Tödliche Option
waren die ganzen
Styroporkaffeebecher geblieben? »Was ist mit den Kaffeebechern?«
»Was für Kaffeebecher?« Weiss sah Drake an, der
die Achseln zuckte.
»Es standen mindestens zwei auf dem Tisch. Und
ein leerer Plastikteller mit Krümeln. Der Kaffee war noch warm.«
»Okay, das reicht.« Weiss schlug mit der flachen
Hand auf den Tisch. »Fangen Sie von vorne an.«
Drake zog einen Notizblock aus der Innentasche
seiner braunen Jacke, klappte ihn auf dem Tisch aus und notierte etwas mit
einem Kugelschreiber.
»Dr. Ash bat mich, ihn heute morgen um sieben
Uhr dreißig hier zu treffen. Er wollte mir eine Kopie der Studie geben, an der
er arbeitete. Er gab mir mehr oder weniger deutlich zu verstehen, daß darin ein
Hinweis zu Goldie Barnes’ Tod enthalten sei. Er sagte, er wisse, warum Goldie
ermordet wurde.«
»Sagen Sie, Ms.... Wetzon« Weiss schien Probleme
mit ihrem Namen zu haben — »falls Luwisher Brothers Ihr Kunde ist, was noch
nicht eindeutig erwiesen ist, Warum mußten Sie dann versuchen, heimlich an eine
Kopie dieser Studie zu kommen?«
Wetzon geriet allmählich in Wut. Vielleicht war
etwas dran an dem, was er sagte, und das machte sie noch Wütender. Sie setzte
sich kerzengerade und bot ihre ganze Würde auf. »Kunden haben Geheimnisse vor
ihren Beratern, und Berater haben Geheimnisse vor ihren Kunden. Das ganze
Geschäft besteht aus Geheimnissen, alles beruht auf Vertraulichkeit. Ich ahnte
— und Ash bestärkte mich darin — , daß in dieser Studie etwas steckte, das die
Branche erschüttern würde. Ich mußte wissen, was es war.«
»Berichten Sie, was Sie über Goldie Barnes’ Tod
wissen.« Weiss richtete den Blick auf Drake, ohne den Kopf zu bewegen.
»Versuchen Sie, dazu etwas aus dem Computer herauszuholen. Und fragen Sie
Arditti, was die Gerichtsmedizin herausgefunden hat. Ich möchte, daß jedes Fitzelchen
Material eingesackt wird.« Drake stand auf und verließ das Zimmer. Seine
Pistole zeichnete sich hinten am Hosenbund durch sein Jackett ab.
Normalerweise hätte sie gelächelt und versucht,
Weiss einzuwickeln, aber ihr gefiel sein Verhalten nicht. Wahrscheinlich haßte
er Frauen, insbesondere erfolgreiche Geschäftsfrauen.
»Nun?« Sein höhnischer Ton bestätigte sie in
ihrer Einschätzung.
»Es war bei einem Bankett zu Ehren Goldies,
Mittwoch abend. Er zog sich vom Geschäft zurück oder so ähnlich.«
»So ähnlich?«
»Angeblich wollte er nicht. Sie haben ihn
hinausgedrängt.«
»Hat er Ihnen das gesagt?«
»Du meine Güte, nein, aber das wußte jeder...«
»Wer ist sie ?«
»Sie? Ach so, Hoffritz, Bird, vielleicht Culver,
vielleicht andere.«
»Das war Silvestris Fall«, murmelte Weiss, mehr
zu sich als zu ihr.
»Ja«, sagte sie, während sie überlegte, ob sie
ihm sagen sollte, daß sie Silvestri angerufen hatte.
»Was haben Sie hier gemacht, so früh an einem
Samstagmorgen?«
»Ich sagte es bereits. Dr. Ash rief mich an. Er
bat mich herzukommen.«
»Warum Sie?«
»Keine Ahnung. Standen die Kaffeetassen hier auf
dem Tisch, als Sie kamen?«
Drake kam mit einem Blatt Papier herein. Weiss
warf einen flüchtigen Blick darauf und gab es Drake zurück. »Waren hier
Kaffeetassen, als wir herkamen?« fragte Weiss Drake. »Ich möchte die Gewißheit
haben, daß sie alles genaustem unter die Lupe genommen haben.«
»Ich überprüfe es.« Drake ging wieder hinaus.
Weiss wollte eine neue Zigarette anzünden, hielt
inne und legte sie weg. Wetzon verließ der Mut. Ohne seinen Nikotinschuß würde
er immer gemeiner werden. »Fahren Sie fort«, sagte er.
Wie brachte sie sich nur immer in solche
Geschichten? »Ich sollte hier heraufkommen — ich meine, ich sollte ihn um halb
acht bei den Aufzügen im siebenundsechzigsten Stock treffen, aber er war nicht
da. Es war überhaupt niemand da. Also ging ich hinauf, weil ich dachte, er
könnte das Konferenzzimmer gemeint haben. Jemand schlug die Tür zu und schloß
mich ein.«
Wie steckte Chris mit drin? dachte sie plötzlich. War er zurückgekommen,
hatte sie eingeschlossen und Carlton Ash ermordet? Nein. Chris war längst weg.
Sie hatte ihn weggehen sehen. Aber was hatte er hier gemacht, und warum hatte
er ihr so eindringlich geraten, nicht nach oben zu gehen?
»Und da haben Sie die Kaffeetassen gesehen?«
»Ich dachte, ich wäre über das Wochenende
eingeschlossen.« Sie mußte gegen ihren Willen lächeln. »Ohne etwas zu essen. In
einigen Bechern war noch Kaffee. Und der Kaffee war noch warm. Dabei fand ich
das
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