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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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tut doch was!« schrie Ellie.
    Wetzon trat an die Balkonkante und blickte
hinunter. Unten lag etwas auf der Marmortreppe. Zuerst sah sie die Schuhe, die
Sohlen, neue Schuhe, schwarze Schuhe... und wußte, wer es war, bevor sie das
Gesicht des Mannes sah, das von dem gewaltigen Körper verdeckt war. Carlton Ash
lag auf dem Rücken wie ein gestrandeter Wal, verkehrt herum, sein Unterkörper
auf den Stufen, der Kopf gräßlich verdreht auf dem Bodenteppich. Eine dunkle
Aureole aus Blut hatte sich um seinen Kopf gebildet. Sein Gesicht war blau.
    Sie spürte das Blätterteigstück im Hals
hochkommen und schluckte hinter vorgehaltener Hand.
    »Bleiben Sie zurück, Wetzon.« Hoffritz
versuchte, sie aus dem Weg zu drängen. »Verdammt, was machen Sie überhaupt
hier?«
    Sie rührte sich nicht. Ihre Füße schienen am
Boden festgewachsen zu sein, ihr Blick klebte an dem Ding auf der Treppe. Neil
Munchen war jetzt unten. Er bückte sich und hob Carlton Ashs schlaffe Hand an,
um den Puls zu fühlen. Er blickte zu den Gesichtern hoch, die hinunterstarrten,
und schüttelte den Kopf. »Wir rufen lieber die Polizei an.«
    »Noch nicht«, meinte Hoffritz. »Ruf 911 an, und
sag ihnen, daß wir hier einen Unfall hatten. Ich will ein wenig Zeit gewinnen. Laß
Jed Backer kommen, damit wir schnell eine Erklärung herausgeben. Und schiebe
seinen Kopf weg. Der Perser ist eine Viertelmillion Dollar wert.«
    »Sie dürfen ihn nicht berühren, John.« Wetzon
sprach leise, obwohl sie am liebsten geschrien hätte. »Er ist tot. Sie müssen
ihn so liegen lassen, damit die Polizei ihn sieht.«
    »Halten Sie sich heraus, Wetzon. Das geht Sie
nichts an«, fuhr Destry sie an.
    »Wetzon hat recht«, sagte Dougie ruhig, indem er
seine Hand unbefangen über ihren Rücken wandern ließ.
    »Ach, scheiß drauf«, sagte Hoffritz. »Aber legt
etwas unter seinen Kopf, damit er den verdammten Teppich nicht versaut. Ich
rufe Jed Backer an.« Er ging über den Flur weg.
    »Bei Johnny könnt ihr euch jederzeit auf den angemessenen
Kommentar verlassen«, bemerkte Dougie. »Klasse bricht immer durch.«
    »Gut, daß es nicht gestern passiert ist. Da
hätten wir keinen zum Arbeiten gebracht.« Destry machte eine ausholende Geste
und folgte Hoffritz.
    Neil sah zu Wetzon hoch. »Würden Sie bitte
anrufen, Wetzon?«
    »Nein, ich mach das schon«, sagte Dougie. »Neil,
such etwas, um den armen fetten Trottel zuzudecken. Das hält man nicht aus, wie
der uns anguckt.«
    Wetzon schaute auf Dr. Ash hinunter. Seine rechte
Hand war verkrampft, der Zeigefinger deutete auf sie — eine Anklage. Sie drehte
sich nach Dougie um, der eine wegwerfende Bewegung machte.
    »Galgenhumor.« Seine Hand ruhte auf ihrer Hüfte.
»Wetzon, ob Sie sich um Ellie kümmern könnten?« Er gab ihr einen kleinen Klaps
auf den Rücken und ging ins Konferenzzimmer. Wetzon wollte schon die Treppe
hinuntergehen, als ihr das Inhaliergerät in der Kaffeetasse einfiel. Carlton
Ashs Inhaliergerät. Was hatte es in der Tasse zu suchen — vor allem, was war
zwischen dem Augenblick, in dem es in die Tasse fallengelassen Wurde, und Ashs
Tod passiert?
    Sie folgte Dougie, blieb aber an der Tür stehen
Dougie rief die 911 an, während sie lauschte. Das Telefon schien richtig zu
funktionieren.
    Als er auflegte, fragte sie: »Hatte Dr. Ash ein
Büro im Haus?«
    »Er benutzte Angelos Büro auf der Etage unten.«
    »Wer ist Angelo?«
    »War, nicht ist. Angelo La Rocca. Er war unser
Mann für Rechtsfragen. Sprang vor ungefähr sechs Monaten vor einen Zug der
Linie F. Fünfundvierzig Jahre alt. Jammerschade. Wir haben noch keinen Ersatz
gefunden, deshalb habe ich mich um diese Sachen gekümmert. Wir haben Ash in
Angelos altes Büro gesetzt, nicht weit von Ellie.«
    Gleichsam als Antwort hörte man Ellies Stimme
von unten, die immer lauter wurde und nach Neil schrie, er solle eine Ambulanz
rufen, ihn zudecken, ihn von der Treppe fortschaffen.
    »Bitte, Wetzon.« Dougies Augen flehten sie an.
    »Okay, okay.« Sie ging aus dem Konferenzzimmer,
dachte wieder an das Inhaliergerät und machte kehrt. Dougie sprach wieder am
Telefon.
    »Das Glück ist uns hold«, sagte er. »Wir haben
sie in der Hand, und sie wissen nichts davon.« Er machte eine Pause. »Später.«
Er legte auf.
    Wetzon rannte von der Tür weg und war schon auf
der halben Treppe, als sie spürte, daß Dougie oben stand. Aus Angst, auf dem
glatten Marmor den Halt zu verlieren, drehte sie sich nicht um.
    »Passen Sie auf, Wetzon.« Neil kam hinter ihr
herunter.

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