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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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selbstverständlich habe ich etwas dagegen. Ich hätte was Besseres
zu tun.«
    Ich auch, dachte Wetzon, während sie Ellie nachsah, die den Flur
hinunterging. Immer noch stehend, rief sie den Uniformierten zu: »Darf ich mal
kurz weggehen?« Sie deutete zum hinteren Ende der Etage.
    Die Männer sahen einander an und nickten. Wie
eineiige Zwillinge. Gut, daß nicht einer eine Frau war, denn dann wäre sie
begleitet worden.
    Sie ging an Davids Büro vorbei, indem sie sich
dicht an der Wand hielt, und schlüpfte durch die Tür in Ellies Zimmer. Sie sah
sich um. Was um alles in der Welt machte sie hier? Wonach suchte sie?
    Ellies Schreibtisch war ein geordnetes Chaos von
Papieren. Die Maschine war abgeschaltet. Wetzon setzte sich an den Schreibtisch
und zog eine Schublade nach der anderen heraus. Briefpapier, Umschläge,
Notizblöcke, Nagellack — ein schönes Rosa von Estee Lauder. Nagellackentferner.
Ein Flasche mit Kalziumtabletten aus Austernschalen. Ein Röhrchen Valium. Zehn
Milligramm. Schweres Geschütz. Sie schloß diese Schublade.
    Die untere Schublade enthielt das blaue
Make-up-Täschchen und den Standspiegel. Sie zog den Reißverschluß auf. Drei
Lippenstifte, eine Puderdose. Lidschatten, Mascara, ein Lidstift, Bürsten. Um
das Farbetikett an der Unterseite sehen zu können, drehte sie einen Lippenstift
um, und ein kleiner Fetzen weißes Papier löste sich und flatterte auf den
Boden. Sie hob es auf; es war etwas daraufgeschrieben. Es sah wie ein Stück von
einem Brief aus. Wetzon steckte die Hand tief in das Täschchen und fand weitere
kleine Papierfetzen, die meisten davon beschrieben.
    Es war ihr klar, daß sie sich zuviel Zeit ließ.
Sie mußte zurückgehen, oder sie würden Verdacht schöpfen. Sie suchte alle
Schnipsel zusammen, einschließlich dem auf dem Fußboden, und ließ sie in den
Geldbeutel fallen, zu den U-Bahn-Marken und den Münzen.
    Vermutlich hatte es nichts zu bedeuten. Ganz
gewiß ging es sie nichts an. Du meine Güte, sie wurde Smith immer ähnlicher.
Eine Freundin hintergehen. Ohne jedes Gewissen. Nein. Falsch. Arbeitete sie
nicht für Luwisher Brothers? Wie dem auch sei, sie hatte allen Grund, sich
schuldbewußt zu fühlen. Ellie war eine nette Frau. Also tu die Schnipsel
dahin, wo du sie gefunden hast, Wetzon, sagte sie sich. Nein, keine Chance.
    Sie vergewisserte sich, daß die Schubladen
geschlossen waren, und schlich aus dem Zimmer.
    »Wetzon?« Neil Munchen kam von der
Herrentoilette her auf sie zu. »Wie geht es Ellie?«
    Hoppla, dachte sie, auf frischer Tat ertappt. Sie strahlte ihn an. »Ich denke, gut.
Sie wird gerade ausgefragt. Ich habe eben ihren Kaffeebecher ausgespült.«
    Er schien ihre dämliche Erklärung hinzunehmen,
als wäre er in Gedanken woanders, und es überraschte ihn nicht, daß sie aus
Ellies Büro kam. »Sind Sie als letzte dran?«
    »Scheint so. Wie ist es gelaufen?«
    »Sie wollen bloß wissen, wer was und wann
gesehen hat. Alibis und so weiter. Der übliche bürokratische Mist bei einem
Unfall.«
    Wetzon ging mit ihm zum Boardroom zurück. »Worum
ging es bei dem Bericht, Neil — dem Bericht, den Ash für die Firma geschrieben
hat?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.« Er ging von
einem Schreibtisch zum anderen und kontrollierte, ob alles weggeschlossen war.
    »Wissen Sie es?« Sie folgte ihm.
    »Er hatte ihn nicht ganz fertig. Er wollte ihn
am Montag bei der Sitzung den leitenden Direktoren vorstellen. Er wollte ihm an
diesem Wochenende den letzten Schliff geben.«
    »Dieses Wochenende?«
    »Mhm.«
    »Hat ihm jemand bei der Arbeit geholfen? Eine
Sekretärin?«
    »Weiß ich nicht.« Er wurde böse. »Lassen Sie
mich in Ruhe, verstanden, Wetzon?«
    »Nein, Neil, das werde ich nicht tun. Sie müssen
eine Ahnung haben, worum es in dem Bericht ging. Sie sind hier Direktor.«
    Seine dunklen Augen fixierten sie müde. »Na gut,
ich weiß Bescheid. Wir haben Ash engagiert, damit er eine Machbarkeitsstudie
erstellt, aber wir wissen nicht, welche Schlüsse er gezogen hat.«
    »Eine Machbarkeitsstudie wovon?«
    »Meine Idee war es nicht, und Goldie war
dagegen.«
    »Was? Verdammt, Neil.«
    »Ich kann Ihnen nichts sagen, Wetzon.«
    »Okay, sagen Sie mir nichts, aber Sie werden es
der Polizei sagen müssen. Mann, Neil, Goldie ist tot. Jetzt ist Ash tot. Wenn
da ein Zusammenhang besteht? Und wenn es sich um einen Mord handelt?«
    Er fuhr sich mit der Hand über die Augen.
    »Es war Mord, schlaue alte Wetzon.«
Keiner von beiden hatte Ellie bemerkt, bevor sie sprach.

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