Tödliche Option
auf die Klimaanlage.
Wetzon nippte am Kaffee und schloß die Augen.
Sie sah den Tisch vor sich, die Gesichter und die Karten. »Sie spielten Poker,
alle, mit großen Karten.«
»Du meinst Tarockkarten. Ich wußte es, als ich
sie heute morgen legte. Du hattest einen parapsychischen Traum, Schatz. Mit was
für Karten spielten sie? Wer spielte was?«
Wetzon kramte in ihrem Gedächtnis. »Ich verstehe
nicht genug davon, um mich an Einzelheiten zu erinnern.«
»Vielleicht sollten wir dich hypnotisieren
lassen.«
»Das kannst du vergessen. Einer von denen
versuchte, mich zu befummeln.«
»Ach, du liebe Güte. Wer?«
»Ich weiß nicht. Es war ein gespenstischer Technicolor-Traum.
Aber am schlimmsten war die Tänzerin mit Goldies Kopf auf einer Platte.« Sie
schauderte. »Es war ekelhaft.«
»Herrlich!« Smith sprang auf und warf dabei
beinahe ihren Kaffeebecher um. »Denk nach, hat einer von ihnen geredet?«
»Alle redeten sie, einschließlich Goldies Kopf.«
Sie kicherte.
»Das ist nicht lustig. Du hast irgendeine
Botschaft erhalten.«
»Nein, nein, Smith. Du weißt, daß ich davon
nichts halte.«
»Und was hat Goldies Kopf gesagt? Lach nicht,
Wetzon.«
Wetzon lachte. Smith’ Mund zuckte.
»Er sagte«, rezitierte Wetzon. » Nur über
meine Leiche. «Sie starrten einander an, dann quietschten sie vor
Lachen.
»Ich muß gehen«, bedauerte Smith. »Er wollte in
einer Stunde zurück sein.«
Wetzon seufzte. »Sag ihm bitte nichts.«
»Versprochen.«
Sie begleitete Smith zur Tür. »Vermutlich werden
wir nicht herausbekommen können, was in dem Bericht, an dem Ash arbeitete,
gestanden hat.«
»Es sei denn, Janet Barnes weiß es, und wir
können es aus ihr herausholen.«
»Woher sollte sie es wissen?«
Das Telefon läutete.
»Ich finde allein hinaus.« Smith schien es
plötzlich eilig zu haben.
»Hallo«, meldete sich Wetzon am Telefon.
»La-di-da, Häschen.« Carlos’ Stimme war
überschäumend. »Der Himmel hat seine Schleusen geöffnet, aber das Fest wird
vermutlich weitergehen. Gilt unsere Verabredung zum Brunch noch?«
»Nur für mich. Silvestri mußte zur Arbeit.«
Sie legte auf und machte einige Pliés und
Streckübungen an der Barre, die an der Wand ihres Eßzimmers entlanglief, vor
Spiegeln vom Boden bis zur Decke. Sie war wieder gut in Form, ihr Körper schien
ihr lang und biegsam. Gott, Sie sind so ein winziges Ding, sagten die
Leute immer zu ihr, und sie verstand nicht, warum. Sie hielt sich für groß,
also war sie es. Sie lachte laut heraus und betrachtete sich im Spiegel. Sie
hatte mit den Netzstrümpfen in ihrem Traum ganz schön sexy ausgesehen.
Leichtfüßig ging sie über den Flur ins
Schlafzimmer und zog ein weites gelbes Strandkleid von Laura Ashley an, das
leichteste, was sie besaß. Es bestand wenig Hoffnung, daß der Regen eine
Atempause von der Hitze bringen würde.
Wie als Antwort darauf begann der Himmel sich
aufzuhellen, und als sie ihre Wohnung verließ und die Amsterdam
hinunterschlenderte, brannte die Sonne wieder, und die Feuchtigkeit erinnerte an
den Regenwald. Auf beiden Straßenseiten wurden die Kleiderauslagen und
Antiquitäten wieder aufgestellt. Würstchen brutzelten, und die belgischen
Waffelbäcker hatten zu tun. Ketten aus Luftballons von Lichtmast zu Lichtmast
schmückten die Avenue. Eine Salsaband spielte sich ein.
Die Avenue war für den Autoverkehr gesperrt und
füllte sich allmählich mit Menschen. Sicherheitsbeamte murmelten in
Walkie-talkies und beobachteten die Menge.
Wetzon traf vor Carlos und Arthur bei Sarabeth’s
Kitchen ein. »Drei«, sagte sie und nannte der jungen Frau am Eingang zum
Speisezimmer ihren Namen.
»Sie müssen sich noch etwa zehn Minuten
gedulden«, sagte die Frau. »Nett, Sie wiederzusehen.«
Die vordere linke Seite des Restaurants war ein
Brotladen mit wunderbaren Muffins, Plätzchen und Kuchen, Marmeladen und Gelees
im Angebot. Sie musterte die Auslage und kam zu dem Schluß, daß sie vielleicht
ein Honigbrötchen zum Frühstück essen würde.
»Ms. Wetzon, Ihr Tisch ist fertig.«
Sie wurde an einen Tisch im hinteren Teil des
Restaurants geführt, als Carlos mit Arthur im Schlepptau eintraf — ein ernster
Arthur mit feierlichem Gesicht und grauem Bart und ein ausgelassener Carlos.
Sie waren seit zwei Jahren zusammen, und sie hatte Carlos nie glücklicher
erlebt. Er warf ihr einen Kuß zu und blieb dann an mehreren Tischen stehen, wo
er jemanden kannte.
»Er ist unglaublich.« Wetzon streckte Arthur die
Hand hin.
»Er
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