Tödliche Option
ist anstrengend.« Arthur beobachtete Carlos
vergnügt. Er drückte ihre Hand, dann hob er sie an die Lippen. Durch den Raum
strahlte Carlos sie an.
»Kommst du endlich rüber«, rief Wetzon, »ich
sterbe vor Hunger.«
»Kaffee?« fragte die Kellnerin und ließ drei
Speisekarten auf den Tisch fallen.
»Koffeinfreien für mich. Orangensaft und ein
Honigbrötchen bitte.«
»Schwarzen Kaffee und ihr Koffein dazu«, sagte
Arthur lachend. »Orangensaft, Rührei und einen Kleiemuffin.«
»Was nimmt Mr. Wonderful?« fragte Wetzon, als
Carlos sich zu ihnen vorarbeitete.
»Hafergrütze und schwarzen Kaffee«, bestellte
Carlos, während er sie mit Küssen überschüttete. »Also, Häschen, was tut sich
diese Tage im Dschungel?«
»Sehr witzig.«
»Bei Luwisher Brothers ist einiges los«,
bemerkte Arthur.
»Ziemlich viel. Sie sind Kunden.«
»Sie zieht Mord wie ein Blitzableiter an«,
spottete Carlos. »Ich glaube, wir müssen dich exorzieren lassen.«
»Du hörst dich langsam wie Smith an.«
»Da sei der Himmel davor«, sagte Carlos
dramatisch mit rollenden Augen.
Sie waren gerade bedient worden, als die
Empfangsdame an ihren Tisch kam. »Ms. Wetzon?«
Sie trank einen Schluck Kaffee. »Ja.« Ihre
Finger berührten das klebrige Brötchen.
»Am Eingang ist ein Officer der Polizei, der
nach Ihnen fragt.«
»Mannomann.« Carlos stand auf, legte die Hand
über die Augen, um nicht geblendet zu werden, und starrte zur Vorderfront des Restaurants.
»Setz dich hin, Carlos.« Ihr Herz klopfte. War
Silve-stri etwas zugestoßen? »Ich bin gleich wieder da.« Sie stand langsam auf,
leckte den Honig von den Fingern ab und folgte der jungen Frau nach vorn.
Ein stämmiger uniformierter Polizist stand
draußen vor dem Restaurant. Er hatte eine blasse rote Haut, und unter seiner
Mütze kroch karottenfarbenes Haar hervor. Er beobachtete die Leute und das
Treiben auf dem Straßenmarkt. Wetzon öffnete die Tür und trat hinaus.
»Ich bin Leslie Wetzon. Geht es um Silvestri?«
Er sah verwirrt aus. »Silvestri?« Er nahm die
Mütze ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Der Deputy Chief möchte
Sie unten in der Stadt sehen.«
»Der Deputy
Chief?«
»Ja, Ma’am.
Der Deputy Chief of Detectives. Ian
McMann.«
»Wohin fahren wir?« Wetzon schielte nach
seinem Namensschild. SIEGEL. Die Straße unter ihren Füßen war wie ein
Heizkörper. Ächzend überforderte Fensterklimaanlagen spien noch heißere Luft
auf sie herunter.
»Eins Police Plaza.« Officer Siegel wischte sich
mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn und hielt die hintere Tür des
Streifenwagens für sie auf. Schweißflecken zeichneten sich auf seinem
hellblauen Sommeruniformhemd ab. Zwei junge Männer, die einen Dobermann
ausführten, blieben stehen und glotzten, als sie einstieg. Auf der anderen
Straßenseite unterbrachen eine Mutter und zwei kleine Kinder ihren Weg zum
Markt.
»Mira, mira«, rief der kleine Junge und deutete mit dem Finger.
Eine Schlagzeile der New York Post —
Headhunter vermittelt Sex als Nebenjob — schoß ihr durch den Kopf. Sie
hatte nichts Unrechtes getan. Warum fühlte sie sich schuldig?
Es war noch schlimmer, als Siegel, der den Streifenwagen
in der zweiten Reihe neben anderen Polizeiwagen nahe dem 20. Revier an der 82.
Street geparkt hatte, in die Columbus einbog und die Sirene einschaltete.
Unerklärlicherweise gedemütigt, ließ Wetzon sich tiefer in den Sitz sinken. Sie
zog den Rock ihres Kleides gerade und machte sich klar, daß ihre
augenblickliche Aufmachung mit Sandalen, dem ärmellosen gelben Baumwollkleid
und dem gelben bedruckten Schal, den sie lässig um den Pferdeschwanz gebunden
hatte, nicht gerade die angemessene Kleidung für eine Begegnung mit dem Deputy
Chief of Detectives sei.
Siegel bog um die Ecke wie ein Rennfahrer und
verfehlte um Haaresbreite einen Lieferwagen der New York Times. Wetzon
rutschte über den durchgesessenen Ledersitz hin und her wie eine Stoffpuppe.
Sie flog mit einem dumpfen Schlag an die entgegengesetzte Tür.
»Warum so eilig, Officer Siegel?« Sie setzte
sich auf und hielt sich an der Lehne fest. Dann untersuchte sie ihren Oberarm.
Bestimmt würden sich da schwarze und blaue Flecke bilden.
»Der D.P. sagte >schnellstens<, Ms.
Wetzon, und der D.P. bekommt, was er will.« Rotes Haar, von dem Wassertröpfchen
fielen, ringelte sich auf seinem Nacken.
»Genau wie Lola«, bemerkte Wetzon.
»Wie bitte, Miss?«
Bin ich so alt, fragte sie sich, daß niemand mehr meine
Weitere Kostenlose Bücher