe hier.«
»Selbstverständlich«
»Haben Sie eine Geschäftskarte?«
»Komm schon, Wetzon«, mischte sich Smith ein.
»Gehen wir. Wir haben eine Menge Arbeit.«
»Sekunde.« Wetzon schüttelte Smith’ ab, die an
ihrem Ärmel zupfte, und gab Dr. Ash ihre Karte. Kurz darauf saßen Smith und
Wetzon in einem Taxi, das sie zu ihrem Büro brachte. »Willst du mir nicht
verraten, warum wir es so eilig haben, Smith?«
Smith lehnte sich bequem zurück und betrachtete
ihre knallroten Fingernägel. Sie sah Wetzon affektiert aus dem Augenwinkel an,
antwortete aber nicht.
»Was hat Hoffritz gemeint... den Weg frei
machen, damit wir mit den Leuten reden können? Für was für einen Vorschlag hat
er mir so überschwenglich gedankt?«
»Wir werden ein bißchen für sie Detektiv
spielen, neben unser Vermittlerarbeit.« Smith zog ein Stück Papier aus ihrer
Aktentasche. Es war ein Scheck von Luwisher Brothers über zehntausend Dollar,
ausgestellt auf Smith & Wetzon.
»Was! Die haben uns einen Honorarvorschuß
gegeben. Kein Witz. Das ist phantastisch, Smith.«
»Nein, Schätzchen. Makler sind immer noch die
Bedingung. Das hier ist für etwas viel Interessanteres.« Wetzon spürte Hitze in
sich aufsteigen. »Smith, in was hast du uns da hineingeritten?«
»Hör zu, Wetzon, mit unserer Erfahrung...«
» Unserer Erfahrung?«
»Na ja, ich sagte ihnen, es sei dein Vorschlag.
Du hast Beziehungen... Kenntnisse von früheren Mordfällen. Sie möchten, daß wir
den Mörder vor der Polizei finden.«
»Oh, nein, Smith, du...«
Smith lächelte triumphierend. »Sie haben uns
engagiert, damit wir herausbekommen, wer Goldie Barnes getötet hat.«
»Ich kann ihm keine
Fünfunddreißighundert-Dollar-Garantie für drei Monate geben. Nicht bei den
Zahlen, die er mir gegeben hat. Ich brauche seine laufenden Abschlüsse.«
»Haben Sie ihn darum gebeten?« Wetzon ließ sich
die Wut nicht anmerken.
»Hm, nein. Ich dachte, Sie
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