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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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haben.«
Irgendjemand konnte Davids Büro benutzt haben, oder Ellie wußte aus irgendeinem
Grund nicht, daß David dagewesen war, oder sie deckte ihn. Nur eine Antwort war
richtig, sie hatte die Wahl.
    Sie gingen langsam in Ellies Büro zurück. Ellie
schloß die Tür hinter sich. »Ich glaube, am besten holen Sie mich hier heraus,
Wetzon.«
    »Wohin möchten Sie gehen?«
    Ellie drehte das goldene Amulett zwischen Daumen
und Zeigefinger. »Ach, ich weiß nicht. Ich dachte immer, ich würde ewig
hierbleiben, aber jetzt, wo Goldie tot ist...« Sie ließ sich auf den Stuhl
sinken, die Augen halb geschlossen, der Mund schlaff. »Ich habe die ständigen
Streitereien hier so satt. Doug ist der einzige anständige Mensch in dem
Haufen, und wer weiß, ob man bei ihm sicher sein kann. Er hat so einen dicken
südlichen Zuckerguß, daß sich darunter genauso etwas Ekelhaftes verbergen
könnte. Finden Sie für mich eine nette, ruhige, erstklassige regionale Firma,
vielleicht wie Tucker.«
    »Auch für David?«
    »Ja. Und meinen Assistenten Dwayne.« Sie sah
Wetzon an. »Wir kommen auf zwei Millionen für die laufenden zwölf Monate.«
    »Nicht schlecht.«
    »Allerdings. Nicht schlecht für eine ehemalige
Lehrerin.« Sie trank ihren Becher aus und schenkte einen letzten Schluck aus
der Flasche ein, die damit geleert war. Dann schraubte sie die Kappe wieder auf
und ließ die Flasche krachend in den Papierkorb neben dem Schreibtisch fallen.
»Das war’s.« Sie hob den Becher. »Auf den großen Dr. Carlton Ash selig. Sein
Ableben widerlegt das Sprichwort, daß nur die Guten jung sterben.« Ihr Mund
zuckte. »Wollen Sie mir wirklich keine Gesellschaft leisten, Wetzon? Es ist
noch genug drin, um zu probieren.«
    »Das sind sehr bittere Gefühle, Ellie.«
    »Sie haben den fetten Arsch nicht gekannt.«
    »Hat das alles mit der Studie zu tun, die er für
die Firma ausarbeitete?«
    »Was meinen Sie mit das alles? Was machen
Sie überhaupt heute hier, Wetzon?« Ellie starrte sie jetzt mit offener
Feindseligkeit an.
    Wenn noch ein einziger sie das fragte, würde sie
anfangen zu schreien. Aber jetzt konnte es vermutlich keinen Schaden anrichten,
wenn sie es sagte. »Er bat mich, ihn hier zu treffen.«
    »Er? Wer?« Sie nahm einen Schluck Bourbon und
schloß die Augen.
    »Der große Carlton Ash selig.«
    Ellie stellte den Becher hart auf den Tisch.
»Wirklich?«
    »Er wollte mir eine Kopie der Studie geben.«
    »Zweifellos frisch aus der Presse.« Mit
flattrigen Händen zog sie eine Zigarette aus einem zerdrückten Päckchen und
zündete sie an.
    »Zweifellos.« Wetzon schwieg einen Moment. »Er
sagte auch, er wisse, wer Goldie getötet hat.«
    Ellie lächelte. »Ich glaube, niemand hat Goldie
getötet, außer Goldie sich selbst. Der fette Arsch hat nur versucht, sich
wichtig zu machen, Wetzon, Sie sind reingelegt worden:« Sie lachte und schwang
sich mit dem Stuhl herum, um die Aussicht zu betrachten. »Er wird eine schöne
Schlagzeile in der Daily News abgeben.«
    »Mein Gott, Ellie...«
    »Verurteilen Sie mich nicht, Wetzon. Sie wissen
nicht alles.«
    Die Tür ging auf, und einer der jungen Makler,
denen Wetzon vorher begegnet war, steckte den Kopf herein. »Die Polizei will
alle draußen im Boardroom sehen, und zwar so schnell wie möglich.«
    Ellie seufzte. Sie holte eine blaue Nylontasche
und den Make-up-Spiegel vor und fuhr mit dem Kamm durch ihr Haar, dann legte
sie sorgfältig Puder auf und zog die Lippen nach.
    Wetzon stand auf. »Gibt es auf dieser Etage eine
Damentoilette?«
    »Selbstverständlich. Gleich nach dem Büro vom
fetten Arsch. Herren links, Damen rechts.«
    »Ich bin gleich wieder da.«
    Der Flur verengte sich am entgegengesetzten Ende
der Etage und bildete ein T. Wetzon ging nach links, ungefähr zehn Schritte
durch den Gang, und als sie Herren in dicken Buchstaben auf der Tür sah,
merkte sie, daß sie falsch abgebogen war. Sie machte kehrt. Blieb stehen. Sie
öffnete zögernd die Tür zur Herrentoilette. Niemand da. Ist auch gut so,
Wetzon. Stell dir vor, du hättest einen erwischt, wie er gerade...
    Sie unterdrückte ein Kichern.
    Der enge Gang führte an der Herrentoilette
vorbei. Neugierig ging sie bis zu seinem Ende weiter. Auf dem Türschild stand
AUSGANG, TREPPE 2.

  Das Vorgehen der Polizei, dachte sie
gähnend, war in jedem Bezirk, bei jedem Mord ein bißchen anders, aber es war
immer mit Warten verbunden. Wie bei Theaterproben. Die Gruppentänzer mußten
sich immer gedulden, bis der Regisseur oder der

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