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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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natürlich, Sie haben unser
tiefstes Mitgefühl... ja... Sie wissen, daß wir Ihnen zu Diensten sind.«
    Sie machte Wetzon groteske Grimassen, und ihre
Augen funkelten. »Montag? Wir könnten um neun kommen... aha, verstehe. Halb
zwölf paßt gut.« Sie sah Wetzon an, die ungeduldig nickte. »Also bis dann.« Sie
legte auf.
    »Worum geht es?«
    »Wir sind eingeladen, bei Luwisher Brothers über
neue Einstellungsverfahren zu reden.«
    »Neue Einstellungsverfahren? Wer übernimmt die
Firma?«
    »Er hat mich nicht aufgeklärt.«
    »Der König ist tot, es lebe der König.«
    Smith fixierte das Telefon, dann Wetzon. »Es
paßt ihnen nicht um neun wegen einer polizeilichen Ermittlung.« Sie schauderte.
    »Eine polizeiliche Ermittlung? Weswegen? Die
Verfahren? Eine Buchprüfung? Was?«
    Dunkle Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben,
ohne daß sie es bemerkt hatten. Ein Windstoß fegte durch die offenen Türen,
wirbelte Papiere auf und blies sie in alle Ecken. Die Frauen sprangen auf und
schlossen mit einiger Mühe die Glastüren. Ein gezackter Blitz fuhr aus dem
dunkelgrauen Himmel und schlug in den hohen Holzzaun, der den Nachbargarten
abschloß. Gerade als der Zaun Feuer fing, öffnete der Himmel seine Schleusen,
und die Flut löschte die Flammen. »Es geht los«, sagte Smith.

  Sie nahmen ein Taxi zum Luwisher Tower
gegenüber dem World Trade Center, Smith im pflaumenblauen Kostüm und Wetzon im
dunkelblauen Nadelstreifen. Smith war wie immer zu spät gekommen, und jetzt
steckten sie im Stau der Autos, Lastwagen und Taxis, die im Schneckentempo vom
FDR Drive im unteren Manhattan abbogen. Die Temperaturen waren seit dem frühen
Morgen rasant gestiegen, und es war heiß.
    »Er schreibt, daß ihm die Schlußprüfung in
Algebra Sorgen macht.« Smith las einen Brief von ihrem Sohn Mark, der sein
erstes Quartal an St. Paul’s fast hinter sich hatte und zum erstenmal von zu
Hause fort war. »Wie ich ihn vermisse«, sagte sie plötzlich und berührte die
Augenwinkel mit einer Fingerspitze. »Ich auch, aber genießt er es nicht?«
    »Ich weiß nicht.« Smith sah aus dem Fenster auf
die Baustelle, die eine Spur der Schnellstraße beanspruchte, und runzelte die
Stirn. »Ich kann zwischen den Zeilen lesen, und ich weiß, daß er mich vermißt.
Aber Jake meint, er muß eine Weile für sich sein.«
    Wetzon gab es nicht gern zu, nicht einmal vor
sich selbst, aber Jake Donahue hatte recht. Mark war jetzt fünfzehn, und es war
an der Zeit, daß er sich aus der engen Beziehung zu seiner Mutter löste.
    »Das Schuljahr ist ja fast vorbei. Er ist bald
zu Hause.« Ihr Taxi stieß an die Stoßstange des Lieferwagens vor ihnen, und der
Fahrer, ein kleiner Latino, schoß aus seinem Wagen und begann, auf Spanisch auf
den Taxifahrer einzuschreien, einen Schwarzen mit unbewegtem Gesicht. Ihr
Fahrer öffnete die Tür und schrie zurück: »Scheiß Mex...«, als ein
Verkehrspolizist auftauchte, die Stoßstange inspizierte und dann beide Fahrer
wieder auf ihre Plätze winkte. Der Verkehr geriet wieder in Bewegung.
    »Sag es bitte keinem, Wetzon, aber ich glaube,
Jake ist eifersüchtig auf Mark.«
    Es war absolut nicht Smiths Art, sich so besorgt
zu äußern. Doch Smith hatte sich in letzter Zeit sehr verändert. Sie ging seit
über einem Jahr zu einem Therapeuten. Ihr Leben schien sich seit der
Katastrophe mit Leon stabilisiert zu haben, und ganz bestimmt arbeitete es sich
leichter mit ihr.
    »Du lieber Himmel, Smith, wem sollte ich es
sagen? Und warum soll er auf einen fünfzehnjährigen Jungen eifersüchtig sein?«
Falls der große Jake Donahue tatsächlich eifersüchtig war, dann mußte Smith das
selbst verursacht haben, indem sie den Sohn gegen den Liebhaber ausgespielt
hatte.
    »Jake hat für Mark arrangiert, daß er den Sommer
in Arizona verbringt und auf einer Rinderfarm arbeitet.«
    »Ja? Hört sich toll an. Freut sich Mark darauf?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe nicht mit ihm darüber
gesprochen. Ich wollte warten, bis er zu Hause ist.«
    »Das geht in Ordnung, bestimmt. Und falls nicht,
dann gehe ich, und du kannst mit Mark das Geschäft den Sommer über
führen.«
    »Wetzon, falls ich es dir in letzter Zeit nicht
gesagt habe: Du bist eine wunderbare Freundin — und ich liebe dich.« Sie
faltete den Brief zusammen, schob ihn in den Umschlag und verstaute ihn in der
Aktentasche.
    »Nanu, danke, Smith.« Wetzon war überrascht und
auch ein bißchen gerührt.
    »Also dann.« Smith wand sich, um den Rock
glattzuziehen, der hochgerutscht

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