Tödliche Option
Choreograph die Szene fertig
hatte.
Der diensthabende Detective war ein Lieutenant
namens Weiss, ein dunkler Mann mit einer phantastischen schwarzen Mähne. Er
trug einen sehr gut geschnittenen, leichten grauen Anzug, ein blaues
Button-down-Hemd und eine hellblau auf dunkelblau getupfte Seidenkrawatte,
weiche schwarze Ballyschuhe. Sehr modisch für einen Samstagmorgen.
Wetzon, die im Boardroom wartete, bis sie an die
Reihe kam, langweilte sich. Sie spürte, wie ihre Gedanken rastlos
umherschweiften. Hoffritz, Bird, Dougie waren nicht hier. Wahrscheinlich waren
sie getrennt verhört und mit einer gewissen Rücksicht behandelt Worden.
Schließlich waren sie die leitenden Direktoren. Die drei anderen Makler waren
auch schon fort. Vermutlich hatte sich jeder für den anderen verbürgt.
Sie griff zum Telefon, drückte auf 9 und rief
Smith in Connecticut an. Smith antwortete mit schlaftrunkener Stimme. »Tut mir
leid, daß ich dich geweckt habe«, flüsterte Wetzon.
»Sprich lauter. Wo steckst du?«
»Ich kann nicht lauter sprechen. Carlton Ash ist
gerade ermordet worden.« Sie überging Smith’ erstaunten Ausruf. »Ich bin noch
bei Luwisher Brothers. Ich melde mich wieder.« Sie legte trotz Smith’ Protest
auf.
Sie stand auf und streckte sich; am liebsten
hätte sie ein Bein auf den Schreibtisch gelegt und sich darüber gebeugt, aber
ihr Rock war viel zu eng, und außerdem war sie nicht allein. Sie sah auf die
Uhr. Zehn. Es kam ihr vor, als wäre sie schon einen ganzen Tag hier. Sie ging
hinüber und setzte sich zu Ellie, die eine Halbbrille mit rotem Rahmen trug und
eine Barron‘s durchblätterte.
»Was gibt’s?« fragte Ellie. Sie sah Wetzon über
den Brillenrand an.
»Sie nehmen sich viel Zeit für Neil.«
»Lächerlich.« Ellie schmiß die Zeitschrift hin
und sah auf die Armbanduhr. »Verdammt, ich habe den Kristall wieder verloren.«
»Arbeiten Sie oft samstags?«
»Es ist sehr schwer, sich auf dem laufenden zu
halten, wenn die Augen den ganzen Tag am Quotron kleben — das bittersüße Lied
der Optionenmakler.«
»Heißt das ja oder nein?«
Ellie lächelte ironisch. »Was soll das, Wetzon?«
»Tut mir leid.« Wetzon betrachtete ihre Hände.
Ein Fingernagel war abgebrochen.
Zwei Polizisten in Uniform standen am Eingang
zum Boardroom und unterhielten sich. Beide waren junge Männer mit buschigen
Schnauzbärten und langem Haar, das sich über den Kragen ringelte.
Ellie seufzte. Sie setzte die Brille ab und
steckte sie in ein blaues Nylonetui, das sie in ihrer gesteppten
Chanelhandtasche verstaute. »Nein, ich muß mich entschuldigen, Wetzon.
Ich vermisse Goldie, ich ertrage dieses Haus nicht mehr, und ich wünschte bei
Gott nicht den Tod dieses armen Trottels, aber es tut mir nicht leid, daß er
fort ist. Ash war ein Unruhestifter.«
»Unruhe welcher Art?«
»Ach, was weiß ich. Er war ein Schnüffler. Er brachte
uns so weit, daß wir uns alle gegenseitig an die Gurgel gingen. Oje.« Sie
kicherte. »So habe ich es nicht gemeint.«
»Sie gegen Goldie?«
»Um Gottes willen, nein. Goldie, Neil und ich
auf einer Seite und Search und Destroy auf der anderen.«
»Und Dougie?«
»Wer weiß? Er ist sich selbst der beste Freund.«
Ellie zuckte die Achseln. »Wie lange kennen Sie Dougie schon? Jahre, würde ich
wetten. Ich auch. Er ist eine Sphinx. Ich meine, spricht er Sie sexuell
irgendwie
an?«
Wetzon zog das in Erwägung. »Nein«, räumte sie
ein. »Obwohl er ziemlich sensibel ist.«
»Ja, das stimmt. Aber ich vermute, das hat
nichts zu bedeuten. Er macht vermutlich mit Search und Destroy gemeinsame
Sache, aber nur, wenn er glaubt, daß sie gewinnen werden.«
»Was gewinnen?«
»Alles. Diese Firma. Luwisher Brothers ist eine
Goldgrube. Das ist das einzige, was sie wirklich interessiert.«
»Mir sagt sexuell keiner von denen zu. Na ja,
vielleicht Neil.«
»Hm, Neil hat wenigstens richtiges Blut in den
Adern.«
»Und Goldie?«
»Goldie hatte sexuelle Ausstrahlung. Und ob.«
Sie sah Wetzon an, ausgeliefert, forderte sie zu einer Bemerkung heraus.
»Ms. Kaplan?«
Aufgeschreckt erhoben sich die beiden Frauen.
Ein übergewichtiger Detective in beigen Hosen und braunem Sportsakko blickte
von Wetzon zu Ellie.
»Ich bin Ellie Kaplan.«
»Kommen Sie dann mit, wenn Sie nichts dagegen
haben. Lieutenant Weiss ist jetzt für Sie da.« Der Detective machte kehrt und
ging an den Uniformierten vorbei in Richtung Empfangsbereich.
»Aber bin ich für Lieutenant Weiss da?« murmelte
Ellie. »Und
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